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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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May? Du wolltest zu mir kommen, um mir zu sagen …?«
    »Ja, ich will deine Frau werden!« Ihre Worte überstürzten sich. »Ja, ich wollte schon immer deine Frau werden, schon immer, ich habe es nur nicht gewußt. Ich will dich heiraten und will dir eine so gute Frau werden, wie ich nur irgend kann. Du mußt aber diese elende Uniform wieder ausziehen, sofort, und mit mir auf unsere Farm zurückkehren; da wollen wir beide unseren Acker bestellen.«
    »Warum – aber –?« Budge wußte nicht weiter; er starrte auf seine blanken Knöpfe und seine schweren Schuhe. »Aber, liebes Herz, ich kann nicht mehr zurück. Ich bin Soldat. Die Männer kamen und haben mich abgeholt!«
    »Kamen und haben dich abgeholt? Wovon redest du?«
    »Ja, die Rekrutenkommission! Sie sagten, es gäbe jetzt ein neues Gesetz, daß alle jungen Männer eingezogen werden.«
    Sie atmete schwer: »Sie haben dich also gezwungen mitzugehen? Auch als du sagtest, du wolltest gar nicht?«
    »Ganz so schlimm war es nicht. Es kam mich nicht mehr so hart an, seit du mir damals so verschiedenes erklärt hast. Daß du dich schämen müßtest und all das. Bloß …«, er zögerte, holte tief Atem und stieß dann hervor: »Bloß hab' ich das heulende Elend gekriegt, als ich wirklich meine Felder im Stich lassen mußte.«
    Corrie May erhob sich langsam und mühselig. Sie verstand vollkommen, was geschehen war. Budge hatte im Schweiße seines Angesichts vom ersten Morgengrauen bis zum letzten Licht des Abends schwer gearbeitet, hatte das Unkraut gejätet, seine Baumwolle gepflanzt, seinen Garten bestellt, denn er wollte selbständig werden und es zu etwas bringen in der Welt; jede Krume seines Bodens war ihm lieb und teuer gewesen; er hatte geackert und gegraben in Hitze und Kälte und Regen, mochten auch die Knochen schmerzen und die Mücken stechen. Und nun, da Äcker und Garten schön bestellt waren, da tauchten diese Kerls auf und holten ihn fort – mit Gewalt!
    »Diese schmutzigen Hunde!« knirschte sie leise zwischen den Zähnen hervor.
    »Aber, Corrie May!« fiel Budge besänftigend ein. »Solche Worte mußt du nicht in den Mund nehmen! Ein gutes Mädchen wie du!«
    »Ich sage, was ich denke!« schlug sie böse zurück. »Diese Bande, die dich von deinem Haus und Hof wegholt, damit du dir für anderer Leute Nigger die Knochen zerschießen läßt. Ich sag's und sag' es laut heraus! Ich sag' es jetzt und jeden Augenblick, und wer mich hindern will, den werd' ich ins Gesicht schlagen.«
    Sie war außer sich geraten und lief, so schnell sie konnte, wieder zum Feuer zurück. Blindlings drängte sie sich durch die Menge; sie glühte vor Not und Wut. Wer sie aufhalten wollte, den stieß sie um. Mochten sie fallen! Was kam es darauf an! Irgendwer mußte diesem Wahnsinn ein Ende setzen! Irgendwer mußte es laut herausschreien, mußte es diesen ahnungslosen Leuten sagen, wofür sie eigentlich kämpften! Nicht weit vom Feuer saß ein Kind auf einer Warenkiste; sie drängte es herunter – mochte es brüllen, mochte seine Mutter auch ärgerlich fragen, was sie sich eigentlich dächte –! Sie sprang auf die Kiste hinauf und schrie, so laut sie konnte:
    »Halt, halt! Ihr Leute alle! Hört auf mit eurem Gesinge und Geschrei! Geht nach Hause und kümmert euch um eure Sachen und nicht um diesen verrückten Krieg!«
    Rings um sich her hörte sie viele Leute geradezu keuchen vor Verwunderung: »Wer ist denn das? – Die kleine Upjohn – ihr Vater ist der Prediger aus dieser Straße. – Ach der! – Der ist nicht ganz richtig, nicht?«
    »Ihr denkt, mein Papa ist nicht ganz richtig«, schrie Corrie May. »Ist er auch nicht! Wenn sein Verstand in Ordnung wäre, dann hätte er sich nicht breitschlagen lassen und wäre ins Feld gezogen, damit anderer Leute Nigger Sklaven bleiben. Seid jetzt alle einmal still und hört auf mich!«
    Die Menge horchte tatsächlich auf; die Leute waren im Augenblick viel zu verblüfft, als daß ihnen etwas anderes eingefallen wäre. Corrie May riß sich ihre Kappe vom Kopf und warf sich ihr verwirrtes, gelbes Haar mit einer heftigen Bewegung aus den Augen. Sie erhob sich auf ihrer Kiste über allen anderen; das Flackerlicht des Feuers beglänzte sie, als hätte sie seinen ganzen Schimmer auf sich vereint. Hell beleuchtet stand sie gegen den dunklen Hintergrund der nächtlichen Straße, bebend vor wildem Eifer, den Leuten die Wahrheit, die volle Wahrheit zu enthüllen.
    »Wozu führen wir diesen Krieg, wozu?« Sie kreischte beinahe.

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