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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Schatten auf der Haut seiner Arme stehen; Corrie May vermochte kaum, die Augen davon abzuziehen. Die Seife verbreitete einen strengen und sauren Geruch. Das Schwarze unter seinen Nägeln auszukratzen – darauf verfiel er nicht.
    Als Corrie May gerade ihren Fuß über die Schwelle setzen wollte, kam Ethel mit einer Ratte zum Vorschein; sie hatte das ekle Tier eben erschlagen und trug es an der Schwanzspitze vor sich her. »Wo das Viehzeug bloß ewig herkommt!« meinte sie halb mißmutig, halb gutmütig und warf den Kadaver ins Maisfeld. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und ließ sich dann ohne weiteres zum Essen nieder. Die Küche war niedrig und dunkel; es roch streng nach verbranntem Fett und Herdrauch. Zum Abendessen war heißes Maisbrot aufgetragen und Schweinebauch; dazu gab es gedämpfte Tomaten mit Zwiebeln. Man hockte auf groben, selbstgebauten Schemeln ohne Lehnen. Corrie May mußte, ob sie wollte oder nicht, der Mahlzeiten gedenken, die man ihr auf Ardeith vorzusetzen pflegte: Roastbeefs mit Reis und Sahnensauce, feine Gemüse, in Butter gekocht, Schokoladenkuchen mit Nüssen und Zuckerguß. Sie versuchte, eine Unterhaltung in Fluß zu bringen:
    »Wie gefällt's denn deinem Mann bei den Soldaten, Ethel?«
    »Ach, als ich ihn zum letztenmal sah, da gefiel's ihm noch ganz gut. Wie ihm das Leben an der Front gefällt, danach hab' ich ihn natürlich noch nicht fragen können.«
    »Dreizehn Dollar im Monat und alles andere frei – das ist ein schöner Haufen Geld!« bemerkte Corrie May. »So viel hat er am Hafen wohl niemals verdient.«
    »Manchmal schon – dann mußte er aber besonderes Glück haben. Ich kann mir wirklich viel auf ihn einbilden. Der Krieg hatte kaum angefangen, da trat er schon ins Heer ein.«
    »Unsere Männer aus dem Süden, die sind wirklich alle tapfer! Auf meinen Papa bin ich richtig stolz. Wie ist das mit dir, Budge? Willst du nicht auch zu den Soldaten?«
    Budge unterbrach für einen Augenblick den ingrimmigen Angriff auf den Berg von Maisbrot, Fleisch und Tomaten, den er sich auf den Teller gehäuft hatte. »Soldaten –? Da halt' ich nicht viel von. Natürlich habe ich auch mein Vaterland lieb und all diese Geschichten. Aber wer soll mein Grundstück versehen, wenn ich weg bin?«
    »Ein Feigling ist er ganz gewiß nicht, der Budge!« kam ihm Ethel hastig zu Hilfe. »Aber er hat ja recht. Wenn er in den Krieg zieht, ist keiner da, der seinen Acker bestellt.«
    Corrie May überlegte. Es gefiel ihr gar nicht, daß Budge nicht Soldat werden wollte. Wenn sie ihn nun heiratete, und die Leute fragten sie, bei welchem Regiment er stände – was sollte sie antworten? Sollte sie sich schämen müssen?
    »Meinst du nicht auch, daß jedermann gegen die Yankees ins Feld ziehen muß, wenn er nur irgend kann?« fragte sie ungewiß.
    »Nein, das meine ich nicht!« erwiderte Budge sehr bestimmt und ohne zu zögern. »Ein paar Männer müssen zu Hause bleiben, die Felder zu bestellen. Meinetwegen will ich die Baumwolle abschaffen und bloß noch Gemüse ziehen, wenn's befohlen wird. Aber meinen Acker laß' ich nicht im Stich, daß wieder lauter Unkraut drauf wächst!« Er hob seine Gabel und fuchtelte aufgeregt damit zu Corrie May hinüber. »Ich bin jeden Tag vor Sonnenaufgang aufgestanden und habe gearbeitet, bis ich abends nichts mehr erkennen konnte; habe Ordnung geschafft, hier auf diesen Feldern. Und dann hab' ich meine Baumwolle gepflanzt und hab' weitergeschuftet – und jetzt ist alles gut im Schuß, und ich denke nicht daran, mein Gewese im Stich zu lassen. Stell dir vor, wenn ich jetzt ins Heer einträte –! Käme ich wirklich mit heilen Knochen aus dem Krieg zurück, so fände ich mein Land an einen anderen vergeben, müßte mir etwas anderes pachten und die ganze schwere Arbeit von vorn anfangen. Ich bin so patriotisch wie jeder andere auch« – er setzte sich fest auf seinen Stuhl und hielt die Gabel aufrecht in der geballten Faust –, »aber von meinem Acker holt mich keiner weg!«
    Corrie May lächelte; sie zweifelte nach wie vor, ob er mit seiner Ansicht wohl im Recht wäre. Er redete von den Feldern, als handele es sich um seine Kinder. »Ich verstehe schon, was du meinst, Budge – «, antwortete sie gedehnt. »Aber …«
    Budge lachte sie über den Tisch hinweg an. Er hielt es offenbar für überflüssig, seine Ansichten weiterhin auseinanderzusetzen; statt dessen pries er Ethels Geschick, mit dem sie Tomaten und Zwiebeln zu schmoren verstand.
    Als sie

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