Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Corrie May Upjohn, das Schicksal bedeutete, dieser Budge stand im Hintergrund und wartete auf sie. Und gerade diesen ihren Budge hatte sie zurückgestoßen, weil er nicht hinausziehen wollte, sich für den Reichtum der Larnes aufzuopfern. Corrie May errötete vor Scham.
    Also gut! Sie wollte mit den Larnes und ihrer ganzen Sippe nichts weiter mehr zu tun haben, ein für alle Male! Ich werde Budge Foster heiraten, beschloß sie, und ihm helfen, seinen Acker zu bestellen. Bei der nächsten Gelegenheit will ich ihn aufsuchen und ihm sagen, daß er mit mir zum Pfarrer gehen kann, wenn er mich noch haben will. Zuvor aber soll er mir schwören, daß er bei seinem Entschluß beharrt, das Soldatenspielen und den Krieg zu meiden. Dann mögen die Yankees kommen und die Sklaven befreien; je eher sie es zustande bringen, desto eher werden Neger und Weiße, beide, um Lohn arbeiten müssen! Dann braucht kein weißer Mann mehr mit Sklaven um die Wette zu schuften, die keinen Lohn verlangen dürfen. Wenn die reichen Plantagenbesitzer den Krieg verlieren, dann erst werden auch die armen Leute so weit kommen, einmal auf der noblen Straße dahinzustolzieren und nicht immer bloß arm', weiß' Pack zu bleiben!
    Als sich Corrie May an diesem Abend bei Ann abmeldete, bat sie gleichzeitig um Urlaub für die kommenden Tage: sie fühle sich nicht besonders frisch. In ihrem Innern aber zweifelte sie kaum noch daran, daß sie den Boden von Ardeith nie mehr betreten würde.
    Nach langer Fahrt erreichte sie endlich den Rattletrap Square und bog in die Seitengasse ein, in der sie wohnte; überrascht hielt sie inne: fröhlicher Lärm und Gelächter quollen ihr entgegen. Mitten auf der Straße brannte ein Freudenfeuer, Würstchen wurden gebraten ringsum, und die Kinder sangen vergnügt ›Schöne blaue Flagge‹. Corrie May beschleunigte ihre Schritte und war bald vor dem Feuer angelangt. Inmitten der lustigen Versammlung prangte ein gutes Dutzend junger Soldaten in blanken, neuen Uniformen: Männer aus der Nachbarschaft, die sich hatten anwerben lassen und deren Abschied nun von allen Freunden, Verwandten und Bekannten gefeiert wurde. »Die armseligen Dummköpfe!« flüsterte Corrie May zornig vor sich hin. Verschiedene der Mädchen liefen ihr entgegen. Corrie May vermochte sich dem fröhlichen Spektakel nicht zu entziehen. Sie drängte sich mit den Freundinnen durch die munter quirlende Menge – aber plötzlich setzte ihr das Herz für einen Schlag lang aus. Denn als die Flammen aufflackerten, erkannte sie Budge – – unter den Soldaten!
    Er unterhielt sich lachend mit einem Nachbarn von früher, kaute an einer Wurst dabei, die noch an dem Stöckchen steckte, an dem sie gebraten worden war. Er trug einen grauen Uniformrock mit prächtig blanken Knöpfen und große, feste Schuhe an den Füßen. Auf seinen Zügen schienen Verlegenheit und Vergnügen miteinander im Kampf zu liegen; es war ihm wohl noch nie passiert, sich so in den Mittelpunkt der Ereignisse gestellt zu sehen wie an diesem Abend; doch zugleich schien er sehr mit sich zufrieden zu sein. Corrie May riß sich von ihren Freundinnen los und lief geradewegs auf ihn zu:
    »O Budge!« schrie sie. »Budge!«
    »Sieh einer an, die Corrie May!« Er schlug sich auf die Brust. »Wie gefällt dir mein neuer Anzug?«
    Ihr Atem ging kurz und hastig. Sie faßte ihn mit beiden Händen am Arm und zog ihn aus dem Getümmel; sie mußte ihn unter vier Augen sprechen und gleich.
    »Sag mir, Budge, sag mir, bin ich schuld daran, daß du ins Heer eingetreten bist? Hast du dir den Unsinn zu Herzen genommen, den ich damals geredet habe?«
    Budge blickte zu ihr herunter; er trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. »Ach, so schlimm war's nicht. Natürlich habe ich mir alles überlegt, was du mir gesagt hast. Ich habe lange darüber nachgedacht: daß du dich schämen mußt und nicht mit einem Manne verheiratet sein willst, der keine Lust hat, sein Vaterland zu verteidigen.«
    »Budge, Budge, ich denke jetzt ganz anders!« Sie zog ihn aus dem Lichtschein des Feuers in die Schatten unter den Hauswänden. Auf einer dunklen Treppenstufe ließ sie sich nieder; er hockte sich neben sie. »All die dummen Gedanken habe ich hinter mir, glaub's mir!« drang sie in ihn. »Morgen wollte ich zu deiner Farm hinauskommen, und wenn ich den ganzen Weg hätte zu Fuß laufen müssen, und wollte dir sagen …«
    Budges ehrliches Gesicht glühte im matten Abglanz des Feuers hoch auf: »Ist das wirklich dein Ernst, Corrie

Weitere Kostenlose Bücher