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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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Caro‘, befahl ich mir.
„Jan, Jan Sonnenfeld“, ich sprach den Namen laut aus, fühlte seinem Klang nach. Ich war unendlich glücklich, ihn wiedergefunden zu haben, aber …
Natürlich gab es eine Frau Sonnenfeld, was sonst? Die Situation hatte mich so überrumpelt, dass ich eben nicht einmal ansatzweise daran gedacht hatte, dass er verheiratet sein könnte.
Typisch Caro, naiv wie immer, was hatte ich denn erwartet? Natürlich war er verheiratet, hatte vielleicht sogar Kinder. Ich war schließlich auch verheiratet gewesen. Dass ein solcher Mann kein Single war, lag ja wohl auf der Hand.
Die vergangenen Jahre hatten ihm gut getan. Das Bild von ihm, welches ich in meinem Kopf bewahrt  hatte, wurde seiner Erscheinung lange nicht mehr gerecht. Er war kräftiger geworden, muskulöser, als würde er regelmäßig trainieren. Die wundervollen, lockigen Haare trug er etwas kürzer, er hatte natürlich ein paar Fältchen um die Augen bekommen, die ihm aber ausgezeichnet standen. Oh, diese Augen, sie bannten mich, ich konnte nicht anders, als ihn immer wieder anzusehen. Was für ein Mist war das alles.
Ich rekapitulierte die Situation. Draußen saß ein Mann, mit dem ich vor einer gefühlten Ewigkeit einen One- Night- Stand hatte, den ich eigentlich überhaupt nicht kannte, der mich aber immer noch genauso anzog, wie damals.
‚Mein Gott Caro, mach dir doch nichts vor, da draußen, keine zehn Meter weg von dir, sitzt der Mann, auf den du seit zwölf Jahren gewartet hast‘, das wurde mir gerade unweigerlich klar. Er hatte nichts, aber auch gar nichts von seiner Anziehung auf mich verloren, die Verbindung zwischen uns war nie unterbrochen gewesen, denn wenn mich eben nicht alles getäuscht hatte, empfand er genauso.
Das brachte mir allerdings gar nichts, denn er war verheiratet.
V E R H E I R A T E T !
Ich lachte auf, diesen Stoff sollte ich mir für mein nächstes Buch vormerken, das wurde sicher ein Renner. Langsam kam ich mir vor wie in einer drittklassigen Hollywood- Schmonzette.
Es klopfte und ich schreckte aus meinen Gedanken.
„Caro, ist alles in Ordnung? Frau Sonnenfeld ist eingetroffen und hat gleich einen Fotografen mitgebracht“, rief Harro.
„Alles ok, ich komme sofort, Harro“, antwortete ich, hievte mich hoch und sah in den Spiegel. Ich sah schlimm aus, Tränen und Wimperntusche harmonieren nun einmal nicht miteinander. Ich wusch mir das Gesicht und versuchte, mit bedeutend mehr Schminke als gewöhnlich meine verheulten Augen zu kaschieren. Es graute mir, wieder hinauszugehen und vor allem graute mir davor, gleich Frau Sonnenfeld  gegenüberzustehen. Wenn sie nicht gerade mit schleichender Blindheit und absolutem Desinteresse  geschlagen war, musste sie sofort bemerken, was für Schwingungen zwischen Jan und mir im Raum lagen.
Ich verspürte den seltsamen Wunsch, mich auf Harros Toilette einzuigeln und abzuwarten, bis der Tag vorüber war. Seufzend warf ich meinen Kram in die Tasche, straffte die Schultern und verließ den Waschraum.
    In der Galerie ging es hoch her. Durch die Glastrennwand sah ich im großen Ausstellungsraum Harro und Jan und eine hochgewachsene, gertenschlanke Rothaarige, die einen Fotografen dirigierte. Es wurde immer interessanter, Jan hatte einen kleinen Jungen auf dem Arm und versuchte, ihm mit seiner freien Hand die Nase zu putzen. Dem Kleinen gefiel das überhaupt nicht, er drehte ständig seinen Kopf weg und ich hörte sein Gequengel durch die geschlossene Tür.
Ich atmete noch einmal tief durch, öffnete die Zwischentür wollte eintreten. Im selben Moment drehte sich die Rothaarige zu Jan um und zischte:
„Könntest du Darius bitte ruhig halten, ich versuche hier zu arbeiten. Schlimm genug, dass ich ihn mit hierher bringen musste. Geh doch bitte hinaus mit ihm, ich brauche ihn hier wirklich nicht!“
Mir fiel sofort ihr Akzent auf, sie sprach zwar ausgezeichnet Deutsch, aber man hörte, dass sie keine Deutsche war. Das Gesicht des Jungen verzog sich zu einer Grimasse und er fing laut an, zu weinen. Darauf folgte ein lautstarker Ausbruch seiner Mutter auf Polnisch, klar, ich hätte mir denken können, dass er mit einer Polin verheiratet war.
Vorsichtig schloss ich die Tür wieder, ich wollte da drin auf gar keinen Fall zwischen die Fronten geraten. Ich sah Jan etwas antworten, dann drehte er sich um und ging zur Tür. Unsere Blicke trafen sich durch das Glas und ich erschrak über den Ausdruck in seinen Augen. Unterdrückte Wut schlug mir entgegen, doch als er mich sah, klärte

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