Love and Disaster
herunter und küsste seine Augen, seine Wangen und seinen Mund.
„Es war unsagbar schön, dich wiederzusehen“, sagte ich. „Leb wohl Jan.“
Ich drehte mich um und lief, so schnell ich konnte weg von ihm, wieder einmal.
Am Auto angekommen, warf ich meine Tasche achtlos auf den Rücksitz und verließ, wie von Wölfen gehetzt mit quietschenden Reifen den Parkplatz. Nach ziemlich langer, planloser Herumkurverei landete ich an irgendeinem Waldweg, stellte den Motor ab und heulte mir die Seele aus dem Leib. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. War dieser Mann wirklich die Liebe meines Lebens? Hatte ich wirklich immer nur auf ihn gewartet?
Ich ließ einen frustrierten Schrei aus mir heraus, aber das half auch nicht, ich fühlte mich anschließend immer noch genauso schlecht.
Schließlich fuhr ich zu Mary und hoffte, dass sie zu Hause war. Ich konnte jetzt nicht allein sein, ich würde durchdrehen.
Die Fenster in ihrem Wohnzimmer im Obergeschoss standen weit offen, also war sie da. Erleichtert atmete ich auf und parkte meinen Wagen hinter der Einfahrt.
Simon, Harros Lebensgefährte, öffnete auf mein Klingeln und bekam bei meinem Anblick den Mund nicht wieder zu.
„Was ist passiert, Caro“, fragte er entsetzt. „Du siehst aus, als wärst du überfallen worden.“
„Es ist nichts, Simon, nur Liebeskummer. Mary ist oben?“
Simon nickte und grinste verschwörerisch.
„Ich bin nicht sicher, ob du hinaufgehen solltest, sie hat Herrenbesuch, so eine richtige Sahneschnitte.“
„Dann verschwinde ich lieber wieder“, ich umarmte Simon und war im Gehen begriffen, als oben eine Tür klappte und Schritte auf der Treppe zu hören waren.
„Ich glaube, du kannst bleiben, die Soiree ist beendet “, konstatierte Simon trocken und zog mich in die Nische neben dem Garderobenschrank.
„Du bist nicht salonfähig“, flüsterte er und ich musste wider Willen lachen.
Allerdings verging mir das gleich wieder, denn Robert kam die Treppe herunter. Wie war das zu verstehen, was machte Robert hier? Hatte er sich meine Worte zu Herzen genommen und sich wieder mit Mary versöhnt? Allein der Gedanke daran tat mir weh, ich empfand wohl doch mehr für Robert, als ich mir eingestand.
Aber ich war ja selbst schuld, mit meinem ganzen Gerede hatte ich ihn ja förmlich zu ihr hingetrieben. Ich konnte jetzt nicht nach oben gehen, dann hätte ich mit Mary darüber reden müssen. Diskussionen verkraftete ich heute nicht mehr.
„Ich fahre doch lieber nach Hause“, sagte ich zu Simon, als Robert aus der Haustür war. „Ich wäre dir dankbar, wenn du Mary nichts erzählen würdest.“
„Gönn dir ein heißes Bad mit einer Gesichtsmaske und eine paar schöne, trockene Martinis, das wirkt Wunder“, sagte er augenzwinkernd.
„Oh ja, wenn ich auf die Heulorgie noch ein paar Martinis schütte, sehe ich morgen so genial aus, dass ich mich selbst nicht mehr erkenne.“
Simon lachte und griff sich eine Jacke aus dem Schrank.
„Weißt du, ich habe gerade nichts Besseres vor und ich bin wirklich ein total brillanter Zuhörer, aber vor allem glaube ich, dass du jetzt nicht allein sein solltest.“
Ohne auf mein Einverständnis zu warten, hakte er mich unter und schob mich aus der Tür.
Zu Hause angekommen, übernahm Simon das Kommando über mich. Er verbannte mich ins Bad, ich ließ die Wanne volllaufen und versuchte, mich im heißen Wasser und mit Mozart auf den Ohren ein wenig zu entspannen.
In der Zwischenzeit hatte er meine kläglichen Vorräte inspiziert, war zum Supermarkt geflitzt und hatte eingekauft. Als ich aus dem Bad kam, köchelte eine Bolognese auf dem Herd und Simon warf Spaghetti in einen Topf mit kochendem Wasser. Im Kühlschrank stand tatsächlich ein Krug mit Martinis. Er hatte den Tisch gedeckt und Blumen daraufgestellt.
„Du bist gekauft“, sagte ich begeistert und setzte mich. „Ich habe genug Platz, du hättest ein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad. Du könntest sofort einziehen, du bist besser als meine Mutter und Mary zusammen.“
Simon lachte, goss Rotwein ein und reichte mir ein Glas.
„Gegen Liebeskummer helfen Kohlehydrate und Fett und jede Menge Alkohol, glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.“
„Aber du hast doch keine Probleme mit Harro?“, fragte ich erschrocken, die beiden waren für mich der Inbegriff eines perfekten Paares.
„Nein, natürlich nicht“, beruhigte mich Simon. „Bei uns läuft alles super. Aber bevor ich Harro traf, war ich ziemlich oft unglücklich verliebt und hab ständig geheult
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