Love and Disaster
dem Sofa in einen komaähnlichen Schlaf gefallen. Nach Jans Abgang war ich so aufgedreht, dass an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Erneut stellte ich fest, dass Gefühlschaos meine Fantasie beflügelte, wenn das so weiterging, würde ich mein neues Buch in Rekordzeit fertig bekommen. Vielleicht sollte ich in Zeitungen annoncieren: ‚Schriftstellerin sucht verkrachte Liebesabenteuer zwecks Ankurbelung der Kreativität‘.
Ich erwachte nur vier Stunden später total übernächtigt und verspannt auf meinem provisorischen Nachtlager. Als ich beim Zähneputzen in den Spiegel sah, starrte mir Lady Horror entgegen. Ich duschte schnell, setzte eine Kanne extrastarken Kaffee an, schnappte mir ein Croissant und ging sofort wieder an mein Manuskript. Die Schreiberei lief gut, aber ich war übermüdet, mir tat der Rücken weh und ich hatte ausgesprochen schlechte Laune, was meine Romanhelden postwendend zu spüren bekamen.
Irgendwann gegen Mittag läutete es an der Tür und ich wurde unsanft aus meinem Schreibfluss gerissen.
„Verdammt“, knurrte ich und überlegte, ob ich überhaupt öffnen sollte. Wieso rückten mir die Leute in letzter Zeit ständig unangemeldet auf die Pelle? Es gab schließlich Telefone und einen Anrufbeantworter hatte ich auch, also was sollte das? Ich wollte einfach nur in Ruhe schreiben, wieso nahm niemand darauf Rücksicht?
Neugierig war ich trotzdem, also schlich ich mich auf Zehenspitzen zur Tür, lugte zum ersten Mal seit langem durch den Türspion und sah Robert vor der Tür.
Robert?
Wollte er mir die freudige Nachricht von sich und Mary persönlich überbringen? Ich hatte um nichts in der Welt Lust auf den zweiten Teil meiner ganz persönlichen Seifenoper. So leise, wie ich mich an die Tür geschlichen hatte, tappte ich zurück in mein Arbeitszimmer, setzte mich an den Schreibtisch und versuchte, den Handlungsstrang wieder aufzunehmen.
Als es neben mir leise klopfte, bekam ich vor Schreck fast einen Herzschlag. Robert stand in der offenen Fenstertür und grinste mich an.
„Schon mal was von Privatsphäre gehört?“, motzte ich ihn an. „So etwas nennt man Hausfriedensbruch, Herr Anwalt.“
„Du solltest dein Gartentor abschließen, liebste Caro, solche Nachlässigkeiten öffnen bösen Buben Tür und Tor, und das nennt man dann Anstiftung zu einer Straftat.“
Er schlenderte herein und sah mir neugierig über die Schulter. Schnell klickte ich mein Manuskript weg und schwang den Drehstuhl mit Karacho herum.
Robert sprang zur Seite, sonst hätte ihn die Stuhlkante voll erwischt.
„Du bist ja ausgesprochen reizend heute“, sagte er und musterte mich. „Harte Nacht gehabt?“
Er setzte sich unaufgefordert auf meinen Besucherstuhl und schlug die Beine übereinander.
„Musst du nicht arbeiten?“, blockte ich unwirsch ab, fragte dann aber schon etwas versöhnlicher:
„Was machst du hier um diese Zeit?“
„Du bist nicht ans Telefon gegangen und ich war in der Nähe“, antwortete er. „Ich will dich zum Essen einladen, deswegen bin ich hier.“
Ich schüttelte unwillig den Kopf.
„Robert, was soll das, wir waren uns doch einig, dass wir uns nicht mehr treffen.“
Er lachte mich wieder mal einfach aus.
„Das hast du so beschlossen, nicht ich. Ich wusste von vorn herein, dass ich dich nicht nicht mehr treffen will.“
Ich setzte zu einer Antwort an, aber Robert schnitt mir in seiner unnachahmlich charmanten Art das Wort ab.
„Ist aber auch egal, was ich will, denn eigentlich lädt dich Bernhard zum Essen ein. Er würde gern am Sonntag für dich kochen, wenn du Zeit hast.“
„Benni kann kochen? Echt?“, fragte ich erstaunt. „Ist das nicht noch viel zu anstrengend für ihn?“
Robert lachte wieder und sagte:
„Da mach dir mal keine Sorgen, Bennis Kochkunst besteht darin, einen fertigen Pizzateig zu belegen und in den Ofen zu schieben. Das kann er zur Not auch im Sitzen machen und er wird sich dabei bestimmt nicht verausgaben. Er will sich bei dir für deine Besuche im Krankenhaus bedanken und würde sich wirklich sehr freuen, wenn du kommen könntest.“
Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu:
„Ich würde mich auch sehr freuen, Caro.“
Ich sagte erstmal gar nichts. Die Frage nach Mary brannte mir auf der Zunge, aber ich schluckte sie hinunter. Darüber konnten wir immer noch reden.
„Ich habe nichts vor am Sonntag“, sagte ich schließlich. „Also sag Benni, dass ich mich freue und gern komme.“
„Sehr schön“, antwortete Robert. „Dann komm so gegen eins, ja?
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