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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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Wenn du nett bist, steuere ich noch einen Salat zum Essen bei.“
Er stand auf, drückte mir von oben herab einen Kuss aufs Haar und verschwand auf demselben Weg, den er gekommen war.
„Schließ das Tor ab!“, hörte ich ihn rufen.
„Ist ja gut“, murmelte ich.
Mittagessen bei den Dresens also, ich musste unbedingt vorher mit Mary reden und wissen, was zwischen ihr und Robert lief. Ich suchte nach dem Telefon und versuchte, sie zu erreichen. An ihrem Handy schaltete sich nach einer Weile die Mailbox ein, bei ihr zu Hause ebenfalls. Ich hinterließ ihr eine Nachricht und stellte den Klingelton wieder laut, um ihren Anruf nicht zu verpassen.
    Mary rief nicht zurück und war auch sonst nicht erreichbar, langsam machte ich mir Sorgen und rief Simon an, aber er wusste auch nicht, wo sie steckte. Bei der Gelegenheit gab ich ihm gleich eine knappe Zusammenfassung des gestrigen Abends.
„Also hast du den Märchenprinzen in die Wüste geschickt“, stellte Simon fest.
„Ja, gezwungenermaßen, aber ich habe mich von ihm breitschlagen lassen, die Lesung heute  doch zu machen“, antwortete ich. „Wir haben uns ausgesprochen und das mit der großen, einzig wahren Liebe hat sich ziemlich in Wohlgefallen aufgelöst.“
„Wie öde“, entgegnete Simon. „Ihr habt nur geredet und nicht genascht? Nicht mal eine winzig kleine Erinnerungsvögelei nach all den Jahren?“
„Simon!“, es war nicht zu fassen, was er da von sich gab. „Natürlich gab es keine Erinnerungsvögelei, was ist das überhaupt für ein Wort?“
Er lachte schallend, ich ließ mich davon anstecken und sagte:
„Allerdings kann ich seitdem schreiben, wie eine Irre, also hat mir das Ganze wenigsten etwas Gutes gebracht.“
„Ich werde mir das Herzchen nachher genau ansehen. Harro hat mich gebeten, heute Abend für die erlauchten Herrschaften ein wenig sanfte Fahrstuhlmusik aufzulegen. Das soll die Verkäufe ankurbeln.“
„Du bist unmöglich, Simon“, sagte ich und lachte. „Aber es ist beruhigend, dass ich heute Abend nicht ganz allein dort bin, bitte versprich mir, dass du mir hilfst, wenn die böse Königin wieder auf mich losgehen sollte. Auf Harro kann ich nicht zählen, ich glaube, er hat Angst vor ihr.“
„Wir werden viel lachen heute Abend, versprochen! Es hat sich jede Menge Hautevolee angekündigt. Wir werden alle Anwesenden gnadenlos durch den Kakao ziehen. Aber ich muss jetzt Schluss machen, ich muss noch zusammenpacken für heute Abend und dann fahre ich zur Galerie. Falls ich Mary noch sehe, sage ich ihr, dass sie dich anrufen soll.“
„Danke Simon, bis später“, sagte ich und legte auf.
Unruhig tigerte ich durch die Wohnung. Mein Kopf schwirrte, ich wollte weiterschreiben, aber dann hätte ich mich garantiert nicht wieder losreißen können. Ich kannte mich, ich neigte dazu, wie eine Besessene durchzuschreiben, nur kurz zu unterbrechen, wenn mir vor Hunger schlecht war, und eventuell ein kurzes Nickerchen zu halten, wenn ich die Augen gar nicht mehr offen halten konnte. 
Am Ende zog ich es vor, noch ein paar Stunden zu schlafen, damit ich am Abend nicht total wie Braunbier mit Spucke aussah.
    Später steckte ich mir die Haare hoch und investierte fast eine ganze Stunde in meine Kriegsbemalung. Meine Augenringe waren rekordverdächtig, also trug ich eine Extraportion Abdeckcreme auf und trimmte mein müdes Gesicht auf strahlend frisch.
Ich warf mich in ein schlichtes kleines Schwarzes, das passte immer und kramte nach kurzer Überlegung meine schwarzen Stilettos heraus. Ich hatte die Dinger aus Mangel an Gelegenheit ewig nicht mehr getragen, mir taten bereits nach wenigen Minuten die Füße grauenhaft weh.
Aber es gab kein Pardon, ich wollte schließlich heute Eindruck schinden. Wenn wirklich ein solch illustres Publikum anwesend war, wie von Jan angekündigt, musste ich seriös wirken und gut aussehen.
Ich hatte Lampenfieber wie nie zuvor in meinem Leben. Bei den Lesungen, die ich bisher absolviert hatte, war ich vorher zwar auch nervös, aber niemals so aufgeregt wie heute gewesen.
Kunststück, bisher saß auch noch nie jemand wie Jan im Publikum. Was, wenn er meinen Roman schrecklich fand? Ich schrieb schließlich nur Unterhaltung, ich verfasste keine tiefgründigen, intellektuellen Ergüsse.
Ich rief mir ein Taxi, legte Handtasche und Buch zurecht und gönnte mir einen ordentlichen Schluck Whisky. Ich spürte den Alkohol warm durch meine Glieder rinnen und die Anspannung löste sich ein wenig. Vorsichtshalber suchte ich nach

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