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Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
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war ein herzensguter Kerl, aber leider auch ein gewaltiges Plappermaul. Es würde nicht lange dauern bis meine Schwester kommen und über mich herfallen würde.
„Das habe ich, warum auch nicht?“
Was war er für ein Mensch? Erneut ging mir auf, dass ich rein gar nichts von ihm wusste.
„Aus Rücksicht zu deiner Frau vielleicht? Oder deinem Sohn gegenüber?“
‚Oder mir gegenüber? ‘, setzte ich im Stillen hinzu, sprach es aber nicht aus.
„Meine Frau …“, Jan brach mitten im Satz ab und zögerte ein wenig, bevor er weiterredete.
„Du hast sie gesehen, sie ist wunderschön und sehr intelligent, ich lernte sie kennen und sie faszinierte mich sofort. Zu der Zeit hatte ich gerade die ersten Erfolge verzeichnet und sie sah in mir den Mann, der ihr ein gutes Leben ermöglichen würde. Sie ist sehr geschäftstüchtig und sehr fordernd, sie ist eine Frau, die dich ständig vorantreibt, die nie verharrt. Das ist gut bis zu einem gewissen Punkt, aber manchmal wird es mir einfach zu viel. Dann wünsche ich mir nichts mehr als einfach nur eine Frau, die mich liebt und keine Zuchtmeisterin. Anja kommt aus ziemlich fragwürdigen Verhältnissen, sie hätte ihr neues Leben um nichts in der Welt wieder aufgegeben. Sie wollte nie Kinder, aber um mich endgültig an sich zu binden, wurde sie schwanger. Sie ist Polin und katholisch, also gab es keine weiteren Diskussionen und wir heirateten. Darius war der Preis, den sie dafür zahlte.“
Er stütze die Ellbogen auf den Tisch, schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. „Sie hat Darius bekommen, um mich nicht zu verlieren. Ich will nicht so weit gehen und sagen, dass er ist ein Störfaktor in ihrem Leben ist, aber ich glaube manchmal, sie mag ihn nicht besonders. Du hast selbst gesehen, wie sie mit ihm umgeht. Ich muss ihn die meiste Zeit für sie mit lieben.“
„Liebst du deine Frau noch?“, fragte ich gerade heraus.
Jan sah mich an und ich konnte in seinen Augen lesen, dass ihm die Frage nicht gefiel. Auf seine Antwort war ich nicht gefasst, aber sie schien absolut ehrlich zu sein.
„Ja, ich liebe sie, aber die meiste Zeit bringt sie mich zur Weißglut und dann hasse ich sie mit derselben Intensität, mit der ich sie liebe. Aber ich brauche sie, eben weil sie mich antreibt. Keine Ahnung, ob ich ohne sie dahin gekommen wäre, wo ich jetzt bin. Das ist für dich sicher schwer zu verstehen, ich weiß. Ich begreife es die meiste Zeit selbst nicht, vielleicht besitze ich ja eine masochistische Ader und gestehe es mir nur nicht ein.“
    Mein Gott, war das schräg. Simons Bemerkung von der Seifenoper im Vorabendprogramm kam mir wieder in den Sinn und ich unterdrückte ein hilfloses Kichern. Wie war es nur möglich, dass mir mein Leben seit einer Weile wie von einem superkitschigen Drehbuch gesteuert vorkam?
Ich fasste zusammen: Mein verwunschener Prinz liebte seine böse Königin, war aber trotzdem hier bei mir und suchte nach Erlösung. Die böse Königin mochte wiederum ihren eigenen Sohn nicht und hatte ihn aus reinem Eigennutz in die Welt gesetzt.
Blitzschnell schossen mir die letzten Tage in den Kopf, wie ich Robert kennengelernt und warum ich ihn wieder verloren hatte, wie mein betrunkener Ex hier aufgetaucht und mich wieder zurückhaben wollte und jetzt Jan, meine tragische, ewige Liebe aus der Vergangenheit, der mit einer grauenhaften Ehefrau geschlagen war und der hier war um kurzzeitig einer mehr als eigenartigen Ehe zu entfliehen.
Ich musste der nackten Wahrheit ins Auge sehen, ich- Carolin Brendel- war in einer Seifenoper gelandet.
Die Anspannung, unter der ich die letzten Stunden gestanden hatte, suchte nach einem Ventil. Ich spürte Lachen in mir aufsteigen und unterdrückte den Reflex, mich nach versteckten Kameras umzusehen. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht, meine Schultern zuckten und ich versuchte vergeblich, dagegen anzukämpfen.
Jan war aufgesprungen und umfasste meine Schulten, nach den Geräuschen, die ich von mir gab, musste er denken, ich heule zum Steinerweichen. Ich schüttelte ihn ab, floh zum zweiten Mal an diesem Tag vor ihm ins Bad und verriegelte die Tür hinter mir.
Ich drehte den Wasserhahn voll auf, hockte mich auf den Badewannenrand und biss mir in den Handballen, um mein lautes Glucksen zu dämpfen. Ich hatte einen Lachkrampf, der langsam aber sicher in Hysterie überging, ich lachte und weinte gleichzeitig und rang krampfhaft um Fassung.
Jan, mein wunderschöner, tragischer Held, stand hilflos vor der Tür, rief nach mir

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