Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Love and Disaster

Love and Disaster

Titel: Love and Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Graf
Vom Netzwerk:
und klang völlig deprimiert, weil er dachte, ich weine wegen ihm und seiner seltsamen Ehe.
Allmählich wurde ich ruhiger und überlegte.
Ich könnte jetzt einfach hinausgehen und mir nehmen, wovon ich die letzten Jahre geträumt hatte. Ich bräuchte nur mit dem Finger zu schnipsen und Jan würde mich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, in den siebten Liebeshimmel entführen.  
Anschließend hätte ich eine wütende Ehefrau am Hals, die mich in der Luft zerfetzen würde, und dazu den Katzenjammer um einen Lover, der nach ein paar heißen Nächten wieder zu ihr zurückkehren würde. Jan war wirklich nur ein Traum, ein wunderschöner, bittersüßer Traum.
Die langweilige Caro war wieder im Lande, aber diesmal begrüßte ich sie freudig. Es wurde Zeit, mein Gehirn einzuschalten, vernünftig zu sein und mich von den Männern, die gerade mein Leben zu bestimmen schienen, zu verabschieden.
Jan würde sich niemals von seiner Ehefurie und seinem Sohn trennen, denn er brauchte sie beide. Robert würde sich mit Mary aussöhnen  und Clemens konnte von mir aus dahin gehen, wo der Pfeffer wächst. 
Wenn ich es recht bedachte, hatte ich mich mit dem Alleinsein arrangiert. Das war manchmal gar nicht so übel und es blieb einem eine Menge erspart.
    Jan war sofort bei mir, als ich aus dem Bad kam. Ich streckte beide Arme aus und hielt ihn auf Abstand.
„Geh nach Hause“, sagte ich und übersah geflissentlich seinen bestürzten Blick. „Geh nach Hause und bring dein Leben in Ordnung. Ich kann dir dabei leider nicht helfen.“
„Ich weiß“, antwortete er zerknirscht. „Es tut mir leid, dass ich dich so mit meinen Problemen überfallen habe. Was musst du nur von mir denken? Ich war nur so überglücklich, dich endlich wiederzusehen …“
„Das war ich auch Jan. Wir haben etwas Wundervolles miteinander geteilt, wir haben einander nie vergessen, aber letzten Endes haben wir uns nach einem Traum gesehnt, der nie real werden kann.“
Ich lachte auf und schüttelte den Kopf.
„Mein Gott, ich fasse nicht, was ich für Zeug rede, aber genauso ist es. Du versuchst, für eine Weile deiner Frau zu entkommen, ich versuche, der Einsamkeit zu entkommen. Das sind sehr schlechte Voraussetzungen für uns, denn wir werden dabei beide auf der Strecke bleiben.“
„Warum nur bist du damals weggelaufen“, Jan seufzte. „Ich stelle mir die ganze Zeit vor, wie unser Leben hätte aussehen können.“
„Ach Jan“, antwortete ich und lächelte. „Vielleicht wären wir heute glücklich miteinander, vielleicht nicht, wer weiß das schon.“
„Bitte komm morgen und lies aus deinem Buch.“
Ich schüttelte entnervt den Kopf und Jan reagierte entsprechend ungeduldig.
„Caro, du stehst auf sämtlichen Einladungen und auf der Pressekonferenz vorhin habe ich dich groß angekündigt, du kannst jetzt nicht mehr kneifen.“
„Ich kneife ganz sicher nicht“, protestierte ich. „Ich würde liebend gern lesen, aber nicht, wenn ich nicht erwünscht bin.“
Jan legte mir beide Hände auf die Schultern.
„Du bist sehr erwünscht, Caro. Ich habe am Anfang meiner Karriere sehr viel Unterstützung von anderen bekommen, das möchte ich zurückgeben und stelle, sobald sich die Möglichkeit ergibt, neue Künstler vor, also nutze die Chance, dein Publikum zu erweitern. Es werden wirklich wichtige Leute kommen, ich habe seit mehreren Jahren nicht mehr in Berlin ausgestellt, dementsprechend hoch wird die Resonanz sein.“
Er hatte ja recht, ich sollte wirklich jede Chance nutzen, die sich mir bot. Er hatte eine richtige Pressekonferenz abgehalten? Wer waren diese ‚wichtigen Leute’? Vielleicht war es ja doch keine gute Idee, die Lesung sausen zu lassen.
„Also gut“, sagte ich kurzentschlossen. „Ich komme. “
So richtig wohl war mir allerdings immer noch nicht dabei, Jan bemerkte es, denn er sagte:
„Anja wird dich nicht wieder behelligen, das verspreche ich dir. Außerdem ist sie morgen vollauf damit beschäftigt, die High- Society um den Finger zu wickeln, Anja wird morgen der eigentliche Star sein mit uns als Statisten in ihrem Zirkus.“
„Na dann sollte ich vielleicht mein Clownskostüm herauskramen“, sagte ich.
Jan lachte und es klang zum ersten Mal an diesem Abend befreit und herzlich.
„Ich sehe dich also morgen Abend in der Galerie, Carolin.“
Er küsste mich auf die Wange und ging.
Ich konnte es kaum fassen, aber ich fühlte mich erleichtert.
     

8. Kapitel
     
    Ich hatte die Nacht durchgeschrieben und war gegen fünf Uhr morgens auf

Weitere Kostenlose Bücher