Love at Stake 09 - Der verflixte siebte Biss-IO-ok
euch lieb und wollen eure Tanten sein.«
Raquel runzelte die Stirn und trat frustriert nach einem Stein. »Die haben nur Mitleid, weil wir Waisen sind.«
»Tino hat eine Mutter und einen Vater und eine Schwester«, flüsterte Coco. »Meine Mutter und mein Vater und meine Schwester sind tot.«
Caitlyn schluckte. »Wie ist das - es tut mir leid. Darüber willst du sicher nicht reden.«
Raquel hockte sich neben Coco auf die Bank. »Böse Männer sind in unser Dorf gekommen und haben unsere Familien umgebracht. Sie hassen uns, weil wir anders sind.«
Caitlyn atmete tief durch. Lieber Gott. Hatte man die Familien dieser Mädchen umgebracht, weil sie Vampire waren? Das war skrupellos. Es erinnerte sie an Rassenvernichtung. So etwas durfte man nicht zulassen.
Plötzlich überkam sie ein Augenblick vollkommener Klarheit. Wenn sie den Job annahm, den Emma MacKay ihr anbot, dann konnte sie mit ihrer Arbeit unschuldige Kinder wie Coco und Raquel beschützen. Und ihre Nichte und ihren Neffen.
Coco zog am Ärmel ihrer Strickjacke. »Bin ich böse, weil ich auf Tino wütend bin?«
»Nein, Süße. Es ist ganz normal, neidisch zu sein, wenn ein anderer hat, was du selber gern willst.«
»Ich mag ihn wirklich.« Coco schniefte. »Ich will mich für ihn freuen, aber es ist nicht fair.«
»Ich weiß.« Caitlyn streichelte dem Mädchen über das lange schwarze Haar. »Aber auf gewisse Weise kannst du froh sein, dass die Welt nicht fair ist.«
Raquel erstarrte. »Sie sollte fair sein!«
»Denk darüber nach«, sagte Caitlyn leise. »In einer Welt, die vollkommen gerecht ist, würden einem alle Dinge nur deshalb passieren, weil man sie absolut verdient hat.«
Raquel blieb der Mund offen stehen. »Wir... wir hatten es nicht verdient.«
Coco setzte sich auf und sah sie aus weit aufgerissenen Augen an. »Die bösen Männer sind gekommen, weil ich böse war?«
»Nein! » Caitlyn nahm das kleine Mädchen an den Schultern. »Du bist gut. Du bist ein süßes unschuldiges Kind, und du hast auf keinen Fall verdient, was geschehen ist.«
Raquel sprang auf. »Warum ist es dann passiert?«
Caitlyn stiegen Tränen in die Augen. »Oh, Liebes, ich weiß nicht, warum es das Böse auf der Welt gibt. Es hat etwas mit freiem Willen zu tun, damit, dass die Menschen sich entscheiden können, ob sie gut oder böse sind.«
»Ich will gut sein«, flüsterte Coco.
Caitlyn blinzelte ihre Tränen fort. »Liebes, du bist gut.«
»Wenn wir gut sind, warum sind uns dann böse Dinge geschehen?«, fragte Raquel mit tränenerstickter Stimme.
Caitlyn zuckte zusammen. Das hier war eindeutig zu viel für sie. »Ich weiß es nicht. Es hätte euch nicht geschehen dürfen. Es tut mir so leid, dass es passiert ist.«
Coco brach in Tränen aus und schlang die Arme um Caitlyns Hals. Raquel rutschte näher zu ihnen und sah aus, als bräuchte sie ebenfalls Trost, traute sich aber nicht recht, darum zu bitten.
»Komm her.« Caitlyn zog das ältere Mädchen auf ihr rechtes Knie. Ihre eigenen Tränen flossen, als sie dem leisen Weinen der Mädchen zuhörte und spürte, wie die kleinen Körper zitterten.
Das hast du ja toll hingekriegt, rügte sie sich selbst. Statt die beiden aufzuheitern, hatte sie sie zum Weinen gebracht.
Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie in Thailand stationiert gewesen war und dort einen Tempel besucht hatte. Sie hatte einem buddhistischen Mönch die gleiche Frage gestellt, die Raquel ihr gestellt hatte. Er hatte einfach gelächelt und gesagt, dass es besser wäre, an all das zu denken, was auf der Welt gut war und Freude und Liebe brachte. Sie wies ihn darauf hin, dass er einer richtigen Antwort ausgewichen war.
»Manchmal gibt es keine Worte für eine Antwort. Nur Liebe«, hatte er erwidert. »Und Liebe ist immer die beste Antwort.«
Also saß sie einfach schweigend da, umarmte die Mädchen und hoffte, dass es ausreichte, um ihnen ein wenig Trost zu spenden.
In ihr machte sich langsam das Gefühl breit, ihre Bestimmung gefunden zu haben. Man hatte sie aus dem Auswärtigen Amt gefeuert, weil sie sich lokalen Gepflogenheiten widersetzt hatte, um einer unschuldigen Frau zu helfen. Das würde sie ohne zu zögern immer wieder tun.
Vielleicht war das ihre wahre Mission im Leben: die Unschuldigen zu beschützen. Sie war in genau diesem Augenblick an diesem Ort, weil die Mädchen sie brauchten. Ihr ganzes Leben war ein Labyrinth aus Abzweigungen und Entscheidungen gewesen, die sie hierhergeführt hatten.
»Ich werde für euch da
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