Love is a Miracle
hellgrün gestrichen, lag direkt gegenüber einem der Schlafzimmer. Die Tür zu dem Zimmer war geschlossen, und ich nahm an, dass es Rose gehört hatte. Ich wusch mir die Hände und trocknete sie an den kleinen grünen Handtüchern ab, die ich nicht nehmen sollte. Dann schaute ich zu der anderen Badezimmertür, die wahrscheinlich in Margarets Zimmer führte.
Ich fummelte an der Tür zum Gang herum, ohne den Blick von der anderen abwenden zu können. Wie wohl Margarets Zimmer aussah? Bestimmt war alles der Größe nach oder alphabetisch geordnet. Wie hatte Rose es nur so lange mit ihr ausgehalten? Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn sie noch so gute Freundinnen gewesen waren.
Aber es war nicht Margarets Zimmer, sondern das von Rose. Ich sah es sofort, als ich die Tür öffnete. Die Wände waren in einem warmen Sonnengelb gestrichen, auf dem Bett lag eine selbst genähte Patchworkdecke, und oben drauf saßen ein paar von den Bären, die Rose an Weihnachten für alle Kinder gemacht hatte, als ich sieben war – die, die übrig geblieben waren, weil die Kinder sie nicht annehmen durften. An den Wänden hingen ein paar Bilder, die ich aber nicht erkennenkonnte, weil ich zu weit weg war, und ich wollte nicht so indiskret sein und einfach im Zimmer herumgehen.
Dann entdeckte ich eine Brille von Margaret direkt neben einem der Bilder, als sei sie hereingekommen, um sich umzusehen, und dann hastig wieder hinausgestürzt. Vielleicht ging es ihr genauso wie mir – vielleicht hatte sie auch das Gefühl, dass sie hier drin nichts zu suchen hatte? Das war traurig.
Ich ging ins Bad zurück und dann auf den Gang hinaus. Jetzt hatte ich keine Skrupel mehr, mich im anderen Zimmer umzusehen, nachdem ich schon in das von Rose hineingestolpert war. Und ich hatte es auch nicht eilig, zu Margaret und meinem Sandwich zurückzukommen. Ich brauchte jemand, der verstand, was in mir vorging, okay, aber musste es ausgerechnet Margaret sein?
Entschlossen öffnete ich die Tür.
Es war nicht Margarets Zimmer. Es war überhaupt kein Schlafzimmer, sondern mehr ein Arbeitszimmer mit einem Schreibtisch und einem alten Computer in einer Ecke und ein paar Bücherregalen an den Wänden. In der anderen Ecke stand ein bequemes Sofa, auf dem zwei weitere Teddybären von Rose saßen. Einer mit Brille, die ihm halb über die Nase heruntergerutscht war, und der andere in einem pinkfarbenen Sweatshirt mit der Aufschrift Silver Fox . Die Teddybären hielten Händchen.
Ich weiß nicht, wie lange ich so dastand, bis mir endlich ein Licht aufging: Die beiden Bären solltenMargaret und Rose darstellen. Ja, klar – und jetzt begriff ich auch, dass ich das ganze Haus durchsuchen konnte, ohne auf ein zweites Schlafzimmer zu stoßen.
»Meggie, was machst du denn so lang im Bad?« Margarets Stimme, die erst laut und ärgerlich war, brach abrupt ab. Ich spürte, wie sie mich ansah, das Zimmer, die Händchen haltenden Bären, dann wieder mich.
»Du hast es nicht gewusst«, sagte sie, und es klang überrascht. Zu Recht, denn ich hatte mich immer gewundert, warum manche Leute im Ort, sogar die von der Kirche, nicht mit ihnen redeten. Und plötzlich fiel mir eine Szene ein, die ich längst vergessen hatte. Es war nach dem Junggesellinnenabschied von Jess’ Tante, als wir uns mit Pfirsichlikör betrunken hatten. »Jess und ich werden immer Freundinnen bleiben, so wie Margaret und Rose«, verkündete ich im Brustton der Überzeugung, und Jess’ Mom wechselte einen Blick mit meiner und sagte: »Hoffentlich nicht«.
»Nein«, gab ich zu. »Ich wusste es nicht.«
»Also, jetzt weißt du es. Soll ich dich heimfahren, oder gehst du lieber zu Fuß?« Margarets Stimme klang barsch, aber ich sah, wie sie die Teddybären mit einem traurigen Ausdruck in den Augen anschaute, als ob sie dieses Gespräch nicht zum ersten Mal führte und Angst hätte, dass die Leute sie mit anderen Augen ansahen, wenn sie Bescheid wussten, und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten.
»Kann ich erst noch mein Sandwich essen?«
Margaret sah mich an, ohne zu lächeln. Sie runzeltedie Stirn, blinzelte, und nach einer langen Bedenkzeit nickte sie.
Also aß ich mein Sandwich auf, dann fuhr sie mich nach Hause. »Sag deinen Eltern, dass du bei mir warst«, verlangte sie, als ich ausstieg. »Ich will nicht, dass sie es von jemand anderem erfahren.«
»Das macht ihnen doch nichts.«
»Sag’s ihnen trotzdem«, beharrte Margaret.
Kapitel 12
»Wie schön, dass du
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