Love Numbers 2
seufzte und sagte, dass das okay sei.
Lily stieg aus und sah sich kurz um. Auch hier waren viele Häuser aufeinander- und zusammengebaut. Sie war inmitten der Favelas angekommen.
Alex sah zu der Straßenseite herüber, auf der sich Lily befand. Lily duckte sich schnell hinter einem halb verrosteten Kleinbus. Alex schien sich sicher zu fühlen. Er öffnete das Eingangstor einen Spalt breit und schlüpfte hinein. Es war nicht abgeschlossen, was für Lily hieß, dass sich in der Lagerhalle bereits jemand befand, der auf Alex wartete.
Lily überquerte schnell die Straße und ging zum Eingangstor der Lagerhalle. Sie schlich hinter dem Mercedes herum, sodass der Fahrer sie nicht sehen konnte. Sie hatte Glück, denn dieser schien nur Augen für sein Smartphone zu haben.
Auch Lily konnte eines der beiden Tore leicht aufziehen. Alex hatte es von innen nicht verschlossen. Warum auch? Er dachte nicht, dass er verfolgt würde. Lily verschaffte sich kurz einen Überblick. Sie sah mindestens vierzig, fünfzig Kunststofffässer und viele Kartons, auf denen Willoughby Im- und Export stand. Lily wollte gerne wissen, was sich in den Kartons befand, aber sie durfte Alex’ Spur nicht verlieren. Lily ging an den Kartons und Fässern vorbei und hörte dann plötzlich einen Schrei.
11. Kapitel
Lily zuckte zusammen. Ihr erster Gedanke war, sofort von hier zu verschwinden. Doch hatte sie es jetzt schon so weit geschafft, nun musste sie auch sehen, was Alex in dieser Lagerhalle machte. Wieder vernahm sie einen Schrei. Dieser musste von einem Mann kommen, der unter starken Schmerzen litt.
Lily blieb hinter einem Stapel Kartons in Deckung und sah von dort aus den Mann, von dem die Schreie kamen. Dieser befand sich in einem leeren Büroraum, der links von ihr lag. Der Mann, ein Brasilianer Ende Zwanzig, war an einen Metallstuhl gefesselt. Seine Beine an die Stuhlfüße, die Hände hinter dem Rücken. Der Brasilianer trug nur eine verdreckte Jeans, sein Oberkörper war frei. Er war barfuß. Vor dem Brasilianer stand ein breitschultriger Muskelmann. Lily dachte, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Als dieser einen Schritt zur Seite machte, konnte sie sein bärtiges Gesicht zur Hälfte sehen. Sie erkannte sofort dass es Al war. Der Mann, mit dem Alex auf der Lady Charlotte telefoniert und den er auf den Bahamas getroffen hatte. Und der sie dort im Wald so bedrängt hatte. Al war wohl Alex’ Mann für die Drecksarbeit.
Am Eingang zu dem heruntergekommen Büroraum stand Alex. Er sah auf das Schauspiel, dass Al ihnen bot. Al schlug den Brasilianer ins Gesicht. Dieser hatte bereits eine blutige Nase und ein Auge war zugeschwollen. Al schlug erneut zu. Der Brasilianer stöhnte.
Alex drehte sich bei jedem der Schläge weg. Es sah so aus, als ob er das nicht gutheißen würde, was sein Mitarbeiter da machte. Aber warum unternahm er dann nichts? Er war doch der Boss!
»Sag jetzt verdammt noch mal die Wahrheit, sonst werden dir die bisherigen Schläge wie Streicheleinheiten vorkommen«, brüllte Al den Brasilianer an.
Lily musste an die Satzfetzen denken, die sie auf der Lady Charlotte gehört hatte. »… du musst das erledigen … musst alles Nötige erfahren … ist wichtig für den Deal … wenn er lügt … mit allen Mitteln …« Mit allen Mitteln hieß wohl dann … Sie durfte gar nicht daran denken.
»Ich weiß nicht mehr«, sagte der Brasilianer unter Schmerzen.
»Al«, sagte Alex und machte ihm ein Handzeichen, er solle zu ihm herkommen.
Alex und Al steckten die Köpfe zusammen. Al nickte immer wieder. Dann klopfte Alex Al auf die Schulter und drehte sich in Richtung Lily. Sie duckte sich sofort hinter dem Kartonstapel. Hatte er sie gesehen? Lily hörte Schritte, die sich von ihr entfernten. Er hatte sie nicht gesehen. Lily atmete durch. Ihr Herz pochte wie wild. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, hierher zu kommen? Dann hörte Lily das Eingangstor klappern und einige Sekunden darauf ein Auto wegfahren. Es musste wohl Alex mit dem Mercedes gewesen sein.
Jetzt war Lily alleine hier. Alex hätte sie wohl nicht umgebracht, wenn er sie entdeckt hätte. Bei Al war sie sich da nicht sicher. Der Mann schien keine Skrupel zu haben. Sie lugte wieder über die Kartons hinweg und sah, wie Al den Brasilianer erneut ins Gesicht schlug. Dieser ließ immer mehr seinen Kopf hängen.
»Wer hat dich engagiert, um uns auszuspionieren ?« , schrie Al den Brasilianer an.
Der Brasilianer schüttelte nur den Kopf.
»Weißt du, wie wir
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