love sheriffs
im Moment auch nicht, wie ich mich gegenüber meinem Freund verhalten soll. Kaum sind wir mal ein paar Tage getrennt, trifft er sich wieder mit seiner Exfreundin. Und dann ruft er an und nennt mich eine ...« Ich muss schlucken. Wenn ich weiterrede, fange ich an zu heulen. Lieber wieder über die Kümmernisse anderer Leute nachdenken. Da kenne ich mich besser aus als bei meinen eigenen. Mit meinen persönlichen Problemen ist es so, als wenn man direkt vor dem Einsteigen in einen Bus noch in einen Hundehaufen tritt. Man kann nur untätig dastehen und hoffen, dass bald eine Haltestelle kommt, bevor man von den anderen Fahrgästen gelyncht wird. Zurzeit fährt mein Bus noch und ich stinke so vor mich hin.
»Du solltest sie zum Essen einladen«, sage ich, nachdem ich mich wieder gefangen habe, »und einfach abwarten, was geschieht.«
»Aber dann wird sie wissen, was los ist, und mir einen Korb geben. Und wir können nicht mehr ungezwungen miteinander ...«
»Nein, nein, so eine Einladung zum Essen bedeutet gar nichts«, widerspreche ich. »Sie wird nur denken, du willst mit deinem tollen Haus angeben.«
»Ich weiß nicht. Pia, wenn ich dich einladen würde, bei mir zu Hause zu essen, würdest du da nicht vermuten, dass ich etwas mehr für dich empfinde, als normal ist?«
»Nein, überhaupt nicht«, lüge ich.
Daniel scheint kurz mit sich zu ringen, dann sagt er: »Gut. Wie wäre es mit morgen Abend?«
»Wie?«
»Ich hole dich ab. Ist acht Uhr in Ordnung?«
Lachend sage ich: »Nein, du sollst doch nicht mich ... Du schaffst das auch ohne Generalprobe.«
»Bitte. Ich kann gut kochen. Vor allem Desserts. Dir entgeht sonst wirklich was.«
Er schaut mich dabei so erwartungsvoll an, dass ich nicht anders kann, als zu sagen: »Kirschen mag ich aber keine.«
Zu Hause blinkt mein Anrufbeantworter. Hastig drücke ich auf die Wiedergabetaste, weil ich denke, die Nachricht könnte von Max sein. Sie ist von Max.
»Hallo, Pia«, sagt er, »die Polizei hat heute für dich angerufen. Sie haben den Mercedes deiner Mutter gefunden. Du kannst ihn auf der Wache abholen, wo du den Diebstahl gemeldet hast. Freut mich für dich. Ach ja, und du sollst den Kfz-Brief mitbringen.«
Ende der Nachricht.
Normalerweise müsste ich jetzt vor Freude im Flickflack durchs Haus toben. Und ich freue mich ja auch, dass der Mercedes wieder da ist. Aber dieser kühle, nüchterne Anruf von Max verdirbt mir meine Freude. Gut, einen Flickflack hätte ich ohnehin nicht hingekriegt. Aber wenigstens ein Lächeln.
Warum macht er es mir nur so schwer, wieder nach Hause zu kommen? Wieso ist er auf mich sauer, wenn ich doch Grund hätte, auf ihn sauer zu sein? Wieso muss er nach all den Jahren Sandra anrufen und sich mit ihr treffen? Ich könnte auch meinen Exfreund Stefan anrufen. Ja, ich könnte sogar nach Wien fahren, um mit ihm einen Kaffee zu trinken. Da wäre ich mal gespannt, wie Max das gefallen würde.
Um meinen Ärger auf Max nicht nutzlos verpuffen zu lassen, rufe ich Kowalski an, meinen unzuverlässigen Nachbarn, um ihm gehörig die Meinung zu bratschen. Ich könnte zwar auch kurz rübergehen und sie ihm persönlich ins Gesicht schleudern, aber der Mann hat eine Kettensäge. Bei Männern mit großen Sägen und kleinem Verstand muss man vorsichtig sein.
Kowalski entschuldigt sich viertelherzig dafür, dass es nicht geklappt hat. Aber die Jungs, die mitmachen wollten, hätten ihn im Stich gelassen. Und ihm sei sowieso etwas Besseres eingefallen.
»Schon wieder eine Idee?«, frage ich alarmiert. »Toll! Ich bin immer noch begeistert von Ihrer letzten.«
»Die ist genauso gut«, sagt Kowalski stolz. Ich glaube, ich muss mir diese Ironiedinger abgewöhnen. Oder mir eine Flagge mit einem riesigen Zwinker-Smiley kaufen, die ich künftig bei ironischen Anmerkungen über meinem Kopf schwenken kann. »Vielleicht sogar noch besser.«
Das habe ich gerne: Erst mich hängenlassen und dann wüste Drohungen ausstoßen!
»Ich habe mir überlegt, wir machen das alles in einem Aufwasch. Der Baumstumpf muss schließlich auch noch raus. Oder wollen Sie den stehen lassen? In zwei Wochen kann ich einen Bagger kriegen. Dann buddeln wir das Ding aus und transportieren die Tanne komplett mit Stumpf ab, machen das mit der Abdeckung des Wintergartens und fertig ist der Lack. Na, was sagen Sie?«
»Einen Bagger«, wiederhole ich tonlos.
»Klar. Mit dem Spaten kriegen Sie so einen Kaventsmann nicht aus der Erde. Lassen Sie mich mal machen!«
»Herr Kowalski«,
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