love sheriffs
aber Tanja davon erzähle, hält sie mich für naiv.
Nachdenklich starre ich auf meinen leeren Kuchenteller. Dann bin ich eben naiv. Na und? Ich bin so vieles, da kann ich das auch noch sein. Ich bin die Zerstörung, ich bin eine Zicke, ich bin The Brain, ich bin der Teufel. Aber vor allem bin ich hungrig.
»Cornelius!«, rufe ich. »Bringst du mir noch einmal dein Spezial-Diät-Angebot des Tages?«
Pünktlich um acht Uhr läutet es an der Tür. Bevor ich öffne, betrachte ich mich prüfend im Flurspiegel. Ich finde, das Essen ist eine gute Gelegenheit, ein paar meiner vorgestern ershoppten Klamotten in die Gesellschaft einzuführen. Ich trage ein schlichtes bordeauxrotes Etuikleid, einen schwarzen Samtblazer und Pumps in der Farbe des Kleides mit schwarzen Tigerstreifen und Absätzen, die so hoch und spitz sind, dass ich mich damit zu Wehr setzen könnte, falls Daniel mich nach dem Essen doch ins Bett zerren will.
»Hallo, Pia.« Daniel begrüßt mich mit einem Küsschen auf die Wange. »Du siehst verboten gut aus.«
»Danke. Du solltest mich erst einmal sehen, wenn du betrunken bist«, sage ich. Den dunkelblauen Anzug, in dem er vor mir steht, habe ich noch nie zuvor an ihm bemerkt. Und eine Krawatte ist sowieso ein Novum bei Daniel. In der Redaktion trägt er nie so etwas. Neckisch zupfe ich an seinem blauweißgestreiften Schlips. »Sieh an, heute mit Krawatte. Sehr schick.«
»Ich wollte mich von meinem Büro-Look abheben«, meint Daniel. Dann holt er etwas hinter seinem Rücken hervor. »Für die Dame des Hauses.«
»Das wäre doch nicht nötig ge ...«, beginne ich und fange an zu lachen, als ich erkenne, was er mir entgegenhält. »Eine Plüschmaus?«
»Für Rosina. Ich sagte doch, für die Dame des Hauses.«
»Und die Schlampe des Hauses geht leer aus?«
»Du bist keine Schlampe und du gehst auch nicht leer aus.« Er holt etwas hervor, das er rechts von sich abgestellt hat. »Statt Blumen.«
»Oh, Daniel, das ist lieb von dir«, sage ich gerührt. »Eine Babytanne.«
»Man hat dir angemerkt, dass du ein schlechtes Gewissen hattest wegen des Baumes, und deshalb ... ich dachte, du würdest vielleicht gerne einen neuen Baum in die Nähe der Stelle pflanzen, wo der alte gestanden hat.«
»Die Tanne hat mir wirklich total leidgetan«, gebe ich zu. »Du bist süß.«
»Wenn du willst, können wir das Bäumchen gleich zusammen einpflanzen. Ich habe alles vorbereitet.« Er tritt zur Seite und gibt den Blick auf einen Klappspaten, eine Taschenlampe und eine Flasche Sekt frei, die hinter ihm auf ihren Einsatz warten.
»Wozu der Sekt?«, frage ich.
»Für die Baumtaufe.«
»Macht man das nicht nur bei Schiffen?«
»Keine Ahnung. Ich dachte, so etwas würde dir vielleicht gefallen. Hättest du Lust?«
Ich nicke zögerlich. Die Idee finde ich sehr schön, aber ich frage mich, ob meine Eltern eigentlich wieder einen Baum im Garten haben wollen, der so groß wird. Kowalski zumindest schien ziemlich erfreut, als er bei dem Baumungetüm endlich die Säge ansetzen durfte.
»Lust hätte ich schon«, sage ich. »Aber da, wo die alte Tanne gestanden hat, soll jetzt ein Pavillon hin. Ich habe Bedenken, der Baum könnte irgendwann stören, wenn er größer wird. Ja, wenn es mein Haus und Garten wären, dann ... Aber ich möchte nicht, dass Kowalski in ein paar Jahren auch meinen schönen Baum umsägt und ich nichts dagegen tun kann, weil er und meine Eltern sich einig sind. Verstehst du?«
Natürlich versteht Daniel mich. Bei ihm habe ich immer das Gefühl, auf Verständnis und Mitgefühl zu stoßen, auch bei Dingen, die andere nur mit einem Kopfschütteln quittieren.
»Ja, deine kleine Tanne soll ungefährdet zu einem großen, starken Baum heranwachsen«, sagt er ohne Spott.
»Zum größten Baum des Waldes«, ergänze ich, ebenfalls völlig spottfrei. Dann bitte ich ihn herein, damit er Rosina sein Geschenk persönlich überreichen kann. Neugierig beschnüffelt die Katze das Präsent sowie ihn selbst, gähnt voller Dankbarkeit und schläft weiter.
»Ein glückliches Händchen habe ich bei meinen Mitbringseln wohl nicht gehabt«, meint er enttäuscht.
»Doch, Rosina freut sich«, versichere ich ihm. »Sie kann es nur nicht so zeigen. Und ich freue mich auch über das Bäumchen. Ich habe nur derzeit keinen geeigneten Platz.« Weil ich meinen Garten verloren habe. Und mein Zuhause. Und meinen Freund. »Lass uns fahren«, sage ich.
»Gut. Aber zuerst würde ich gerne deine berühmte Puppensammlung sehen, von
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