love sheriffs
sage ich gedehnt. »Das letzte Mal, als ich Sie machen ließ, haben Sie mir den Wintergarten zerlegt. Und da hatten Sie nur eine Säge. Ich wage nicht, mir vorzustellen, wozu Sie mit einem Bagger fähig wären. Meinen Eltern habe ich versprochen, dass ihr Haus noch steht, wenn sie zurückkommen. Und das will ich auch irgendwie hinkriegen. Wenigstens das.«
»Keine Sorge, den Bagger bedient der Sven, wenn er aus dem Urlaub kommt. Der kann das.«
»Dennoch, das können Sie ver ...«
»Hören Sie doch erst mal weiter zu! Das war ja noch gar nicht die eigentliche Idee. Wenn der Stumpf draußen ist, schütten wir das Loch zu, Rollrasen drüber - und jetzt kommt‘s: Dann stellen wir einen kleinen Pavillon drauf.«
»Ein Bagger kommt mir nicht in die Nähe des Hauses«, verkünde ich streng und will eigentlich auflegen. Aber dann zögere ich noch und frage: »Einen Pavillon? Sie meinen, wo man im Sommer draußen sitzen, Eistee trinken und Bridge spielen kann?«
»Hmmm, wenn Ihnen so was Spaß macht. Ich krieg das Ding sehr günstig. Und Sie müssten nur das Material zahlen. Aufbau erledigen ich und meine Kumpel. Dann sind wir quitt wegen des Wintergartens. Stellen Sie sich vor, wie Ihre Eltern gucken werden! Die dunkle, lichtfressende Tanne weg und dafür ein schöner, eleganter Holzpavillon. Die werden beeindruckt sein.«
Und damit hat er mich. »Das hört sich wirklich nicht schlecht an«, gebe ich zu. »Und Sie würden das noch im November hinkriegen? Meine Eltern kommen im Dezember zurück und bis dahin soll alles perfekt sein.«
Kowalski verspricht es mir und ich erkläre mich schließlich mit seinem Vorschlag einverstanden, beende das Gespräch und grinse zufrieden in mich hinein. Nachdem es so aussah, als würde ich meinen Eltern bei ihrer Rückkehr eine schlechte Nachricht nach der anderen präsentieren müssen, wendet sich nun doch alles zum Guten. Der Mercedes ist wieder da, Rosina ist gesund und munter, Lampe und Gartentisch muss ich nur noch abholen, die Reparatur des Wintergartens ist in die Wege geleitet und die Tanne wird bald abtransportiert und durch einen schönen Pavillon ersetzt. Vielleicht funktioniert mein Glücksstein ja doch.
Da sich die Abdeckung des Restwintergartens mit einer Plane noch hinziehen wird, muss ich die Pflanzen ins Haus bringen, um sie vor der Kälte zu schützen. Mit einem Regenschirm bewaffnet, der verspätet herabregnende Glasscherben davon abhalten soll, mir persönlich Glück zu wünschen, mache ich mich an die Arbeit. Eine Stunde später lasse ich mich erschöpft auf die Wohnzimmercouch sinken. Es ist acht Uhr. Morgen um die Zeit werde ich von Daniel abgeholt. Übermorgen um die Zeit ist er vielleicht durch meine Hilfe schon mit der Teuser zusammen. In drei Tagen um die Zeit hat sie vielleicht schon meine Entlassung bei ihm durchgedrückt. In vier Tagen um die Zeit bastele ich vielleicht Puppen von den beiden und mache Nadelkissen aus ihnen.
Aber eigentlich glaube ich nicht daran, dass ich eine Daniel-Puppe mit Nadeln quälen werde. Ich glaube auch nicht, dass er mich entlassen wird, selbst wenn die Teuser ihn darum bitten würde. Und ich glaube erst recht nicht, dass er wirklich etwas für ... Ich bin müde. Ich muss ins Bett. Vielleicht schaffe ich es einzuschlafen, bevor ich anfange zu weinen. Nein, schon zu spät.
Wenn ich ohnehin flenne, kann ich mir auch noch einmal die Nachricht von Max anhören. Vielleicht ist sie ja überhaupt nicht so frostig, wie ich sie in Erinnerung habe. Fünf Minuten später weiß ich: Sie ist sogar noch frostiger. Sibirischer Permafrost ist nichts dagegen. Ich friere.
Ich rufe die Auskunft an, lasse mir die Nummer von Stefan Danner in Wien geben und mich gleich mit ihm verbinden.
»Danner«, meldet sich mein Exfreund. »Hallo?«
Ich sage nichts, sondern warte ab, bis er nach zwei weiteren Hallos kommentarlos auflegt. Seine Stimme klang so vertraut und doch gleichzeitig erschreckend fremd. Wie aus einem Grammophon. Eine Stimme aus der Vergangenheit.
Gedankenverloren wähle ich Daniels Handynummer, von der ich überhaupt nicht wusste, dass ich sie auswendig kann.
»Daniel Brunner«, höre ich ihn fröhlich sagen. »Hallo? Wer ist denn da? - Wer immer es ist, ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
Dann legt er auf und ich sage »Hallo, Daniel« in die tote Leitung. Meine Stimme verwandelt sich in elektrische Impulse, in Lichtfunken, die durch ein Glasfaserkabel geistern.
»Hallo, Daniel«, funkelt es im Nirgendwo. »Schlaf
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