love sheriffs
in den Flur geworfen«, antwortet Landuris kopfschüttelnd. »So langsam müssen wir dort Warnschilder aufstellen.«
»Ich war das nicht«, wiederhole ich hartnäckig.
Anklagend zeigt Sascha auf mich. »Das ist der Teufel!«
»Halt bloß deinen Mund!«, warnt ihn Tanja und wendet sich dann erklärend an die Umstehenden. »Der Mann hat eine Waffe.«
»Hat er nicht«, widerspreche ich. »Tanja, das ist niemand von Igors Leuten. Das ist nur Sascha.«
»Nehmen Sie meinen Namen nicht in den Mund«, ruft Sascha und hält sich die Hand schützend vor das Gesicht, als ich ihn anblicke. »Diese Frau bringt Unheil über mich.«
Ich wünschte, Tanja wäre nicht so sanft mit dem Kerl umgesprungen.
»Pia, erzähl du mir, was passiert ist«, fordert Daniel mich auf.
»Das kann ich dir verraten, Daniel«, kommt mir Landuris zuvor. »Frau Herzog glaubt, sie wäre wirklich ein Sheriff. Die Frau dreht durch. Du brauchst dir ja nur ihr Auto anzusehen. Als Nächstes kommt sie auf einem Pferd hier reingeritten und ballert mit dem Revolver um sich.«
Wer mich kennt, weiß, dass zumindest der Teil mit dem Pferd völlig ausgeschlossen ist. Aber das mit dem Revolver wäre eine Überlegung wert.
»Ladislaus, warst du dabei, als es geschehen ist?«, fragt Daniel.
»Nein.«
»Dann lass uns doch zuerst Licht ins Dunkel bringen, bevor du mit Anschuldigungen um dich ballerst, einverstanden?«
Landuris winkt ärgerlich ab. »Ich will gar nichts mehr hören. Diese Wildwestshow geht mir allmählich gegen den Strich. Ich sage dir, Daniel, wenn die Auflage nicht gerade anzöge, würde ich das Ganze auf der Stelle beenden.«
Ich will eben mit meiner Erklärung ansetzen, als sich plötzlich ein Eilbote durch die Herumstehenden nach vorne drängt. »Eilpäckchen für Pia Herzog«, ruft er. »Wo finde ich die?«
Ich hebe die Hand. »Hier!«
Der Mann läuft mit einem schuhkartongroßen Paket im Arm auf mich zu. Ob Joy oder Ilona mir ein Präsent geschickt haben als Dank für meine Anstrengungen?
»Kommen Sie der bloß nicht zu nahe«, warnt Sascha den Zusteller. »Die Frau ist verflucht.«
Der uniformierte Bote geht noch einen Schritt auf mich zu, dann lässt er das Paket fallen. Es ist hohl und hat keinen Boden. Weil es nämlich die Waffe verborgen hat, die der Mann jetzt auf mich richtet. »Schöne Grüße von der Légion Brutalel«, ruft er und schießt. Gleichzeitig stößt Tanja den Mann reaktionsschnell zur Seite, sodass die Kugel mich verfehlt.
»Mist!«, flucht der Schütze und rennt davon, ehe Tanja oder die anderen ihn daran hindern können.
»Mist!«, flucht Sascha und schaut voll Ekel auf den roten Farbfleck, der sich auf seinem Hemd ausbreitet. Seine Augen richten sich ungläubig auf mich. Schützend hebt er beide Arme vor sein Gesicht und weicht rückwärtsgehend vor mir zurück. »Hexe! Hexe!«, schreit er noch, dann dreht er sich um und läuft davon, als wäre der Teufel hinter ihm her. Bin ich aber nicht.
Eine Sekunde lang stehen wir alle starr und stumm da, als wären wir in der Zeit eingefroren.
Dann ruft Werner triumphierend: »Na, habt ihr es jetzt alle gesehen? Bin ich immer noch paranoid?«
Außer Daniel und mir hält sich niemand in der Oase auf. Ich bin mir aber sicher, dass die Bilder, die die Webcam von uns aufnimmt, gerade auf etlichen Monitoren Anlass geben, sich die Mäuler über uns zu zerreißen.
Bei Kaffee und Keksen besprechen wir meinen neuen Love-Sheriff-Fall. Diesmal geht es um einen Mann, der Frauen gerne Komplimente macht - allerdings mit seinen Händen. Daniel ist mit mir einer Meinung, dass wir diesen von unbefugtem Befingerungsdrang Befallenen heilen müssen. Ich schlage Amputation vor. Daniel hat Bedenken.
»Na gut, dann meinetwegen unter Narkose«, sage ich.
»Geht trotzdem nicht«, lehnt Daniel ab.
»Nur die rechte Hand?«
»Nein.«
»Die linke?«
»Pia!«
Nachdem ich mein Studium geschmissen hatte und bevor ich meine Horoskopseite bei der XX bekam, jobbte ich ein paar Monate lang als Kellnerin in einer Kneipe. Ich hasste die Kerle, die glaubten, sich vor ihren Saufkumpanen beweisen zu müssen, indem sie mir an den Hintern langen. Wenn man empört reagierte, empörte sie meine Empörung und sie gingen woanders hin, was dann den Wirt empörte. Nahm man es gelassen, ermutigte sie das zu noch gewagteren Touchdowns. Einmal habe ich einem besonders ekligen Aufdringling sein Glas Bier ins Gesicht geschüttet. Der Blödmann weigerte sich dann, es zu bezahlen. Das blieb an mir hängen -
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