love sheriffs
ausgezeichnet.«
»Aber?«, fragt Daniel.
»Aber ich kann das nicht essen.«
»Es sind keine Kirschen drin«, beteuert er.
»Ja, das ist gut. Aber Kirschen wären besser als Kalbsmedaillons. Kirschen mag ich nicht, würde ich aber zur Not essen. So wie die Mon Cheri, die du mir neulich angeboten hast. Kalbsfleisch mag ich zwar, esse es aber nicht. Nicht einmal aus Höflichkeit. Ich esse keine Tierkinder.«
»Tierkinder?«
»Kalb, Lamm, Ferkel. Ess ich nicht.«
»Oh.«
Er schaut mich ratlos an und ich schiebe mir eifrig eine Gabel Reis fast direkt in die Speiseröhre. »Der schmeckt echt klasche«, sage ich und fange ein paar Reiskörner, die mir dabei aus dem Mund purzeln, mit der Hand auf. Dann vertilge ich ein Salatblatt. »Und der Salat, ganz wunderbar. Aber das Fleisch - tut mir leid. Für mich geht der Deal mit den Tieren so: Erst füttern wir euch, dann futtern wir euch. Und das ist schon grausam genug. Aber direkt aus der Mutter in den Topf - das geht gar nicht.«
»Ich verstehe«, sagt Daniel mit leiser Enttäuschung in der Stimme.
»Das hätte ich dir natürlich vorher sagen müssen. Aber wenn ich davon rede, klingt es immer so, als wollte ich den Leuten Vorwürfe machen, wenn sie sich weiterhin eine Lammkeule schmecken lassen. Doch das will ich gar nicht. Die Welt ist, wie sie ist, und ich richte mich halt in ihr ein, so gut es geht.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagt Daniel lächelnd. » Aber du hast nichts dagegen, wenn ich ...«
»Nein, überhaupt nicht! Ich will doch niemandem irgendwelche Vorschriften machen! Dass ich bestimmtes Fleisch nicht esse, ist eben mein Ding. Andere haben andere Dinger. Zum Beispiel keine Kleidung ohne Designerlabel tragen oder keine Bücher lesen oder keine Klodeckel runterklappen. Ich lasse jedem seine Weltanschauung. Also, lass es dir schmecken, Daniel! Ich halte mich an den Salat.«
»Mach das«, sagt er, schnappt sich meinen und seinen Teller und geht damit in Richtung Küche. »Wir disponieren um. Bin in ein paar Minuten wieder bei dir.«
»Aber ...«
»Du isst deinen Salat, und ehe du damit fertig bist, bin ich schon zurück.«
Also esse ich meinen Salat und höre ihn währenddessen in der Küche hantieren. Ich fühle mich albern und blöd. Ich bin doch eine Zicke. Ich hätte ja ein Mal eine Ausnahme machen können. Der Salat schmeckt sehr gut. Bis auf die rotbräunlichen Kruschelblätter, die mag ich nicht. Iss deinen Salat, Zicke! Ja, schon gut, schrei mich nicht an. Ich esse meinen Teller bis auf den letzten Karottenraspel leer und kurz darauf kommt Daniel mit zwei neuen Gedecken.
»So, jetzt können wir essen. Ich habe uns schnell zwei Omeletts mit Kirschfüllung gemacht. Du hast doch nichts gegen Omeletts, oder? Wegen der Eier, meine ich.«
Ich denke mit Grausen an die Kirschfüllung, verkneife mir aber jeden Kommentar hierzu. Irgendwie werde ich das schon runterkriegen. »Nein, Omelett ist super. Das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen. Du machst dir so viel Arbeit wegen mir. Aber das andere hast du doch jetzt nicht einfach weggeworfen, oder? Das wäre nämlich auch nicht richtig.«
»Nein, ich werde es mir morgen aufwärmen. Und künftig darauf achten, möglichst nur noch erwachsenes Fleisch zu essen. Ich finde nämlich, dein Deal mit den Tieren hat etwas für sich. Guten Appetit.«
»Danke, dir auch.« Der Gedanke an die Kirschfüllung lässt mich aber noch einmal die Gabel aus der Hand legen. »Beate isst übrigens überhaupt kein Fleisch«, sage ich. »Vegetarierin.« Ich zwinkere ihm zu. »Falls du einmal für sie kochen solltest.«
Daniel nickt kauend, nimmt dann einen Schluck von dem Rotwein, den er zum Omelett serviert hat, und meint: »Das wusste ich schon. Während des Dinners bei den Kronigs ist mir das aufgefallen. Da hat sie die Entenbruststreifen in ihrem Salat aussortiert.«
»Du beobachtest sie aber genau«, gebe ich mich erstaunt, obwohl es mich natürlich nicht im Mindesten wundert. Wenn die Frau des Herzens nur einen Augenwurf entfernt sitzt, guckt man schon mal genauer hin.
»Ich bin ein guter Beobachter.«
Mutig schneide ich ein Stück von meinem Omelett ab. »Da sind ja gar keine Kirschen«, sage ich erleichtert.
»Natürlich nicht. Was dachtest du denn? Ich habe es mit Tomaten und Mozzarella gefüllt. Ausgereifte Tomaten, wohlgemerkt. Keine Gemüsekinder.«
Sein Spott klingt nicht bösartig, sondern neckisch, keine Aufforderung zum Streiten, sondern eine Einladung zum Spielen, zum Armdrücken mit dem
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