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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Wut raus!«, schreit Igor mich an. »Sei ein Tier! Sei eine Bestie! Schlag zu! Schlag zu! SCHLAG ZU!«
    Und dann werde ich zum Tier und schlage zu. Patsch! hat er meine fünf Finger im Gesicht. Und dann werde ich zur Bestie und patsch! die andere Seite.
    Die um uns stehenden brutalen Legionäre fangen an zu lachen. Igor lacht nicht. Er schaut mich entgeistert an, auf seinen bleichen Wangen sind meine Handabdrücke gut zu sehen. »Mon dieu! Doch nicht so!«, schnauzt er mich an. »Glaubst du etwa, ein angreifender Skinhead würde mir eine Ohrfeige verpassen?«
    »Das ist nun mal meine Kampftechnik«, verteidige ich mich. »Der Doppelwhopper.«
    Igor holt tief Luft, als wollte er mich wegpusten, doch dann überlegt er es sich anders und sagt müde: »Geh mir aus den Augen, Mädchen, ja? S‘il vous plait. Geh nach Hause und spiel mit deinen Puppen.«
    Woher weiß der von meinen Puppen? Hat Tanja ihm etwa von meiner Puppensammlung erzählt? Oder will er damit andeuten, dass er mich für unreif und verweichlicht hält?
    Igor klatscht in die Hände. »Mesdames, Messieurs, es geht weiter. Und du, beeil dich mal, wir haben zu tun. Los, runter von der Matte! Vite! Vite! Vite!«
    »Farallala«, ergänze ich singend. Von so einem ungehobelten Klotz lasse ich mich nicht einschüchtern.
    Ich drehe mich um und starre in die grinsenden Gesichter der anderen. Nur Tanja blinzelt mir zu und reckt einen Daumen nach oben. Hinter mir brüllt Igor: »Hey, Kleine, jetzt beweg endlich deinen lahmen Hintern hier raus!«
    Da wirbele ich wie ein Derwisch herum, um dem Mistkerl beide Fäuste in den Bauch zu rammen. »Raaatongaaaa!«
    Hoppla, ein bisschen zu tief.
    Voller Entsetzen sehe ich, wie Igor rot anläuft und dann stöhnend zu Boden geht. Seine Hände hält er zwischen den Beinen. Er windet sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er schnappt auch genauso nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Und ich habe ihn geangelt.
    »Entschuldigung, das wollte ich nicht!«, schreie ich. »Oh, Gott! Entschuldigung! Entschuldigung! Entschuldigung!«
    »Hmmpf«, sagt Igor, was wohl die Kurzform ist von: Gleich kicke ich deinen Kopf in die Umlaufbahn. Dabei ist er eigentlich selbst schuld. Schließlich habe ich ihn vor meinem Doppelwhopper gewarnt, oder etwa nicht?
    »Ogottogottogott!« Ich knie mich neben ihn und schaue schuldbewusst in sein schmerzverzerrtes Gesicht. Auf der Stirn ist immer noch der rote Fleck, wo ihn der Basketball getroffen hat. Seine Wangen sind auch noch von meinen Ohrfeigen gerötet. Und welche Farbe sein, äh, Baguette angenommen hat, will ich gar nicht wissen.
    »Jetzt helft ihm doch endlich!«, fordere ich weinerlich die gaffenden Blödherumsteher auf. »Gibt‘s denn hier keinen Arzt, verdammt noch mal? Erste Hilfe, Letzte Ölung -irgendwas?«
    Niemand meldet sich. Ich würde ja gerne selbst etwas tun, aber ich weiß ums Verrecken nicht, was. Das Einzige, was ich aus meinem Erste-Hilfe-Kurs behalten habe, ist: Warndreieck aufstellen. Und wo soll ich das jetzt bitte schön hernehmen?
    »Das tut mir ja sooo leid«, versichere ich Igor und streichle über seine Haarborsten. »Das war wirklich keine Absicht. Ich kann so was gar nicht. Echt nicht. Das muss der angepisste Zuhälter in mir gewesen sein. Sind Sie jetzt böse auf mich?«
    Er haut mir einen grimmigen Blick in die Fresse und versucht, mich von sich wegzuschieben. »Nicht ... nichts mehr anfassen.«
    Eine Hand legt sich auf meine Schulter, und als ich aufschaue, sehe ich in Tanjas feixendes Gesicht.
    »Komm mit, wir verschwinden jetzt besser«, sagt sie und zieht mich Richtung Ausgang.
    »Arrête /«, höre ich Igor hinter uns herrufen. »Warte!«
    Im Laufen drehe ich mich noch einmal um und rufe zurück: »Ja, ich weiß - zwanzig Liegestütze. Kann ich die auch in Raten abbezahlen?«
    Eine halbe Stunde später sitze ich in Tanjas Esszimmer in der Nachmittagssonne und genieße den Ausblick, den man vom dreizehnten Stock auf Düsseldorf hat, während Tanja sich kurz frisch macht. Ich beobachte gerade einen Frachtkahn, der gemächlich über den Rhein tuckert, als meine Freundin sich mit zwei Piccoloflaschen Sekt zu mir gesellt. Gläser hat sie keine mitgebracht - wozu auch? Mit den Fläschchen stoßen wir auf den ersten Mann an, den ich k. o. geboxt habe.
    »Mensch, ich habe mich vielleicht erschrocken, als der plötzlich zu Boden ging«, erzähle ich Tanja. »Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht vor Schreck.«
    »Ich auch - aber vor Lachen. Das war große Klasse,

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