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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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meinen Ohren.
    Überhaupt ist ihre ganze Wohnung ein einziger Beweis, dass Alter nicht das Geringste mit Reife zu tun hat. Nach einer Stunde bei Tanja zu Hause fangen gewöhnlich die Augen an zu schmerzen. Nach zwei Stunden: Blindheit. Nach drei Stunden: Exitus. Tanja lebt in einer Graffiti-Hölle. Fast jede Wand ist mit grellbunten Bildern und Schriftzügen beschmiert, denn jeder Besucher muss ein für ihn typisches Bild oder einen Spruch an die Wand sprayen, bevor er die Wohnung wieder verlassen darf.
    Auch ich habe mich schon auf der Gästetapete verewigt. Blöderweise ist mir nur die Tigerente eingefallen. Deprimierend: Meine Persönlichkeit, das Unverwechselbare meines Daseins, das Imprint meiner Einzigartigkeit, lässt sich am besten mit einer Ente symbolisieren. Pia, die Ente. Ich muss unbedingt ein Testament aufsetzen, in dem ich meinen trauernden Angehörigen genau aufschreibe, was auf keinen Fall auf meinen Grabstein kommen soll.
    Mittlerweile habe ich mich an Tanjas Kindergarten-Wände gewöhnt und suche immer neugierig nach neuen Hinterlassenschaften. Und auch wenn die eine oder andere Wand jetzt so schrill und farbenfrohoho aussieht, als hätte sich Nina Hagen davor in die Luft gesprengt, so ist es doch eine Verbesserung zu früher. Da hatte Tanja nämlich lauter selbstgeschossene Fotografien ihrer vielen Liebhaber an den Wänden hängen - allerdings nur einen kleinen Ausschnitt eines jeden Lovers, sein edelstes Teil nämlich, das Zepter zur Krone der Schöpfung: sein Pipimännchen. Dagegen sind hässliche Graffiti von Tigerenten, Schlangen und Totenschädel die reinste Augenweide.
    Ich setze mich Tanja gegenüber in eine Affenschaukel, die von der Decke hängt, mein Lieblingsplatz. Während ich ein wenig affenschaukle, erzähle ich von meinem gestrigen peinlichen Auftritt als Aktmodell, von den Unverschämtheiten, die Crocks sich mir gegenüber herausnimmt, und von der Wut, die ich auf diese Knalltüte habe.
    Tanja hört sich mein Lamento geduldig an und sagt: »Das ist doch nicht so schlimm, wenn Crocks dich mal nackt gesehen hat. Mich hat er auch schon nackt gesehen.«
    »Na, das ist ja wohl etwas ganz anderes«, entgegne ich, leicht verärgert über Tanjas dumme Bemerkung. »Du hast schließlich auch mit ihm geschlafen, da habt ihr euch gegenseitig nackt gesehen.«
    Daraufhin springt Tanja plötzlich kichernd auf, zieht mich aus der Schaukel und drängt mich in Richtung Schlafzimmer. »Komm, ich zeige dir seinen Penis«, ruft sie fröhlich, als hätte sie damit mein Problem gelöst. Klar, wenn ich erst einmal Crocks› Schwanz gesehen habe, ist die Welt wieder prima in Ordnung.
    »Nein danke, da kann ich gut drauf verzichten«, sträube ich mich. »Es geht nicht darum, wer welchen Körperteil von wem gesehen hat, Tanja. Es geht darum, dass ich mich wegen Crocks zu Hause nicht zu Hause fühle. Dass ich Bammel habe, morgen in die Redaktion zu gehen, wo Dr. Kortmanns Grinsen auf mich wartet. Und die Teuser weiß bestimmt auch schon Bescheid, so wie die beiden zueinander stehen. Die lachen sich jetzt ein Jahr lang kaputt über mich. Das habe ich nur Crocks zu verdanken. Immer wieder macht er solche Geschichten und bringt mich auf die Palme. Darum geht es. Um die Gesamtsituation.«
    »Verstehe«, sagt Tanja nachdenklich und zieht mich dann weiter. »Komm jetzt, ich zeige dir seinen Penis!«
    Im Schlafzimmer angekommen betrachte ich halb angewidert und halb fasziniert Tanjas Wall of Farne, das Überbleibsel ihrer Penisgalerie, die Top-Five der besten Liebhaber. Erstaunlich, dass Crocks sich darunter befinden soll. »Und welcher ist es?«, frage ich desinteressiert.
    »Rate.«
    Ich betrachte die fünf Kandidaten genauer. Unter jedem Bild hat Tanja ein kleines Messingplättchen angebracht, auf dem sie vermerkt hat, wer der Besitzer des jeweiligen Prachtstücks ist. Allerdings stehen da nur Decknamen - im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Zorro, Black Beauty, Ernie und Bert, Lassie, Pfadfinder«, lese ich laut vor. Ich schaue Tanja fragend an. »Ernie und Bert?«
    Sie zuckt mit den Achseln und lächelt mich unschuldig an. »Wenn ich Skat könnte, hätten wir Karten gespielt.«
    Ich schüttele tadelnd den Kopf, sage aber nichts dazu. »Und welcher von diesen Lollos gehört jetzt Crocks?«
    »Du sollst doch raten. Ich gebe dir einen Tipp, okay? Also: Es ist nicht Black Beauty.«
    »Das sehe ich auch. Das war keine Hilfe.«
    »Und es ist auch niemand aus der Sesamstraße.«
    Also bleiben noch Zorro, Lassie und

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