love sheriffs
fahren soll. Ich halte das für eine gute Idee. Den Abend habe ich ihm gründlich verdorben. Zuerst habe ich keinen Platz für seinen Baum, dann verschmähe ich seine Kalbsmedaillons und dann kotze ich ihm auf den Klodeckel. Wenn er mich jetzt noch liebt, muss sein Rollo verklemmt sein.
»Jetzt haben wir gar nicht die kleine Tanne gepflanzt«, fällt Daniel ein. »Egal, dann holen wir das irgendwann nach.«
Die Aussicht, demnächst noch einmal hierherzukommen, finde ich nicht sehr reizvoll. Ich weiß ohnehin nicht, wie Daniel und ich jetzt miteinander umgehen sollen. Mit Leuten, die mich hassen, komme ich prima zurecht. Aber wenn mich jemand liebt, wird es schwierig.
»Wir können das gerne auch jetzt noch erledigen«, sage ich. »Dann klingt der Abend wenigstens nicht so unappetitlich aus.«
Also nimmt Daniel den Spaten und die Tanne und ich greife mir die Flasche Sekt. Durch die Terrassentür gelangen wir nach draußen. Daniel hat die Gartenbeleuchtung eingeschaltet, die so hell ist, dass man das Terrain gut erkennen kann. Es besteht vor allem aus lehmiger Erde, Steinen und ein paar Sträuchern.
»Der Garten ist noch nicht angelegt«, sagt Daniel, was unschwer zu erkennen ist. »Deine Tanne, Pia, ist der Anfang. Such dir einen schönen Platz aus.«
Ich schaue mich um. Zu nahe am Haus möchte ich den Baum nicht pflanzen. Wenn ich mich in einigen Jahren vielleicht wirklich unter meinen Baum setzen möchte, dann werde ich für eine gewisse Abgeschiedenheit bestimmt dankbar sein. In etwa dreißig Metern Entfernung sehe ich einen Apfelbaum stehen.
»Da hinten«, sage ich und zeige darauf. »Dann hat meine Tanne wenigstens Gesellschaft.«
»Gut, dann komm!«
Das ist leichter gesagt, als getan. Mit meinen Pumps komme ich auf diesem unkultivierten Erdboden nur schwer voran. Die spitzen Absätze sinken ein oder ich knicke um. Nach drei Schritten bleibe ich stehen, da ich mir meine neuen Schuhe nicht komplett ruinieren will. »Moment, so geht es nicht«, sage ich und ziehe sie aus.
»Soll ich dir Schuhe von mir holen?«, fragt Daniel. » Ich habe allerdings Größe 45.«
»Nein, geht schon«, winke ich ab. »Die paar Meter laufe ich barfuß.«
Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass der Boden schon so eisig ist. Als wir endlich am Apfelbaum ankommen, sind meine Füße taub vor Kälte. Daniel, der offenbar sieht, wie ich leide, zieht sein Sakko aus und breitet es vor mir auf den Boden.
»Hier kannst du dich draufstellen, bis wir fertig sind.«
»Du spinnst. Zieh es wieder an, es wird doch ganz schmutzig.«
»Das kann man waschen«, sagt Daniel. »Aber wenn du krank wirst und bei der XX wochenlang ausfällst, das wäre wirklich schlimm.«
Also tue ich ihm und meinen Füßen den Gefallen. Während er ein Loch für meinen Baum gräbt, stehe ich auf seiner Jacke und schaue ihm dabei zu. Nach wenigen Minuten steht meine Tanne an ihrem neuen Platz.
»Hast du dir einen Namen überlegt?«, fragt Daniel.
»Ach so, einen Namen. Nein, ich weiß noch keinen. Hast du eine Idee?«
»Ich fände es schön, wenn sie Pia hieße«, sagt Daniel, ohne lange nachzudenken. »Pia ist ein guter Name für eine Tanne.«
»Na gut, dann nennen wir sie so«, sage ich, um Daniel wenigstens einen kleinen Gefallen zu tun, wenn ich ihn schon nicht mich glücklich machen lasse. »Ist ja eigentlich Blödsinn, einem Baum einen Namen zu geben. Der kommt ja doch nicht, wenn man ihn ruft.«
Daniel lacht. »Vielleicht braucht er nur zu lange. Hundert Jahre für einen Zentimeter. Womöglich wächst er dir freudig entgegen, wenn du ihn rufst. Aber bis er sich nach dir umgedreht hat, bist du schon lange tot.«
»Ich weiß nicht, ob mir dieser Gedanke gefällt«, sage ich.
Daniel öffnet die Sektflasche. »Auf Pia!«, sagt er. »Dass sie immer genügend Sonne und Regen und Liebe bekommt.« Dann nimmt er einen Schluck und gibt anschließend mir die Flasche.
»Auf Pia«, sage ich und erhebe dabei die Flasche in Richtung Baum. »Dass sie immer die schönsten Designerzapfen trägt und sich nie von irgendeinem Idioten mit mickriger Säge flachlegen lässt. - Damit meinte ich jetzt nicht dich, Daniel.«
»Na, hoffentlich. Ganz schmerzfrei bin nämlich auch ich nicht.«
Wir trinken beide noch einen Schluck aus der Flasche und verspritzen dann den Rest auf der Tanne. Wahrscheinlich wächst sie jetzt schief und krumm, bekommt blaue, flaschenförmige Zapfen und fängt an zu nadeln, wenn sie morgens keinen Schnaps bekommt. Und die Leute stehen
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