love sheriffs
wird hell, man sieht alles viel deutlicher und farbiger und denkt sich: Ah, ja, wie schön, das ist also die Liebe. Und dann treffe ich dich und es ist, als ob jemand ein Rollo hochzieht, und Sonnenlicht flutet herein. Vor lauter Farben und Schönheit vergisst man zu atmen. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.« Er schiebt einen Arm über den Tisch und legt seine Fingerspitzen auf den Rücken meiner rechten Hand, mit der ich die ganze Zeit nervös am Weinglas spiele. »Und du, Pia? Bei dir ist kein Rollo hochgegangen, richtig?«
»Also, äh, hochgegangen würde ich jetzt nicht gerade ... aber die Lamellen haben sich schon ein Stück weit ...«, druckse ich herum, während ich ernsthaft in mich hineinhorche. Ich mag Daniel. Immer wenn ich an ihn denke, durchströmt mich ein warmes Gefühl. Seitdem er Chefredakteur ist, freue ich mich regelrecht auf meine Arbeit in der XX. Möglicherweise hätte ich meine wachsende Sympathie zu ihm anders bewertet, wenn ich nicht gerade emotional durch so raues Gewässer schippern würde. Vielleicht habe ich auch absichtlich nicht weiter über meine Beziehung zu Daniel nachgedacht, weil mein Leben zurzeit auch ohne Dreiecksverhältnis kompliziert genug ist. Trigonometrie habe ich schon immer gehasst.
»Schon gut, Pia, du musst mich nicht schonen«, sagt Daniel und zieht langsam seine Hand zurück. »Das ahnte ich bereits, deshalb wollte ich auch nie etwas sagen. Aber ich habe es einfach nicht länger ausgehalten, so zu tun, als wäre nichts. Und jetzt...« Er hebt hilflos die Arme an, legt seinen Kopf in den Nacken und schließt die Augen, als würde er göttlichen Beistand erflehen.
»Und Beate kannst du gar nicht leiden?«, frage ich.
»Beate? Doch. Anders als du finde ich sie sehr nett. Ich komme gut mit ihr aus.«
»Aber ich bin es?«
»Du bist es.«
»Ich bin es«, wiederhole ich seufzend. »Ich ... ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Du musst nichts sagen. Ich wusste, dass du einen Freund hast, und habe mir daher auch keine großen Hoffnungen gemacht. Ich bin ja kein Idiot. Aber du scheinst mir nicht sehr glücklich mit deinem Max zu sein. Und ich finde, du hättest es verdient, glücklich zu sein. Ich ...«, er zögert und nimmt erst einen großen Schluck Wein, bevor er fortfährt, »ich hätte dir gerne bewiesen, dass ich dich glücklicher machen kann als dieser andere. Ich meine das jetzt nicht sexuell, sondern ganz allgemein.«
Ich denke an Max‘ letzten tiefgekühlten Anruf, an sein Treffen mit Sandra, an die vielen Male, die er für seinen Bruder und gegen mich Partei ergriffen hat. Und dann an Daniel, der mich gegen Landuris verteidigt und sogar gegen Igor, der an mich glaubt und mir Selbstvertrauen gibt und der die halbe Nacht in der Kälte mit mir unter einem Baum sitzt. Habe ich ihn heute Abend verloren?
Auf einmal wird mir schlecht. »Entschuldige, Daniel, aber ich müsste mal ganz dringend ...« Ich halte mir eine Hand vor den Mund. Daniel zeigt die Treppe hinauf und ich renne auch schon los. »Links«, höre ich ihn noch rufen, also stürze ich mich nach links, hinein ins Badezimmer und schaffe es gerade noch zur Toilette. Um ein Haar hätte ich sogar den Deckel noch rechtzeitig hochbekommen.
Aber so feiere ich ein unerwartetes Wiedersehen mit Daniels Omelett und der Schokotorte. Sie sehen nicht mehr so gut aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Aber wir werden alle nicht jünger.
Nachdem mein Magen sich beruhigt hat, besehe ich mir die Bescherung, lasse mich zu Boden sinken und fange an zu heulen. Daniel kommt herein, obwohl ich ihm zurufe, er solle draußen bleiben. Er streckt mir seine Hand entgegen und zieht mich wieder auf die Beine.
»Ist doch nichts passiert«, sagt er. »Von so ein bisschen Erbrochenem lassen wir uns den schönen Abend nicht verderben. Winke ihm noch einmal zu, gleich ist es weg.«
»Nein, ich mache das«, rufe ich. Aber er schiebt mich vors Waschbecken und sagt: »Wasch du dein Gesicht! Du kannst dir auch die Zähne putzen, neue Zahnbürsten findest du im Schränkchen. Das andere erledige ich schon. Schließlich bin ich selber schuld. Ich hätte dich wohl besser vor dem Essen mit meinem Geständnis überfallen sollen.«
Obwohl ich noch einmal versuche, ihn davon abzubringen, rückt er meinem Gruß aus dem Magen mit viel Toilettenpapier und einer Kehrschaufel zu Leibe und hat die Schweinerei entsorgt, bevor ich mit Zähneputzen fertig bin.
Auf der Treppe zurück ins Erdgeschoss fragt er mich, ob er mich nach Hause
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