love sheriffs
Liebe?«
»Frag halt deine Sandra«, sage ich schnippisch. »Die kennt mich doch anscheinend so gut. Sie wird dir bestimmt sagen, dass Zicken wie ich überhaupt nicht in der Lage sind, jemanden zu lieben. Meine Liebe ist dir zu klein? Dann geh doch zurück zu deiner Exfreundin. Vielleicht liebt sie eine Nummer größer.«
Max steigt in sein Auto und startet den Motor. »Ja, vielleicht sollte ich das wirklich tun«, ruft er noch, dann knallt er die Tür zu und braust davon.
Ich klemme mir den Karton unter den Arm und gehe ins Haus. Während ich wenig später neben der schlafenden Rosina auf der Couch sitze und die Nummer von Daniel in mein Handy programmiere, überlege ich mir, wie groß meine Liebe zu Max ist. Ich gelange zu dem Schluss, dass sie groß wie das Meer ist. Nur herrscht im Moment leider Ebbe. Die Flut wurde wieder einmal bis auf weiteres verschoben. Und vielleicht, kommt es mir erschreckend in den Sinn, kehrt das Meer nie wieder zurück.
Die PEQUOD ist eine Wirtschaft, die gerne eine Seemannskneipe wäre, aber unter dem eklatanten Mangel an Seemännern unter Gästen und Personal leidet. Lukas, der Wirt, kommt aus Füssen im Allgäu und hat sämtliche Meere der Alpen durchkreuzt. Sein seemännisches Wissen stammt aus Moby Dick, weshalb er auch seine Kneipe nach dem berühmten Walfangschiff aus diesem Roman benannt hat. Das Buch hat er übrigens nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen. Den aber gleich »so oft, wie es Knoten auf einem Segelschiff gibt«, wie er gerne erzählt und damit Grammatik und Glaubwürdigkeit gleichermaßen strapaziert. Es war leicht für Daniel, den Wirt zum Mitmachen zu überreden. Gegen eine angeblich echte Schiffsglocke der Gorch Fock, die Daniel irgendwo aufgetrieben hat, gab er uns grünes Licht für unser Vorhaben, dem Grapscher Hubert auf die vorwitzigen Finger zu klopfen.
Daniel, Beate und ich sitzen an einem der groben Holztische, die aus zwei großen Rumfässern mit darüberliegenden Schiffsplanken zusammengezimmert wurden, und beobachten die fünf Männer am Nachbartisch, die schon ein paar Biere Vorsprung haben und guter Stimmung sind. Über den Köpfen der Männer hängt ein Rettungsring von der Decke, auf dem groß STAMMTISCH geschrieben steht. Und darunter etwas kleiner: SOS - Sauf oder Stirb!
Unser Hubert, ein untersetzter, rotgesichtiger Grölbaron, führt in der Gruppe das große Wort. Wenn er etwas sagt oder vielmehr in die Runde wirft wie eine Bowlingkugel in den Roulettekessel, lachen alle aus lautem Hals. Es gibt viel Schultergeklopfe und weit ausholende Armbewegungen, Zugeproste und Auf-den-Tisch-Gehaue. Vorstandssitzung der Deutschland AG.
An der Theke sitzt eine blonde Frau, nippt an einer Cola und unterhält sich mit dem Wirt, der Gläser spült. Sonst hält sich nur noch die Bedienung hier auf, die gerade Nachschub an den Gute-Laune-Tisch bringt. Sie trägt ein Tablett mit Biergläsern und sonst nicht viel: einen sehr kurzen Rock, hochhackige Pumps, die sie umbringen würden, wenn sie damit den ganzen Tag auf den Beinen sein müsste, und ein enges, tief ausgeschnittenes Top. Ihr Lippenstift und Nagellack sind so rot wie sündiges Blut, ein schöner Kontrast zu ihrem schwarzen Haar. Ich meine natürlich, zu ihrem nachtblauen Haar.
»Deine Freundin hat eine tolle Figur«, sagt Beate anerkennend. »Ich bin gespannt, wie lange sich Hubert bei einer solch attraktiven neuen Kellnerin noch zurückhält.«
Unsere Geduld wird auf keine lange Probe gestellt. Als Tanja sich herabbeugt, um das Tablett abzustellen, stiert Hubert ihr am unverschämtesten in den Ausschnitt. Gleichzeitig fährt seine Hand an ihren Po.
Tanja dreht sich zur Seite und droht ihm mit dem Zeigefinger: »Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!«, sagt sie streng.
»Aber das war nicht meine Pfote«, ruft Hubert lachend und hebt unschuldig seine Hände. »Muss wohl ein anderes Körperteil von mir gewesen sein.«
Die anderen stimmen in sein Lachen ein. Und als Tanja erwidert: »Ich hätte schwören können, es war dein kleiner Finger«, lachen sie noch lauter.
»Ab sofort behältst du sämtliche Körperteile bei dir, klar?«, fährt ihn Tanja an, als sich alle wieder beruhigt haben.
»Ja, Mami«, sagt Hubert grinsend. Als Tanja ihnen den Rücken kehrt und zurück hinter den Tresen geht, wedelt er übertrieben mit beiden Händen, als hätte er sich die Finger verbrannt.
»Die lässt sich nicht so leicht von dir einschüchtern wie die Studentin neulich«, sagt ein
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