love sheriffs
enttäuscht. Sie packte tatsächlich ein paar Sachen und zog von zu Hause aus. Und das war für mich der letzte Beweis, dass Pia nicht besser war als Sandra, meine letzte Freundin. Die hatte mich zu erpressen versucht, damit ich unsere Beziehung nicht beende. Auch sie hatte ihre Drohung wahr gemacht und mich wegen einer erfundenen Sache verklagt. Und nun trat Pia in ihre Fußstapfen.
Daraufhin stürzte ich mich in meine Arbeit und versuchte, mir die düsteren Gedanken aus dem Kopf zu malen. Dabei entstanden ein paar sehr beklemmende Arbeiten, die meine Galeristin mit »klaustrophobe Urbanität« etikettierte, die aber in Wirklichkeit einen anderen Oberbegriff verdient hätten:»Enttäuschung über Pia«.
Meine Arbeitstherapie funktionierte allerdings nicht. Ich brachte es nach wie vor nicht fertig, Pia anzurufen, um mich mit ihr auszusprechen. Ich ignorierte sogar ihre Anrufe bei mir Meine Enttäuschung über sie war so groß, dass ich nicht einmal ihre Stimme hören wollte. Gleichzeitig fragte ich mich, warum ich so extrem auf dieses Ultimatum reagierte. Bis mein Bruder mich eines-Tages zur Seite nahm und eindringlich sagte:»Pia ist nicht Sandra!« Er ermahnte mich, ich müsse endlich über diesen Vertrauensbruch meiner Exfreundin hinwegkommen. Nicht alle Frauen seien erpresserische Flittchen. Nur die hübschen. Das Letzte hatte er natürlich nicht ernst gemeint. Aber mit dem anderen hatte er völlig recht. Ich war immer noch verletzt von der Sache von damals und deshalb überempfindlich. Es wurde wirklich Zeit, dass ich aus diesem Schatten der Vergangenheit heraustrat.
Zu diesem Zweck rief ich meine Exfreundin an und verabredete mich mit ihr. Ich wollte sie nur zur Rede stellen, sie fragen, was sie sich damals dabei gedacht hat und wie sie heute darüber denkt. Sonst nichts. Nur eine überfällige Maßnahme zur-Vergangenheitsbewältigung. Dabei stellte ich fest, dass Sandra ihr Verhalten als genauso schäbig empfindet wie ich. Sie war jung, sie war verliebt, sie war verletzt, sie war dumm. Ihre falsche Anschuldigung tat ihr schon während der Gerichtsverhandlung leid, aber sie traute sich nicht, sie zurückzunehmen. Also zog sie es durch. Aber ich glaube ihr, dass sie es wirklich bereut, so weit gegangen zu sein. Sie wollte sich auch schon mehrmals bei mir entschuldigen, hatte aber Angst vor meiner Reaktion. Sie dachte, ich würde sie hassen. Was ich nie getan habe. Verachten wäre wohl das richtigere Wort. Ich nahm jedenfalls ihre Entschuldigung an und wir beide fühlen uns seitdem besser.
Viermal trafen wir uns. Wir redeten nicht nur von früher, sondern über alles Mögliche. Ich konnte nachvollziehen, warum ich damals mit ihr zusammen war. Aber ich konnte auch nachvollziehen, warum es wieder auseinanderging. Zwischen Sandra und mir gibt es kein Knistern und Funkeln wie zwischen mir und Pia, nur ein nettes, gleichförmiges Rauschen. Beim vorletzten Rauschen ist blöderweise Pia dazwischengerauscht. Natürlich war sie gleich wieder auf hundertachtzig plus Mehrwertsteuer und ist davongestürmt, noch bevor ich ihr das näher erklären konnte. Ich habe sie dann angerufen und auf den Anrufbeantworter gesprochen. Sie solle nach Hause kommen, damit wir über alles reden können. Aber sie kam nicht. Bis heute nicht.
Allmählich dämmert mir, dass es auch noch einen anderen Grund für Pias Verhalten geben könnte. Möglicherweise war der Ärger über meinen Bruder und mich nur vorgeschoben und in Wahrheit geht es einfach darum, dass Pia sich in einen anderen Mann verliebt hat. Und ich weiß auch schon, in wen. Sie kennen ihn ebenfalls, denn es ist Ihr neuer Chefredakteur, dieser Brunner. Schon am ersten Tag hat er Pia befingert.
Auf einmal konnte ich ihr nichts mehr recht machen. Ich würde nur dummes Zeug reden, ich respektiere sie nicht, ich halte immer nur zu meinem Bruder, ich trage sie nicht auf Händen, ich rede immer dazwischen, wenn sie einen Film sehen will, alles störte sie plötzlich an mir. Sogar wenn ich besonders nett sein will und ihr die Post und ein paar Kleider hinterhertrage, da sie schließlich schon eine Zeitlang nicht zu Hause war, legt sie es gegen mich aus. Ich brächte ihr nur deshalb die Sachen, weil ich es nicht abwarten könne, sie ganz aus dem Haus zu haben. Sie kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass ich das nur getan habe, weil ich mich um sie sorge und weil es ein guter Vorwand war, sie zu sehen. Doch statt uns auszusprechen, gab es nur wieder neuen Streit.
Immerhin brachte
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