love sheriffs
anderer Mann zu Hubert. »Wisst ihr noch ...«
Die anderen wissen es alle noch. Aber dann erzählen sie es sich trotzdem gegenseitig noch einmal. Jetzt wissen sie es doppelt. Und wahrscheinlich sind ein paar neue Details hinzugekommen.
»Und das war alles?«, fragt Beate enttäuscht. »Ich dachte, Tanja würde ihm richtig eine verpassen. Und was ist mit...«
»Abwarten!«, sage ich. »Das war nur der Warnschuss. Die Polizei schießt auch zuerst in die Luft, bevor sie einen verdächtigen Parksünder durchsiebt.«
»Ich habe Tanja gebeten, nicht sofort grob zu werden«, erklärt Daniel. »Der Mann soll eine faire Chance bekommen.«
Daniel ist einfach zu gut für diese Welt. Er glaubt noch an faire Chancen, den mündigen Mitarbeiter und die eine, die wahre, die elementare Liebe. Schnickschnack. Er glaubt sogar an mich, an meine Fähigkeiten und guten Charaktereigenschaften. Dem Mann ist nicht zu helfen.
Sein Versprechen hat er übrigens wahr gemacht. Seit unserem gemeinsamen Dinner vor drei Tagen und seiner Bemerkung vor Max über die Harmlosigkeitslosigkeit der Liebe hat er mit keiner Silbe mehr über seine Gefühle gesprochen. In der XX war er tatsächlich so wie immer zu mir, weder verkrampft noch übertrieben freundlich. Er lächelt mich an, wenn er im Beisammensein mit jemand anderem an meinem Platz vorbeikommt, er zwinkert mir manchmal aus der Entfernung zu - kein schlüpfriges Hubertgehabe, sondern nur eine aufmunternde Alles-ist-gut-Geste - und zweimal haben wir ein paar Belanglosigkeiten gewechselt. Alles entspannt und easy.
So wie auch jetzt. Daniel und ich genehmigen uns ein Bier, Beate hat ein Glas Wein vor sich stehen. Wir plaudern so vor uns hin und behalten dabei die Stammtischrunde und Tanja im Auge.
Offenbar heckt Hubert etwas aus, denn er flüstert mit seinem Sitznachbarn und dieser winkt kurz darauf nach der Bedienung. Tanja kommt mit lasziver Gemächlichkeit an den Tisch gestöckelt. Der Mann deutet auf seinen Bierdeckel, Tanja beugt sich herab und in dem Moment wirft Hubert ihr eine Münze in den Ausschnitt.
Grinsend hebt er beide Hände in die Höhe. »Keine Körperteile im Spiel, siehst du?«
Das ändert sich schlagartig. Tanja packt den Kerl an den Hemdaufschlägen, reißt ihn vom Stuhl und presst ihn gegen den Daddelautomaten, der an einer Holzsäule hängt.
»Du schmieriger, kleiner Kackscheißer!«, faucht sie ihn an. »Ich sagte doch: Finger weg!«
Hubert hat sich zwar seiner bleichen Gesichtsfarbe nach zu urteilen ziemlich erschrocken, aber er scheint den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen zu haben. »Entschuldigung, Rambolina, aber der Euro ist mir einfach so aus der Hand gerissen worden. Kann es sein, dass deine Dinger magnetisch sind ?« Er wendet seinen Kopf in Richtung seiner Kumpel und blinzelt ihnen zu. Ein vielstimmiges Johlen weckt in ihm offenbar neuen Tatendrang, denn er sagt: »Warte, ich hole ihn wieder raus« und greift an Tanjas Busen.
Eine Zehntelsekunde später knallt er rücklings auf unseren Tisch, von dem wir kurz zuvor vorsichtshalber die Gläser geräumt haben. Tanja beugt sich über ihn, umfasst mit einer Hand seine Kehle und schreit ihn an: »Wenn du blöder Wichser mich noch einmal anfasst, dann trete ich dir so zwischen die Beine, dass deine Eier als Tränensäcke unter den Augen hängen. Hast du das jetzt kapiert?«
Ich höre Hubert ängstlich quieken, was Tanja wohl als ein Ja durchgehen lässt. Zumindest lässt sie seinen Hals los und wischt sich ihre Hände am Rock ab, als hätte sie etwas Ekliges angefasst. Huberts Kumpel vom Stammtisch starren alle mit weit aufgerissenen Augen zu uns herüber. Zwei sind von ihren Sitzen aufgesprungen und haben entsetzt die Hände vor die offen stehenden Münder gelegt.
»Glotzt nicht so blöd! Ihr seid nicht viel besser als dieser Arsch hier. Typen wie euch habe ich ja gefressen! Aber ich bin bei der GAS. Das heißt Grapschern auf‘n Sack. Wir lassen uns so etwas nicht länger bieten. Und wir sind schon viele. So, und jetzt mache ich Feierabend.«
Die blonde Frau, die an der Theke gesessen hat, drängt sich plötzlich an Tanja vorbei und drückt Hubert, der sich gerade langsam erheben will, sanft zurück auf den Tisch.
»Vorsichtig, Sie könnten verletzt sein«, sagt sie. »Ich bin Ärztin. Das sah eben gar nicht gut aus.«
»Ach, Quatsch, ich habe den Drecksack doch kaum berührt«, beteuert Tanja.
Hubert stützt sich vorsichtig auf die Ellbogen. »Schon gut, mir fehlt nichts.«
»Der ist zäh«,
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