love sheriffs
auch nicht ... Ich meinte eher das Haus, nicht den Garten. Mit dem Haus ist alles in Ordnung. Sobald der Keller ausgepumpt und der Wintergarten repariert ist, ist es wie neu.«
Meinen Eltern fällt beiden die Kinnlade herunter. Anscheinend wussten sie noch nichts von dem Keller und haben die Plane über dem Wintergarten für Dekoration gehalten.
»Rosina geht es jedenfalls gut«, beeile ich mich, sie auf die positiven Aspekte zu lenken. Ich zeige hoch auf die Baumkrone. »Sie sitzt da oben. Gesund und munter.«
Wenn meine Mutter kräftiger wäre, säße ich jetzt wohl auch da oben. So begnügt sie sich mit einem wütenden Blick in meine Richtung und stellt sich dann unter den Baum, um nach ihrem Liebling zu rufen. Dass dieser rote Teufel für das Desaster hier verantwortlich ist, kommt ihr natürlich nicht in den Sinn. Für sie ist ohnehin klar, dass ich an diesem Chaos schuld bin. Es würde mich nicht wundern, wenn mich meine Eltern ebenfalls insgeheim Pia, die Zerstörung nennen würden.
Wie um mich zu verhöhnen, klettert Rosina auf das Locken meiner Mutter hin anstandslos nach unten und lässt sich dann in Griffhöhe bequem vom Stamm pflücken. Eigentlich müsste ich dieses Vieh hassen. Wenn sie nur nicht so weich wäre und so schmusig und so niedlich gucken würde. So langsam kann ich nachfühlen, was die Männer mit uns Frauen durchmachen.
Mit Rosina im Arm stellt sich meine Mutter vor mich, und während sie mit ihren Händen die Katze krault, schlägt sie mit ihren Blicken auf mich ein. »Ich wusste gleich, dass man dir keine Verantwortung übertragen darf. Ich hatte mich so auf zu Hause und auf dich gefreut. Und dann finde ich hier so einen Zirkus vor! Diesmal hast du dich wirklich selbst übertroffen.«
Die Standpauke meiner Mutter hat den Rasen unter mir in Treibrasen verwandelt. Jedenfalls kommt es mir vor, als wäre ich einen halben Meter eingesunken. Wenn meine Mutter jetzt noch anfängt zu weinen, bin ich weg von der Bildfläche.
»Ich hätte das schon noch alles in Ordnung gebracht«, rechtfertige ich mich. »Ihr seid nur zu früh gekommen. Ein paar Tage später und alles wäre wunderbar gewesen.«
»Weißt du was, Pia, das ist eine hervorragende Idee«, sagt meine Mutter und an jedem ihrer Worte kann man sich schneiden. »Ich sehe nicht ein, warum ich mir von dir die ganze Erholung innerhalb von Stunden zunichte machen lassen soll. Wir ziehen für zwei Tage in ein Hotel. Die Kosten müsstest eigentlich du tragen, aber ich will mal nicht so sein. Anschließend kommen wir wieder hierher und dann erwarte ich, unser Haus so vorzufinden, wie ich es dir bei unserer Abreise überlassen habe. Rosina nehme ich mit. Komm, Joachim, lass uns fahren!«
Aber mein Vater schüttelt den Kopf. »Das kannst du nicht machen, Elvira.«
»Kann ich nicht? Ich denke schon, dass ich das kann.«
»Wir sollten Pia zumindest erklären lassen, wie es zu diesem ... diesem ... zu all dem gekommen ist.«
»Das interessiert mich nicht«, sagt meine Mutter. »Pia hat die ganze Zeit behauptet, es sei alles in Ordnung. Wenn sie uns etwas hätte erzählen wollen, so hätte sie das schon lange gekonnt. Ja, es wäre geradezu ihre Pflicht gewesen, uns zu unterrichten. Jetzt will ich nichts mehr hören. Wenn Pia bis zuletzt behaupten kann, es sei alles in bester Ordnung, soll sie nun auch dafür sorgen, dass es so ist. Wenn du hierbleiben willst, Joachim, bitte schön.« Sie drückt ihm Rosina in den Arm. »Dann kannst du auch auf unsere Kleine aufpassen. Ich jedenfalls werde in ein Hotel fahren.«
Sie dreht sich abrupt um und läuft so würdevoll, wie man es mit Pumps auf schwammigem Untergrund nur tun kann, zum Haus.
»Wo gehst du hin?«, ruft mein Vater ihr hinterher.
»Na, wohin wohl? Ich hole mein Auto. Oder soll ich etwa zu Fuß in die Stadt?«
Mit Grausen denke ich an das Bild, das meine Mutter in der Garage erwartet.
»Warte, Mama, ich muss dir noch etwas sagen«, rufe ich ihr hinterher.
Aber sie streckt nur im Laufen eine Hand mit gespreizten Fingern abwehrend von sich und sagt, ohne sich umzudrehen: »Es ist alles in Ordnung, ja, ich weiß.«
Kurz nachdem sie im Haus verschwunden ist, entdeckt Kowalski meinen Vater. »Hallo, Herr Nachbar«, ruft er aus der Entfernung und winkt meinen Vater zu sich.
»Der hat mir noch gefehlt«, sagt dieser, wirft mir noch einen Blick zu, in dem sowohl Verärgerung als auch Besorgnis liegen, und geht mit Rosina im Arm zu Kowalski, der beim Bagger steht.
Ein paar Minuten später
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