love sheriffs
und weil ich das Wort zweitens groß vor Augen habe. Also haben sie die Plane wenigstens auf die andere Seite gedreht, wie ich es ja auch vorgeschlagen hatte. Ging offenbar doch.
Ich liege gerade wieder im Bett, als mich ein Klopfen aus dem Wohnzimmer erneut hochtreibt. Im Morgenmantel und in meinen bequemen giftgrünen Pantoffeln in Monsterfußoptik, die mir Tanja einmal geschenkt hat, schaue ich nach, was los ist. Kowalski steht auf der Terrasse und schlägt wild gegen die Türscheibe.
»Frau Herzog!«, ruft er. »Wir müssen in den Keller!«
»Ja, Ihnen auch einen schönen guten Morgen«, sage ich übertrieben freundlich, nachdem ich geöffnet habe.
»Dafür ist jetzt keine Zeit«, knurrt Kowalski. »Wir müssen in den Keller. Nachsehen, ob er unter Wasser steht.«
»Was?«, frage ich.
»Unter Wasser. Wenn die Feuerwehr kommt, kann sie den dann gleich mit auspumpen.«
»Wer kommt?«
»Die Feuerwehr.«
»Die Feuerwehr kommt?«
»Ja, die pumpt das Wasser ab, damit wir an den Bagger kommen.«
»Was?«, frage ich und schiebe Kowalski zur Seite, um einen Blick in den Garten zu werfen. Der Bagger hat sich gestern Nacht offenbar zum Schlafen in das Loch gelegt. Zwei Räder ragen müde über den Rand, der Hubarm liegt träge auf der Seite gegenüber. Sven, die zwei Rumänen und ein weiterer Mann stehen drum herum. Alle tragen Gummistiefel und stehen bis zu den Knöcheln im Wasser.
»Der Garten ist überschwemmt«, sagt Kowalski. »Anscheinend hat die Baggerschaufel oder die Baumwurzel eine Wasserleitung beschädigt. Und dazu dann der Regen gestern Nacht. Das Loch steht voll mit Wasser und ein Rand ist unter dem Gewicht des Baggers weggebrochen. Der Bagger liegt jetzt auf der Seite halb im Loch. Als ich vorhin nach Hause kam, habe ich den Schlamassel gesehen und gleich die Jungs angerufen. Die Stadtwerke sind auch schon verständigt. Wo geht‘s denn in den Keller?«
Wortlos und wie betäubt zeige ich Richtung Diele. Ich kann gerade nicht sprechen. Laufen auch nicht, sonst wäre ich Kowalski vielleicht gefolgt, als er mit schmutzigen Stiefeln durchs Wohnzimmer stapft und im Hausflur nach der Kellertür sucht.
Ich atme ein paar Mal tief durch und trete dann auf die Terrasse. Auf den Fliesen steht das Wasser fingerhoch und durchnässt meine schönen Monsterfußpantoffeln. Ich beobachte Sven, der versucht, ein Stahlseil am Bagger zu befestigen. Als er mich sieht, winkt er mir zu. Ich winke zurück. Die beiden Rumänen winken ebenfalls. Ich winke zurück. Sie rufen etwas auf Rumänisch. Ich lächle. Sie zeigen stolz auf die Plane, die sie gestern am Wintergarten angebracht haben. Ich laufe plitsch platsch ein paar Schritte nach vorne und schaue sie mir an.
Auf der Plane steht in großen leuchtend gelben Buchstaben: FICKEN IST GEILER ALS ARBEITEN!
In meinem Kopf legt sich irgendein Schalter um. Ich lächle. »Sehr schön«, rufe ich und winke den Männern zu. Dann laufe ich platsch plitsch zurück ins Haus.
Kowalski kommt mir entgegen. »Im Keller steht die Brühe einen halben Meter hoch.«
»Wunderbar«, sage ich. »Kaffee?«
»Äh, nein, ich muss wieder ...« Er läuft auf die Terrasse. »Keine Sorge, das kriegen wir schon alles wieder hin.«
»Das freut mich«, sage ich. »Wirklich keinen Kaffee?«
»Keine Zeit. Sie sollten sich etwas anziehen«, sagt Kowalski. »Wenn gleich die Leute von den Stadtwerken kommen und die Feuerwehr. Ich meine ja nur.«
»Das ist lieb von Ihnen.« Ich tapse langsam Richtung Küche. »Aber ich muss erst frühstücken. Möchten Sie auch einen Kaffee?«
»Danke, wirklich nicht. Äh, geht es Ihnen gut?«
»Mir? Ja, klar. Meine Pantoffeln sind ein bisschen nass geworden. Aber das ist überhaupt nicht schlimm. Und Ihnen?«
»Ich ... ich muss jetzt.«
Er verschwindet im Garten und ich mache mir einen Kaffee. Dann setze ich mich ins Wohnzimmer und beobachte ein paar Sonnenstrahlen, die in meinem Becher herumschwimmen. Ich würde gerne jemanden anrufen. Aber wen? Tanja frühstückt bestimmt gerade mit Crocks. Der soll nicht mitkriegen, dass ich es auch ohne ihn schaffe, mich in die Scheiße zu reiten, und zwar so gründlich, als würden Dschingis Khan und seine Horde durch eine Kläranlage preschen. Max? Von Max will ich mir nicht mehr helfen lassen. Und von Daniel noch nicht. Ich bin auf mich alleine gestellt. Also verloren.
Ich nehme einen Schluck Kaffee. Nach einem Kaffee soll die Welt ja angeblich wieder besser aussehen. Ich sollte wohl noch ein paar Kannen kochen. Aber
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