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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Lautstärke, dass mir fast die Kaffeebecher aus den Händen fallen: »Pia! Mit Ihnen muss ich reden. In zehn Minuten in meinem Büro, in Ordnung? Oder sagen wir lieber in zwanzig - ich will Sie ja schließlich nicht bei Ihrem Kaffeekränzchen stören.«
    »Das ist das erste nette Wort in dieser Woche«, sage ich.
    »Bitte?« »Ach, nichts.«
    Die Teuser rauscht gewichtigen Schrittes weiter und lässt Anna und mich in unserer ganzen Erbärmlichkeit zurück. Anna schaut ihr kopfschüttelnd nach und zündet sich dann eine neue Zigarette an. »Ich glaube, die Frau mag mich nicht besonders.«
    »Zu mir hat sie gesagt, du seist ihr Augenstern«, behaupte ich.
    »Ihr was? Ist das was Schlimmes? Die soll sich bloß in Acht nehmen, die Alte.«
    Beruhigend klopfe ich ihr auf die Schulter. »Das war ein Scherz. Sie hat bestimmt genauso wenig gegen dich wie gegen mich.« Ich deute auf ihre Zigarette. »Du solltest aber lieber vorsichtig sein, wenigstens solange sie das Sagen hat. Außerdem fühlt sich der eine oder andere vielleicht wirklich gestört, wenn du hier rauchst.« »Das bisschen Qualm«, winkt Anna ab. »Ja, aber wenn jeder so denken würde, dann könnten wir Schinken an die Decke hängen.« »Hätt ich nichts dagegen. Willst du auch eine?« Mein Rebellenherz drängt mich, sofort zuzugreifen.
    Aber ich habe mir erst letztes Jahr das Rauchen mühsam /
    abgewöhnt, da werde ich jetzt nicht rückfällig, nur um der Teuser eins auszuwischen, zumal die es überhaupt nicht mitkriegen würde. Ja, wenn ich ihr den Rauch ins Gesicht blasen und einen vollen Aschenbecher über ihr ausleeren dürfte, dann wäre ich dabei. »Nein, danke«, lehne ich ab. »Das Zeug bringt dich um. Lies mal, was auf den Packungen steht.«
    Anna zuckt gleichgültig mit den Schultern. »Das Lesen habe ich mir schon lange abgewöhnt.«
    Wenn das Büro der Teuser ein Mensch wäre, dann wäre es ein erfrorener Albino, eine bleiche Leiche im Schnee. Weiße Möbel, weißer Teppichboden, weiße Wände, weiße Ordner. Das Büro ist so betont jungfräulich weiß, dass man froh ist, wenn man beim Reinkommen durch die Tür auf kein Hindernis stößt.
    Nachdem ich ihr Büro penetriert und mich ihr gegenüber in den weißen Besucherstuhl an ihren weißen Schreibtisch gesetzt habe, schenkt sie mir ein blutleeres Lächeln, schaut dann auf ihren Monitor und liest vor: »>Bringen Sie sie zum Heulen, diese blöde Tussi. Und dann geben Sie ihr ein Taschentuch, das Sie zuvor mit einer Zwiebel eingerieben haben. Und wenn sie dann halbblind durchs Büro stolpert, stoßen Sie sie aus dem Fenster. Soll sie fliegen, die Gans!<« Sie schaut mich wieder lächelnd an, beginnt, die Fingerspitzen ihrer Hände gegeneinanderzuklopfen, und sagt in einem überaus freundlichen Tonfall: »Wollen Sie mich eigentlich ins Grab bringen, Pia?«
    Eine ehrliche Antwort erscheint mir unklug.
    »Ist das eine rhetorische Frage?«, frage ich rhetorisch und erkläre ihr dann, dass es in dem Text schließlich nicht um sie persönlich gehe. Ehrlich gesagt habe ich beim Schreiben aber schon manchmal an die Teuser denken müssen. Kann durchaus sein, dass meine Fantasie deshalb ein wenig mit mir durchgegangen ist.
    »Ein Mordaufruf als Lebensberatung!«, sagt die Teuser kopfschüttelnd. »Was glauben Sie wohl, was los wäre, wenn so etwas ins Blatt käme?« Sie blickt wieder auf den Monitor und liest: »>Oder Sie präparieren ihren Bürostuhl, und wenn die Kuh sich dann draufsetzt: Bumm!<« Sie klatscht mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ja, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Sieht so Ihre Vorstellung einer Konfliktlösung aus, Pia?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Deshalb ist es ja auch durchgestrichen.«
    »Richtig, noch so ein Unsinn. Sie streichen etwas durch und wollen, dass es dennoch gedruckt wird, wenn ich das richtig verstehe. Wozu soll das gut sein?«
    »Das ist lustig.«
    »Lustig?« Die Teuser stößt ein humorloses Lachen aus. »Hören Sie mich etwa lachen?«
    »Ja, also ... gerade eben - ja.«
    »Was?«
    »Sie haben gerade gelacht, Beate. Nicht besonders fröhlich, aber immerhin. Für Ihre Verhältnisse war das schon ganz ordentlich. Sie sind ja nicht der Typ Kampfpruster, sondern eher eine Giggelmaus, stimmt‘s?«
    »Giggelmaus?« Die neue Chefredakteurin schaut mich fassungslos an. »Wir reden hier nicht über meine Lachgewohnheiten, Pia.« Sie greift in eine Schublade und holt ein paar zusammengeheftete Blätter heraus. Genussvoll zerreißt sie

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