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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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diese vor meinen Augen in vier Teile und schiebt die Papierfetzen dann zu mir herüber. »So kann das nicht in den Druck gehen. Schreiben Sie es neu, Pia. Ohne Durchstreichungen, ohne Mordaufrufe und nach Möglichkeit, ohne unsere Leserinnen zu beleidigen.«
    »Ich habe doch unsere Leserinnen nicht beleidigt!«, widerspreche ich energisch. »Eher würde ich mich erdolchen.« Bühnenreif stoße ich mir einen imaginären Dolch in die Brust. So theatralisch wie die Teuser, als sie meinen Text zerrissen hat, bin ich schon lange. Schade nur, dass ich keinen Ketchup bei mir habe, den ich ihr auf den Teppich bluten könnte.
    »Sie haben die Frau als - wie war das noch gleich? -leicht angemodert bezeichnet, nur weil sie über fünfzig ist.«
    »Das war durchgestrichen. Das gilt nicht.«
    Die Teuser seufzt und holte einen weiteren Zettel aus ihrer Schublade, den sie mir ebenfalls hinschiebt, diesmal allerdings am Stück. »Falls Ihnen außer blutrünstigen Albernheiten nichts einfallen sollte, was Sie der Frau raten könnten, habe ich Ihnen hier ein paar Stichpunkte aufgeschrieben.«
    Ich überfliege ihre Notizen und zerreiße das Blatt in der Mitte. »Gesprächsbarrieren abbauen? Positive Körpersprache? Das finden Sie auch bei mir im Text. Eine andere Kollegin als Vermittlerin einsetzen - ja, gut, das kann ich noch hinzufügen, auch wenn die Frau das wahrscheinlich schon versucht hat. Und was die blutrünstigen Albernheiten anbelangt: Damit zeige ich ihr, dass ich sie verstehe, denn bestimmt hat sie auch schon so ähnlich gedacht.« Ich schaue die Teuser vielsagend an. »Ich kenne das Gefühl nämlich sehr gut. So eine Gewaltfantasie wirkt wie ein Ventil. Damit baue ich Druck ab, aber gleichzeitig - und deshalb ist es auch durchgestrichen - erkläre ich, dass es so natürlich nicht geht, und biete ihr andere Lösungen an.«
    »Ja, Verleumdungen und Intrigen, wenn ich mich recht entsinne. Das ist unverantwortlich. Sie stacheln die Frau ja regelrecht zu einem Bürokrieg an.«
    »Na und? Soll sie sich von ihrer neuen Kollegin etwa alles gefallen lassen? Manchen Leuten muss man die Grenzen deutlich aufzeigen. Die kann man in Grund und Boden lächeln, solange die keinen Gegenwind kriegen, machen sie dich jeden Tag ein bisschen mehr kaputt, klauen Dateien aus dem Computer, verführen den Vorgesetzten und geben nicht eher Ruhe, bis sie Chefre ..., äh, Bürochefin sind, oder so. Wissen Sie, Beate, ich glaube, dass Bernd, ich meine, Dr. Kortmann, meinen Text bestimmt gut gefunden hätte. Der mag meinen Stil.«
    Die Teuser sieht mich merkwürdig an, räuspert sich und sagt mit frostigem Tonfall: »Ich würde ja liebend gerne den ganzen Tag mit Ihnen über Ihre kleine Kummerkastenrubrik diskutieren, Pia. Aber wie Sie sich vielleicht denken können, habe ich auch noch anderweitige Verpflichtungen. Geben Sie mir den neuen Text bitte heute noch auf meinen Computer, ja? Übermorgen ist Umbruch. Wenn Sie mir also wieder so einen Müll abliefern, dann erscheint die nächste XX ohne Ihren Beitrag. Ich denke, wir verstehen uns.«
    Soll ich sie gleich aus dem Fenster schmeißen oder erst noch ein bisschen foltern? Widerstrebend streiche ich den letzten Gedanken wieder durch und erhebe mich. »Klar«, sage ich, »wir haben uns schon immer verstanden.«
    Bevor ich meinen Abgang mit einer zugedonnerten Tür garnieren kann, fällt der Teuser noch etwas ein.
    »Ach, Pia, heute Abend käme ich wegen der Bilder gerne bei Ihnen vorbei. Zwanzig Uhr, wäre Ihnen das recht?«
    NEIN! NEIN! NEIN! NEIN!
    »Ja«, sage ich und schließe die Tür ganz sittsam hinter mir. Warum bin ich eigentlich so ein Feigling? Anderen Leuten raten, Sprengladungen unter Bürostühlen anzubringen, aber selbst zu feige sein, eine Tür zuzuknallen, so bin ich. Bäh, ich kann mich überhaupt nicht mehr leiden.
    Ich drehe mich noch einmal um, reiße die Tür zum Büro der Teuser auf und rufe: »Aber pünktlich, wenn ich bitten darf!«
    Und dann knalle ich die Tür zu, dass die Wände wackakakakelllln. Ha! Der habe ich‘s aber gegeben!
    Die nächste halbe Stunde verstecke ich mich auf der Toilette und rauche eine Zigarette, die ich von Anna geschnorrt habe. Bin ich verwegen, oder was?
    Im Haus meiner Eltern müffelt es nach Fisch und Katzenexkrementen, sodass ich zuerst alle Fenster aufreiße.
    »Rosina!«, rufe ich. »Ich habe heute wenig Zeit für dich. Dafür bleibe ich morgen länger, abgemacht?«
    Rosina schaut mich skeptisch an.
    »Komm schon, Kleine, ich kraule dir morgen

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