love sheriffs
Bluhmfeld?«
Und Werner legt auch gleich los. »Also, von heute auf morgen funktioniert mein Computer nicht mehr, tut keinen Mucks. Dem hätte Caruso höchstpersönlich ein Ständchen bringen können, der war mausetot.«
»Toter als Caruso?«, frage ich. Aber Werner ist jetzt schon so in Fahrt, dass er sich von nichts mehr aufhalten lässt.
»Eigentlich hätte mir das seltsam vorkommen müssen. Und ich fand es ja auch merkwürdig. Aber was soll ich machen? Mit diesem Computerkram kenne ich mich nicht aus. Ich also dem Chef vom Dienst Bescheid gesagt und der schickt mir natürlich Bluhmfeld, unseren neuen Computerspezialisten, frisch von der Uni, nichts gesehen von der Welt, aber arrogant wie nur was. Stellt mich hin, als hätte ich das Ding mutwillig mit einem Eimer Wasser gekillt. Ob mir meine Tasse mal umgekippt sei und lauter so unverschämte Unterstellungen. Aber egal. Jedenfalls, nachdem er ihn repariert hat, was verdächtig lange gedauert hat, wenn du mich fragst, fehlen mir plötzlich Dateien. Meine Recherche über den Modelwettbewerb. Du weißt schon, Pia: der, bei dem die Teilnehmerinnen dubiose Angebote von Pornoproduktionsfirmen bekommen haben. Das war meine Story, ich hatte sie ausgegraben und auch schon so gut wie geschrieben. Sie hätte nur noch den letzten Schliff gebraucht. Und dann: alles weg.«
»Das gibt‘s doch nicht!«, sage ich.
»Es kommt noch besser. Rate mal, wer am nächsten Tag plötzlich mit der gleichen Geschichte groß rauskommt. Ich sage dir, die schreckt vor nichts zurück, die Teuser. Ich habe mich natürlich bei Kortmann beschwert, aber den hat sie auch schon um den Finger gewickelt. Angeblich alles Zufall, das käme schon mal vor. Ich hätte früher Bescheid geben müssen, woran ich arbeite. Was sagt man dazu?«
»Unglaublich«, sage ich.
»Ja, unglaublich. Erst stiehlt man mir meine Story und dann kriege ich auch noch einen Rüffel. Wenn ich dran denke, dass dieses Bürschchen sich wieder an meinem Computer zu schaffen macht, wird mir ganz anders. Wahrscheinlich installiert Bluhmfeld jetzt so ein Spionageprogramm, wo die Teuser und ihre Marionette, der Kortmann, genau sehen können, woran ich schreibe und wie oft ich im Internet auf irgendwelche Sexseiten gehe und so.«
»Tatsächlich?«, sage ich. »Du gehst im Internet auf Sexseiten?«
Er sieht mich erschrocken an und wird wieder rot. »Äh, nein, natürlich nicht«, wehrt er ab. »Na ja, zur Recherche manchmal, wenn ich muss. Jedenfalls, Pia, wenn ich du wäre, würde ich meinem Computer Tag und Nacht vorsingen, wenn es bei dir hilft. Denn wenn der Bluhmfeld erst einmal dran war, kannst du deine Kiste vergessen. Na gut, ich mach dann mal weiter, damit du an deinen Schreibtisch kannst. Schöne Scheiße, dass die Teuser jetzt auch noch die Chefin spielen darf, wie?«
»Ich kann da nichts Schönes dran finden«, sage ich und mache mich auf den Weg zum Kaffeeautomaten. »Soll ich dir einen Kaffee mitbringen?«
»Gerne.« Er schaut mich dankbar an. »Das ist das erste freundliche Wort in dieser Woche.«
»Es ist ja auch erst Montagmorgen, da kommen bestimmt noch ein paar hinzu.«
»Optimistin.«
Mein Optimismus wird schnell gedämpft, als ich Anna zusammen mit der Teuser am Kaffeeautomaten stehen sehe. Anna hält in der einen Hand einen Kaffeebecher, in der anderen eine halbgerauchte Zigarette, die an der Spitze nass und bräunlich verfärbt ist. Offenbar hat Anna sie in ihrem Kaffee notgelöscht. Aber scheinbar nicht schnell genug. Ich begrüße die beiden mit einem Nicken, und während ich mir zwei Kaffee rauslasse, höre ich, wie die Teuser Anna eine Standpauke hält.
»Sie glauben wohl, die Luft in diesem Büro gehört Ihnen alleine, wie?«, föhnt sie unsere arme Volontärin an, Heißluft, Stufe sieben. »Was glauben Sie wohl, wozu Regeln da sind? Damit Sie drauf pfeifen? Wissen Sie eigentlich, wie viele hochmotivierte junge Leute sich einen Finger abhacken würden, um ein Volontariat bei der XX zu bekommen? Wie lange soll ich mir Ihr undiszipliniertes Verhalten eigentlich noch gefallen lassen?«
Anna beißt sich auf die Unterlippe und starrt unsere neue Chefredakteurin mit weit aufgerissenen Augen an. Dann stöhnt sie und sagt: »Oh je, das waren jetzt aber eine Menge Fragen. Wie war die erste noch mal?«
Die Teuser wirft ihr einen Blick zu, bei dem sich sogar mir als unbeteiligter Beobachterin die Nackenhärchen aufstellen. »Machen Sie nur so weiter«, sagt sie gefährlich leise. Dann bellt sie in einer
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