love sheriffs
Rosina. Ach ja, und damit du Bescheid weißt: Wenn ich morgen nicht komme, dann hat die Teuser mich gefressen.«
Eigentlich habe ich das scherzhaft gemeint, aber sicherheitshalber klopfe ich mir dreimal an den Kopf. Man soll lieber nichts beschreien. Wölfinnen haben gute Ohren.
Als ich am folgenden Tag meine Bürokiste betrete, finde ich den Schreibtisch besetzt.
»Hoppla, bin ich schon gefeuert worden?«, begrüße ich meinen Kollegen Werner Riedstett, der bei uns für den investigativen Journalismus zuständig ist. Das heißt, er deckt Skandale auf oder erfindet sie, er recherchiert viel, hat überall Kontakte und mehr Quellen als der Nil, wie er immer sagt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich dahintergekommen bin, dass sich das beeindruckender anhört, als es tatsächlich ist, da der Nil nämlich nur ganze zwei Quellen hat. Ich habe mich mit einem Kompliment revanchiert und ihm gesagt, ich finde, er sei fast so schlau wie ein Stein. Da hat er sich sogar noch geschmeichelt gefühlt, dieser Kieskopf.
»Morgen, Pia.«
Ich seufze. »Ich dachte, die Teuser würde wenigstens einen Tag warten, bevor sie mich ersetzt.«
Werner lächelt mir freundlich zu, erhebt sich von meinem Stuhl und tippt im Stehen weiter auf meiner Tastatur herum. »Bin gleich fertig. Höchstens noch fünf Minuten. Tschuldigung.«
»Jetzt setz dich wieder hin! Ich hole mir sowieso erst einen Kaffee. Streikt dein Computer wieder?«
»Das blöde Mistding kann mich nicht leiden.«
»Weil du ihn immer Mistding nennst. Wenn du freundlich mit ihm reden würdest, dann würde er auch nicht so oft herumbocken.«
Er schaut mich verdutzt an. »Ich soll mit meinem Computer reden?«
»Singen wäre noch besser. Mein Computer steht da total drauf.«
»Weißt du, was wirklich schlimm ist?«, fragt Werner und lässt sich wieder auf meinen Stuhl sinken. »Dass ich dir das tatsächlich abnehme. Du bringst es wirklich fertig und trällerst deinem Computer irgendwelche Seemannslieder vor.« Er schüttelt belustigt den Kopf. »Du bist schon ein verrücktes Huhn, Pia.«
»Ja, aber meine Kiste funktioniert wenigstens. Vielleicht überforderst du deinen Computer, wenn du immer so intellentes Zeugs in ihn hineintippst. Du weißt ja, Werner, ich finde, du bist fast so schlau wie ein Stein. Da ist dein Computer vielleicht nicht dran gewöhnt.«
»Ach, so schlau bin ich gar nicht«, winkt Werner ab und ich bemerke zufrieden, wie er dabei errötet. »Ich denke nur manchmal eine Ecke weiter als andere.«
»Ja, du denkst eckiger als jeder von uns«, sage ich schwärmerisch. »Genau wie ein Stein.«
»Zum Beispiel unser Computerdoktor: Der glaubt, ich wüsste nicht, warum er mich wegschickt, wenn er an meinem Gerät herumschraubt. Ich würde ihn nervös machen -von wegen!«
»Bluhmfeld hat an deinem Gerät rumgeschraubt?«, frage ich und muss ein Lachen unterdrücken.
»Na ja, was soll ich machen? Es ging ja nichts mehr, da musste ich ihn ranlassen.«
» Du hast Bluhmfeld rangelassen ?«
Werner beugt sich zu mir vor und flüstert verschwörerisch hinter vorgehaltener Hand: »Du weißt ja, Pia, dass Bluhmfeld einer von ihren Leuten ist.«
»Klar«, sage ich. Keine Ahnung, wovon er redet. »Wer war es noch mal gleich? Die Illuminaten? Freimaurer? Tempelritter? Happy Hippos?«
Er wirft mir einen angesäuerten Blick zu und ich beschließe, ihn nicht länger aufzuziehen. Schließlich ist Werner einer von den Guten. Er glaubt zwar, die halbe Welt sei hinter ihm her, aber mir vertraut er. Scheinbar mache ich einen so vertrottelten Eindruck, dass sogar er mich als harmlos einstuft.
»Nein, Pia, ernsthaft. Ich spreche von der Teuser. Die beiden sind doch im gleichen Yogakurs. Durch die Teuser hat Bluhmfeld den Job hier bekommen. Und nun macht er für sie die Drecksarbeit. Ich habe dir doch erzählt, wie es beim ersten Mal war, als Bluhmfeld meinen Computer«, er malt Anführungszeichen in die Luft, »repariert hat, oder?«
Ich kann mich nicht erinnern. Werner erzählt immer so viele Geschichten. Alle topsecret und brandgefährlich natürlich. Meistens stelle ich mir gedanklich eine Einkaufsliste zusammen, während er mich zuquatscht. Oder ich zähle die Adjektive, die er benutzt, und wenn er eine Pause macht und mich fragend ansieht, sage ich Sachen wie: Tatsächlich? Unglaublich! Das gibt es doch gar nicht!
Aber wenn es um die Teuser geht, bin ich dann schon neugierig. Deshalb sage ich: »Nein, nicht dass ich wüsste. Erzähl! Wie war dein erstes Mal mit
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