love sheriffs
Partnerschaft die schlechteren Karten hat - es sei denn, sie hat einen Love Sheriff im Ärmel.
Ich verabrede mit Ilona, dass ich morgen zu ihr nach Hause komme. Ich werde mich als alte Freundin ausgeben, die sie für ein paar Tage besuchen möchte. Alles Weitere werde ich dann vor Ort mit ihr besprechen, nachdem ich einen ersten Eindruck von der Situation und ihrem Göttergatten gewonnen habe.
»Haben Sie schon einen Plan, wie Sie der Frau helfen wollen?«, fragt Daniel Brunner, dem ich wenig später in seinem Büro gegenübersitze und von dem ersten Auftrag als Love Sheriff berichte. Er kennt den Leserbrief, den Ilona Kronig an die XX geschickt hat. Über alles, was die . Love Sheriffs betrifft, ist er bestens informiert. Schließlich ist diese Idee in seinem verrückten Hirn entstanden. Es ist sein Baby. Aber ich muss ihm die Brust geben und die Windeln wechseln. Ausgerechnet mir vertraut Daniel sein Lieblingskind an. Offenbar hat er noch nicht mitgekriegt, dass man mich Pia, die Zerstörung nennt.
»Ich lasse es auf mich zukommen«, antworte ich. »Wenn ihr Mann sich tatsächlich als König des Hauses aufspielt, werde ich ihn wohl am besten im Vorgarten aufknüpfen. Geht das in Ordnung?«
Brunner lacht. »Ja, so etwas würde der Auflage guttun. Fotos machen nicht vergessen! Aber im Ernst, Pia, darf ich Ihnen etwas vorschlagen? Die alten Griechen führten Tragödien auf, um Mitleid und Furcht bei den Zuschauern herbeizuführen und sie dadurch zu läutern. Katharsis nannten sie das. Ich würde versuchen, dem Mann sein Fehlverhalten ähnlich drastisch vor Augen zu führen. Und zwar auf eine Art, dass er es nicht so schnell vergisst. Aber es ist Ihr Job, Pia. Sie sind der Sheriff. Machen Sie, was immer Sie für richtig halten.«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich kann es ja zuerst einmal mit diesem Dingsbums, diesem Cannabis, versuchen. Aufhängen kann ich ihn dann immer noch.«
»Ihr Pragmatismus wird nur noch von Ihrem Humanismus übertroffen«, sagt Brunner mit süffisantem Grinsen.
»Sie verstehen es, einer Frau Komplimente zu machen«, lobe ich ihn.
»Bei Ihnen fällt es mir leicht«, meint er lächelnd.
Wir reden noch eine Weile über verschiedene Details, die ich bei meinem ersten Außendienst für die XX beachten muss. Vor allem rechtliche Feinheiten gilt es zu berücksichtigen. Das mit dem Aufknüpfen im Vorgarten könnte juristisch heikel werden.
Zurück an meinem Arbeitsplatz muss ich feststellen, dass mein Computer immer noch nicht im Netzwerk mitspielen darf. Am liebsten würde ich zu Bluhmfeld gehen und ihn mal eben vom Stuhl schubsen. Der lässt sich doch absichtlich so viel Zeit! Würde ich an seiner Stelle ja auch tun.
Ich beschließe, die Wartezeit zu nutzen und Tanja anzurufen. Die Chancen stehen gut, dass sie meine Geschäftsnummer nicht gespeichert hat und deshalb nicht sofort weiß, wer sie anklingelt. Tatsächlich höre ich bereits nach dem dritten Läuten ihre vertraute Stimme: »Armbruster.«
»Hallo, Tanja, ich bin‘s.«
»Wer ich?«, fragt sie kühl. »Diese verlogene, hinterfotzige Klobürste, die glaubt, Menschen herumschnipsen zu können wie Nasenpopel?«
»Ah, nein, ihre Kollegin«, sage ich. »Deine beste Freundin.« Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Die Pia -deine Pi!«
Tanja wiederholt ihr Schweigen, diesmal eine Spur lauter. Aber immerhin hat sie noch nicht aufgelegt. Sie scheint gut gelaunt zu sein.
»Ich wollte einfach mal wieder deine Stimme hören.«
»Schön, das hast du ja jetzt. Ruf mich nicht mehr an, Pia!«
»Nur, wenn du mich wieder lieb hast«, sage ich puschelig.
»Vergiss es! Dafür hast du dir zu viel herausgenommen. Mir Blumen zu schicken - sag mal, geht‘s noch? Lass mich bloß in Ruhe! Ich melde mich, wenn ich nicht mehr kotzen muss, sobald ich an dich denke.«
»Morgen?«
»Ich weiß es nicht. Nächsten Monat, nächstes Jahr, vielleicht nie. Diesmal hast du es echt verkackt. Mach‘s gut.«
»Warte!«, rufe ich, aber da hat sie schon aufgelegt.
Irgendwie hatte ich ihre Stimme angenehmer in Erinnerung.
»Wahnsinnshütte!«, ruft der Taxifahrer aus, der mich am Tag darauf zu meinem ersten Einsatz als Love Sheriff fährt.
Ilona Kronig hat offensichtlich nicht übertrieben, als sie in ihrem Brief etwas von einem großen Haus mit großem Garten geschrieben hat. Eingebettet in einer Grünlandschaft mit Bäumen, Büschen, Blumenrabatten und einem Teich, in dem sich ein paar Koi-Karpfen erahnen lassen, liegt eine zweistöckige
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