love sheriffs
meine Art, fremde Leute mit meinen Beziehungsproblemen zu behelligen. Eine Freundin von mir, die Ihre Rubrik regelmäßig liest, hat mich jedoch gedrängt, mich an Sie zu wenden.
Ich bin achtunddreißig Jahre alt und seit sieben Jahren verheiratet. Mein Mann arbeitet als Kontakter in einer großen Werbeagentur. Da er sehr gut verdient und Wert auf ein schönes Zuhause legt, wo er nach einem stressigen Arbeitstag neue Kraft schöpfen kann, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich meinen Beruf als Fremdsprachensekretärin aufgebe und mich um Haus und Garten kümmere. Ich arbeite zwar noch als freiberufliche Übersetzerin, aber das kann ich von zu Hause aus und es sind auch nur drei Stunden am-Tag.
Mittlerweile bin ich mit diesem Arrangement aber nicht mehr zufrieden. Mein Mann erwartet, dass zu Hause alles tipptopp ist, einschließlich mir. So langsam komme ich mir vor wie seine Putz- und Sexsklavin. Es ist ein recht großes Haus und ein großer Garten, sodass zusammen mit meiner Übersetzertätigkeit kaum noch Zeit für mich selbst bleibt. Und während mein Mann zumindest am Wochenende ausspannen kann, hat die Woche für mich sieben Arbeitstage.
Wenn ich wenigstens ein bisschen Anerkennung bekäme und er nicht alles als selbstverständlich hinnehmen würde. Rede ich mit ihm darüber, zeigt er keinerlei Verständnis für
meine Situation. Stattdessen verweist er auf den Stress in der Agentur, den er schließlich auch aushalte, ohne sich zu beklagen. Und wenn mir die Arbeit im Haus zu viel würde, solle ich doch mit dem Übersetzen aufhören, da dies ohnehin nicht gut bezahlt würde.
Das möchte ich aber nicht, da dies für mich die letzte Brücke zurück in eine andere Welt darstellt. Eine Welt, in der man für seine-Tätigkeit ein Gehalt bekommt, über das man frei verfügen kann, ohne über jede größere Ausgabe Rechenschaft ablegen zu müssen, und in der man bei Erfolg Anerkennung erntet. Natürlich hat auch die Berufswelt ihre Schattenseiten, aber die kann man dann wenigstens mit seinen Kollegen teilen. Wenn ich hingegen mit anderen Frauen rede, heißt es gleich: Was beschwerst du dich? Du hast wenigstens kein Kind, um das du dich auch noch kümmern musst.
Habe ich aber doch. Mein Mann ist wie ein großes, schlampiges Kind, dem man ständig hinterherräumen muss. Er will zwar alles sauber und ordentlich, ist aber nicht bereit, wenigstens seinen eigenen Dreck wegzumachen. Nach dem Essen steht er einfach auf und setzt sich vor den Fernseher. Das Tischabräumen überlässt er mir. Sie sollten mal das Bad sehen, wenn er es verlässt. Und ich habe ihn bestimmt schon tausend Mal gebeten, seine schmutzigen Sachen wenigstens in den Wäschekorb zu werfen. Er verspricht es mir, hält sich ein paar-Tage daran und dann finde ich doch wieder seine Socken unter dem Bett, seine Unterhose vor der Dusche und seine restlichen Sachen im Schlafzimmer oder irgendwo im Haus verstreut, als wäre sein Kleiderschrank explodiert.
Ist es wirklich zu viel verlangt, wenn er auch selbst ein klein wenig Ordnung halten soll? Es geht mir dabei nicht so sehr um die Mehrarbeit, sondern um seine Einstellung mir gegenüber, die er mit seiner Achtlosigkeit verrät. Er erwartet regelrecht, dass ich hinter ihm herräume.
Am demütigendsten ist, dass seine Mutter ihm angeboten hat, mir beim Haushalt zu helfen, falls ich nicht alleine zurechtkomme. Lieber würde ich aber auch nachts noch putzen, als ihr diese Genugtuung zu gönnen.
Vielleicht bin ich aber auch nur undankbar und weiß nicht zu schätzen, was ich habe. Es sind ja wirklich Luxusprobleme, bei denen andere Frauen sagen: Die hätte ich gerne. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben, was ich ändern muss, um meine Situation besser akzeptieren zu können.
Mit besten Grüßen
Ilona
Liebe Ilona,
was Sie ändern müssen? Die Frage ist schnell und einfach beantwortet.
Ändern Sie Ihren Mann!
Da haben Sie sich bei Ihrer Heirat wohl ein Auslaufmodell andrehen lassen. Wollen Sie das nicht lieber umtauschen? Gegen einen Nacktputzer zweimal die Woche zum Beispiel?
Also schön, lassen Sie uns anfangen aufzuräumen. Als Erstes sollten Sie das veraltete Rollenbild bei Ihnen und Ihrem Mann abstauben. Sie schreiben zwar; diese Einteilung, dass Sie sich ums Haus kümmern und Ihr Mann Karriere macht, sei eine gemeinsame Vereinbarung gewesen. Aber ich habe den Verdacht; dass Ihr Mann es Ihnen vereinbart hat, als Sie aus Liebe blind und blöd waren. So langsam gehen Ihnen die Augen auf. Gut so.
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