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love sheriffs

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Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Jugendstilvilla pittoresk in der Herbstsonne und wartet auf mich, damit ich ihre verspielte Architektur bewundern kann, die sie in noblem Weiß meinen staunenden Augen kredenzt.
    Mein Ausflug als Love Sheriff kommt mir eigentlich ganz gelegen. So hat Max Zeit, noch einmal über alles nachzudenken. Dann wird er auch erkennen, dass das Verhältnis zwischen mir und Crocks sich nur verbessern kann, wenn wir ein bisschen Abstand gewinnen.
    »Soll ich Ihnen den Koffer an die Tür tragen?« Die Frage des Taxifahrers reißt mich aus meinen Gedanken. Offenbar glaubt der Mann, dass diese Villa mein unbescheidenes Heim ist, und rechnet mit einem fürstlichen Trinkgeld. Da hat er aber Pech. Ich heiße zwar Herzog, bin aber so unadelig wie eine Currywurst. Mein Gepäck darf er mir aber trotzdem gerne tragen, wenn es ihm Spaß macht.
    Kurz nachdem mein Lakai mich und den Koffer der protzigen Eingangstür vorgesetzt hat, öffnet mir, ohne dass ich zuvor auch nur einmal läuten oder klopfen kann, eine langbeinige, langhaarige Frau, nett, adrett, brünett.
    »Guten Tag, sind Sie Frau Herzog?«, fällt sie mit der Tür aus dem Haus.
    »Nein, ich bin deine alte Freundin Pia«, korrigiere ich und umarme sie, als wäre sie Tanja. Wenn ich eine Rolle spiele, dann richtig. Ich glaube, ich wäre eine tolle Schauspielerin geworden. Ich kann so überzeugend lügen, dass ich zuweilen selbst darauf hereinfalle. Beim Sex zum Beispiel. Einen Orgasmus vortäuschen kann jede. Aber meinen verklärten Blick am nächsten Morgen beim Frühstück, den würde nicht einmal Meryl Streep so gut hinbekommen - selbst wenn sie kurz zuvor von Brad Pitt flachgelegt worden wäre.
    Nicht dass ich oft zu diesem Mittel greifen müsste! Max ist ein sehr einfühlsamer Lover, da kann ich mich nicht beschweren. Aber manchmal bringe ich ihn wohl etwas zu sehr auf Touren. Dann braust der Rennwagen los und die Formel-Eins-Pilotin darf hinterherrennen. So ist das eben im Spitzensport.
    Ilona Kronig erwidert zaghaft meine Umarmung und führt mich dann ins Haus. Alles ist sehr sauber und teuer und aufgeräumt und geschmackvoll. Aber egal, ich werde mich schon daran gewöhnen.
    »Ist die Luft rein?«, frage ich meine neue alte Freundin.
    »Ja, Richard wird frühestens um halb sieben nach Hause kommen.«
    Wir setzen uns in zwei schwere Clubsessel, die am offenen Kamin stehen. Obwohl heute ein milder Herbsttag ist, brennt dort ein Feuer. Wahrscheinlich mir zu Ehren.
    »Ehrlich gesagt, komme ich mir jetzt ein wenig albern vor«, gesteht Ilona mir. »Fast hysterisch. Ich müsste mein Leben auch ohne Sie ... ohne dich in den Griff kriegen.«
    »Das tust du doch«, widerspreche ich. »Die Initiative geht von dir aus. Ich bin nur ein Hilfswerkzeug, das du dir ausgeliehen hast. Damit es schneller geht und mehr Spaß macht.«
    »Da hast du eigentlich recht.« Sie strahlt mich begeistert an. »Ich habe das schließlich wirklich alles in die Wege geleitet. Ich bin die Initiatorin und du bist nur mein Hilfswerkzeug.«
    »Aber ein großes Hilfswerkzeug.«
    »Genau, ein großes Hilfswerkzeug.«
    Ich wünschte, ich hätte nicht mit diesem Hilfswerkzeug-Vergleich angefangen. Hilfswerkzeug klingt irgendwie blöd. Ich bin ein richtiges Werkzeug, ein richtig großes, richtig richtiges Werkzeug. Ein Presslufthammer, nur . schöner - und lauter. Aber ich will nicht länger darauf herumreiten. Soll Ilona ruhig glauben, sie hätte alle Fäden in der Hand, solange ich ihre Hand in der Hand habe.
    Nachdem das geklärt ist, führt sie mich durch das Haus, was ein Weilchen dauert. Zwei Bäder, zwei Schlafzimmer, Wohnzimmer, zwei Arbeitszimmer, Gästezimmer, Esszimmer, Küche, Bibliothek, Wintergarten. Tausend Fenster, die geputzt werden müssen, fußballfeldgroße Bodenflächen, die gewischt werden müssen, Kacheln, Teppiche, Spiegel, Glas, Keramik, Holz und Leder warten täglich auf eine pflegende Hand. Und offenbar bekommen sie die auch, denn ich entdecke nicht ein Staubkorn, nirgends läuft mir eine Wollmaus vor die Füße, die Pflanzen im Wintergarten haben eine gesunde grüne Farbe und durch die Fensterscheiben, deren Vorhandensein ich nur durch Drantatschen erkennen kann, schaue ich in einen Garten, auf dessen getrimmten Rasenflächen weniger Blätter liegen als bei mir im Wohnzimmer unter dem Benjamin.
    Sogleich beschleicht mich ein schlechtes Gewissen. Ich bin eine Schlampe. Ich lasse mein Zuhause verkommen. Ich putze wenig, koche gar nicht und stehe beruflich auf der Kippe. Außerdem habe ich

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