love sheriffs
nicht gekocht.«
»Aber Richard braucht abends ...«
»Du kümmerst dich um mich und ich kümmere mich um das, was Richard braucht.«
Zum Beispiel einen Tritt in den Hintern fürs Erste.
»Aber ...«
»Kein Aber.«
»Ja, aber ...«
Ich lege meinen Zeigefinger auf die Lippen und schüttele den Kopf. »Pssst! Ganz ruhig, es ist alles in Ordnung. Heute wird es eben mal anders gemacht als sonst immer. Ein neuer Sheriff ist in der Stadt.«
Richard Kronig braucht genau drei Minuten, bis er bei mir untendurch ist. Ilona und ich liegen beide in Bademänteln auf dem flauschigen Wohnzimmerteppich, auf den Gesichtern eine Schönheitsmaske, die wir aus einigen der nun nicht mehr benötigten gemüsigen Zutaten für das Essen gemacht haben, in den Haaren eine Kurpackung, in den Ohren die Musik von Sheryl Crow, zwischen uns eine halb leere Schachtel Pralinen. Wir erzählen uns gerade ein paar Gruselgeschichten über unsere Begegnungen mit dem anderen Geschlecht, als wir hören, wie die Haustür aufgeschlossen wird.
Ilona will aufspringen, aber ich halte sie am Bademantelärmel fest. »Er wird uns schon finden«, raune ich ihr zu.
Schritte im Flur, ein Husten, das Rascheln von Stoff, dann eine unterschwellig aggressiv klingende Stimme: »Ilona? Ist das Essen noch nicht fertig? Der Tisch ist ja noch gar nicht gedeckt. - Ilona?«
Und kurz darauf sehe ich Ilonas Mann zum ersten Mal. Ich habe extra ein Auge von der Gurkenscheibe befreit, um mir diesen Anblick zu gönnen. Wenn man auf dem Boden liegt, kommt er einem sogar richtig groß vor. Er hat kurze, schwarze Haare, einen schmalen Schnurrbart und blaugraue Augen, die gerade dabei sind, ihm aus dem Kopf zu fallen.
»Oh, mein Gott!«, ruft er schockiert, als er uns beiden Frauen, weißmaskiert, mit zugegurkten Gesichtern auf dem Boden liegend vorfindet. »Um Himmels willen! Ilona! Was ist passiert?«
Wir erheben uns langsam, pulen die Vitamine von unseren Augen und ich strecke dem Mann meine Hand hin.
»Hallo, ich bin Pia Herzog«, stelle ich mich vor. »Eine alte Freundin von Ilona.«
Der Kerl besitzt doch tatsächlich die Unverfrorenheit, meine schöne Hand einfach zu ignorieren. »Ilona, wer ist diese Person?«, fragt er seine Frau, als hätte ich ihm das nicht gerade erklärt. »Und warum hat sie meinen Bademantel an?«
»Äh, ja, das ist so, Richard, ich ... also, ich ...«
»Sie hat ihn mir geschenkt«, sage ich dazwischen. »Ich finde ihn so schön flauschig. Aus welchem Hotel haben Sie den?«
Er wirft mir einen unflauschigen Blick zu und sagt zu seiner Frau: »Ich habe mich zu Tode erschreckt, als ich dich mit dieser Pampe im Gesicht auf dem Boden liegen sah. Ich dachte schon: Ritualmord. Was ist das für eine Freundin? Warum schenkst du ihr meine Sachen? Und was ist eigentlich mit dem Essen? Gibt es das noch irgendwann? Ich hatte den ganzen Tag nichts Richtiges.«
»Tut mir leid, Schatz«, bedauert Ilona.
Sie will ihn zur Begrüßung küssen, aber er schiebt sie mit einem unwirschen: »Du machst mir den Anzug schmutzig mit diesem Brei!« von sich weg.
Während ich mich beherrschen muss, um dem Kerl nicht meine Meinung auf den Kopf zu hauen, lässt Ilona sich keine Verärgerung anmerken, als sie fortfährt: »Pia ist eine Schulfreundin von mir. Plötzlich stand sie vor der Tür, stell dir vor. Nach so vielen Jahren, in denen wir uns nicht gesehen haben. Da gibt es natürlich viel zu erzählen. Deshalb habe ich glatt vergessen zu kochen. Pia, das ist mein Mann Richard.«
»Na gut, zweiter Versuch«, sage ich und strecke ihm erneut die Hand hin. Beim Händeschütteln schlage ich ihm vor, dass wir uns duzen. Im Bademantel bin ich immer locker drauf.
»Was ist mit Ihrem Handgelenk passiert?«, spricht er mich auf den vor kurzem angelegten Verband an.
»Ach, das. Da habe ich meine Vorhand wohl etwas überbeansprucht.« Ich mache eine entsprechende Bewegung, die ich mir bei Steffi Graf und dem Papst abgeschaut habe. »Tennisarm.«
»Und links?«
»Meine Rückhand - dieselbe Geschichte. Ich finde es übrigens unheimlich nett von euch, dass ihr mich ein paar Tage hier wohnen lasst. Es ist so schön hier. Wenn ich erst einmal den Whirlpool und die Sauna ausprobiert habe, will ich wahrscheinlich gar nicht mehr weg.«
»Aber ...«
~ »Hast du noch so einen Bademantel zum Wechseln?«, frage ich.
Richard schaut mich an, als wolle er mich gleich mit dem Bademantelgürtel erdrosseln. Dann dreht er sich abrupt um und stampft aus dem Wohnzimmer. »Ilona, kommst du
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