Love Train
dunklen Schatten darunter, die von einer langen Partynacht zeugten.
Ich schüttelte wieder den Kopf. Auch wenn ich ziemlich neidisch auf diesen Erfolg meiner Schwester war, fand ich doch, dass sie ihn damit mehr als herunterspielte. Aber vielleicht war das bloà ihre Strategie, damit ich mehr aus ihr herauskitzelte. Ich tat ihr den Gefallen.
»Nicht so schwierig!«, echote ich ironisch. »Mich haben sie nicht mal in den Club gelassen.«
»Ja, das war wirklich Pech«, antwortete Juli. Vielleicht war es ihr tatsächlich ein bisschen unangenehm, dass ihr Plan für mich nicht funktioniert hatte. Dabei war er, wie gesagt, nicht schlecht gewesen. Aber es war eben ein Juli-Plan. Und kein Lena-Plan.
Wir wollten feiern gehen, und zwar in einem Club am Sloane Square. Dieser Club â das hatten Julis Recherchen in diversen Klatsch- und Partymagazinen ergeben â war aktuell der absolute In-Club und der Mitinhaber ein guter Kumpel des königlichen Nachwuchses. Wenn die Royals Party machten, dann hier! Und noch etwas hatten Julis Nachforschungen ergeben: An diesem Abend feierte einer von Prinz Harrys Eton-Freunden dort seinen Geburtstag!
Ich hatte mich extra mit meinem neuen Sixties-Kleid aufgebrezelt â ich liebte dieses Kleid und zu meinem eigenen Erstaunen auch alle meine anderen neuen Sachen â, aber gegen meine Schwester in ihrem schwarzen Spitzenfummel sah ich immer noch nach bravem Schulmädchen aus. Das musste ich mir leider selbst eingestehen, und da half es auch nichts, dass Juli für unseren Auftritt den ultimativen Transport organisiert hatte: eine Limousine.
Nicht, dass sie dafür Geld ausgegeben hätte. Wie der absolut verrückte Zufall es wollte, hatte Dimitri (der Russe aus dem Zug) für diesen Abend mit seinen Kumpels eine Tour durch die Londoner Partyszene geplant â und sich zu diesem Zweck eine Stretchlimo gemietet. Samt Fahrer natürlich. Und der sprang eilig aus dem Auto und riss Juli und mir die Wagentür auf, als uns die Jungs vor dem Club absetzten. So weit, so cool.
Blitzlichter flammten auf, als Juli ihre Beine elegant aus dem Wagen streckte, und ich zuckte geblendet zurück. Als ich wieder sehen konnte, war meine Schwester bereits mit festem Schritt auf den Eingang des Clubs zumarschiert. Mit selbstverständlicher Herablassung ignorierte sie die sechs Bodyguards mit den Headsets auf ihren kahl rasierten Schädeln, die die Eingangstür bewachten. Selbst als einer von ihnen Juli den Weg verstellen wollte, wandte sie ihm nur kurz und scheinbar gelangweilt das Gesicht zu. Ob sie lächelte, konnte ich nicht erkennen, aber es war deutlich zu hören, wie der Türsteher sagte: »Good evening.« Dann trat er zur Seite und lieà Juli weitergehen. Er riss ihr sogar die Tür auf! Ich fragte mich, ob er sie vielleicht für Emma Watson hielt oder für einen anderen Star, dessen Name ihm gerade nicht einfallen wollte.
Im selben Moment, in dem Juli durch die Tür verschwand, wurde mir klar: Ich würde nicht an den Türstehern vorbeikommen. Und so war es. Ich machte noch ein paar unsichere Schritte in ihre Richtung, denn vielleicht, so hoffte ich, hatten sie gesehen, wie ich mit Juli aus der Limousine geklettert war, und hielten mich für ihre Begleitung. Aber sie interessierten sich gar nicht für mich, sondern drehten mir ihre breiten schwarzen Rücken zu, und ich beschloss, die nächste Underground -Station zu suchen und zurück zum Hostel zu fahren. Zum Glück waren es nur ein paar Stationen.
Wahrscheinlich hätte ich sauer auf Juli sein sollen, weil sie sich nicht mehr bemüht hatte, mich in diesen Club zu schleusen. Aber ich hatte, ehrlich gesagt, nichts anderes erwartet. So war sie nun mal, meine Schwester â sie dachte meistens erst mal an sich selbst. Es war müÃig, deswegen schon wieder einen Streit anzufangen.
»Als ich drin war, war es kein Problem mehr«, erzählte Juli. »Die Location ist der Hammer! Da gibt es einen kleinen Zug, der rumfährt und die Gäste mit Tequila versorgt. Ist das nicht witzig?« Ich hüstelte. »Und die Party war super, das ging voll ab! Na ja, ich musste gar nicht viel tun. Ich habe mich einfach rangetanzt, bis ich zu seinem Tisch kam, und â schwups â saà ich neben ihm. Und er ist wirklich nett, Harry, meine ich.« Ja, wer sonst? »Und dann hat einer seiner Kumpels das Foto gemacht â¦Â«
Ich schüttelte wieder den
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