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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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unendlich still. Dabei konnte man den Straßenlärm von jenseits der Mauern durchaus noch hören, aber er schien unerreichbar weit weg zu sein, und die Stille um uns herum rückte immer näher, als wollte sie uns einhüllen wie ein unsichtbares Leichentuch.
    Â»Wo geht’s lang?« Julis Stimme war kaum mehr als ein Hauchen, aber sie holte mich aus meiner Erstarrung. Ich war diejenige mit dem Lageplan, und ich hatte ihn, bevor die Dämmerung hereinbrach, genau studiert, um mir den Weg zu Jim Morrisons Grab einzuprägen. Ziemlich sicher, dass es die richtige Richtung sein musste, deutete ich deshalb nach rechts.
    Geduckt und ohne ein Wort huschten Juli und ich zwischen den Gräbern hindurch, bis wir den Weg erreichten. Wir hielten uns rechts, dann links und wendeten dabei ständig den Kopf hin und her aus Angst, die Security-Leute könnten wieder auftauchen und uns erwischen. Aber sie waren weit und breit nicht zu sehen. Über einen schmalen Kopfsteinpflasterweg, vorbei an prunkvollen Mausoleen und kunstvollen Statuen, kamen wir ohne einen Zusammenstoß mit den Friedhofswächtern zu dem Grab, das wir suchten. Allerdings wären wir beinahe vorbeigelaufen, so unscheinbar war es im Vergleich zu all dem Pomp.
    Â»Huhuuu«, tönte eine tiefe, schaurige Stimme hinter einem der Grabsteine hervor. Ich schreckte zusammen, obwohl mir klar war, dass es sich nicht um einen umherirrenden Geist handeln konnte. Eher um einen Geistlosen!
    Â»Hallo, Tobi«, flötete meine Schwester auch schon und Tobias und Felix kamen aus ihrem Versteck. Ich musste unwillkürlich lächeln, denn die beiden sahen aus wie Vampirjäger: Sie trugen schwarze Klamotten, die dunklen Kapuzen hatten sie über die Köpfe gezogen und jeder hielt eine Taschenlampe in der Hand. Fehlten nur noch die Holzpflöcke, die sie den Un toten ins Herz stoßen wollten. Stattdessen stieß Tobias meiner Schwester die Zunge in den Mund und Felix erwiderte mein amüsiertes Lächeln.
    Â»Willkommen bei Jimmys letzter Ruhestätte«, sagte er wieder mit diesem Fremdenführertonfall, und der Lichtkegel seiner Taschenlampe flackerte über einen kastenförmigen Grabstein, der am Kopfende eines rechteckigen, völlig schmucklosen Grabes stand, auf dem ein paar einsame Rosen in Cellophan lagen.
    Â»Wie, das ist es?«, fragte ich verblüfft.
    Â»Hm«, machte Felix bestätigend. »Und zusätzlich wurde er hinter Gitter gesteckt.« Erst jetzt fiel mir auf, dass der Zugang zu der Grabstätte von zwei Metallgittern versperrt war.
    Â»Das soll vor all den fehlgeleiteten Verehrern schützen, die Jim Morrisons Grab in der Vergangenheit schon für ihre Saufgelage missbraucht oder die Steine mit Graffiti verziert haben.«
    Â»Also solchen Leuten wie uns«, mischte Tobias sich in unser Gespräch ein, offenbar waren er und Juli mit Knutschen vorerst fertig. Ohne zu zögern, schwang er sich auf das Absperrgitter und fing an zu singen: »Eisgekühlter Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt.« Er sang so schief und vor allem laut, dass es in der Stille widerzuhallen schien.
    Â»Scht«, machten Felix und ich gleichzeitig, Juli kicherte nur.
    Â»Ein Ständchen am Grab von Jim Morrison, das war die Aufgabe«, rechtfertigte sich Tobias. »Ich für meinen Teil habe sie erfüllt, würde ich sagen. Wer ist der Nächste?«
    In diesem Moment erschallte eine befehlsgewohnte Stimme und brüllte etwas auf Französisch. Obwohl ich es nicht verstand, war mir eins sofort klar: Jetzt hatten wir ein gewaltiges Problem!

Wer immer auf der sicheren Seite bleibt, wird nie wissen, ob es auf der anderen nicht schöner ist.
    aus Lenas Tagebuch
    Â»Scheiße«, entfuhr es mir.
    Â»Rennt!«, rief Felix im selben Augenblick.
    Die ersten Sekunden der Flucht waren wir kopflos, wuselten chaotisch durcheinander, doch dann übernahm Felix die Führung, und wir folgten dem flackernden Schein seiner Taschenlampe, so schnell wir nur konnten. Mein Herz hämmerte vor Aufregung und Anstrengung im Stakkato, während ich quer durch die Gräber rannte, über Steine stolperte und ein ums andere Mal beinahe mit einer Statue zusammenstieß. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Juli ihre hochhackigen Schuhe von den Füßen streifte und barfuß weiterlief. Tobias hatte uns mittlerweile überholt und rannte voraus. Felix hingegen passte sich unserem verzögerten Tempo an und

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