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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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hier ein Laden zu vermieten ist, musste ich einfach zuschlagen. Ein eigenes Geschäft in Mailand zu haben, das war schon immer mein Traum.« Wieder zog sie an ihrer Zigarette, aber bevor Juli oder ich etwas erwidern konnten, redete sie bereits weiter. »Ich habe hier Modedesign studiert, wisst ihr. Es gibt einfach keine bessere Stadt für Mode. Aber natürlich auch kaum eine, in der es schwieriger ist, als angehende Designerin Fuß zu fassen. Aber was soll’s. Ich will es wenigstens versuchen!«
    Â»Das sind also Ihre eigenen Entwürfe?« Juli ruckte ihr Kinn in Richtung der Ladentür.
    Â»Oh, ja«, erwiderte die junge Frau nicht ohne Stolz. »Ich nähe auch alles selbst. Die Miete für den Laden ist so hoch, dass ich es mir ohnehin nicht leisten könnte, dafür jemanden zu beschäftigen.« Sie ließ ihre Zigarette auf den Boden fallen und trat sie achtlos mit der Fußspitze aus, dann streckte sie Juli eine schmale Hand hin. »Ich heiße übrigens Sofia.«
    Â»Wow!« Juli wirkte ehrlich beeindruckt. »Darf ich mir die Kleider mal anschauen?« Etwas verspätet griff sie nach Sofias Hand und stellte uns vor. »Ich bin Juli und das ist meine Schwester Lena. Wir kommen beide aus Deutschland und machen Interrail.«
    Sofia lachte, es klang wie das Klingeln kleiner Glöckchen, und deutete mit der Hand auf die Ladentür. »Klar, sieh dich um, aber bitte mach nichts schmutzig.«
    Mit einem wilden Kopfschütteln verschwand Juli in dem Geschäft und Sofia klopfte neben sich auf die Treppe. »Setz dich doch«, bot sie mir an. »Möchtest du auch eine?« Sie hielt mir ihre Zigaretten hin, aber ich lehnte natürlich dankend ab, während Sofia sich bereits die nächste ansteckte. Mal davon abgesehen, dass sie Kettenraucherin war, erschien mir Sofia wie ein Geschenk des Himmels, die perfekte Besetzung für die Hauptrolle in meinem unausgereiften Plan.
    Â»Darf ich dich was fragen?«, begann ich zögernd. Ich traute meinem Englisch nicht so ganz, aber ich musste Sofia ja auch
    nicht viel erklären.
    Â»Ja, klar.«
    Â»Ich würde dir gern was zeigen.« Ich schaute über meine Schulter. Aus dem Ladeninneren drang ein gedämpfter Begeisterungsschrei. Hoffentlich kam Juli nicht gerade jetzt zurück. Schnell zog ich meine rote Kladde aus dem Rucksack und blätterte die letzten Seiten auf. »Hier. Was denkst du? Ist das gut?« Ich streckte Sofia die Zeichnungen hin, wieder ließ sie ihre Zigarette einfach zu Boden fallen, bevor sie nach der Kladde griff.
    Stumm betrachtete sie die Skizzen, blätterte vor, dann wieder zurück. Ich spürte, wie meine Finger feucht wurden, während ich auf ihr Urteil wartete. Dabei hatte ich selbst eigentlich gar nichts zu verlieren, aber seit ich im Zug diese Entwürfe gesehen hatte, wollte ich unbedingt jemanden finden, der mir bestätigte, dass Juli tatsächlich Talent besaß. Im Grunde reifte dieser Gedanke schon seit einiger Zeit in meinem Kopf, genau genommen seit dem ersten Streit über unsere berufliche Zukunft. Und jetzt hielt ich endlich etwas in der Hand, womit ich meiner Schwester beweisen konnte, dass ich recht gehabt hatte.
    Â»So what do you think?«, hakte ich nach, als Sofia zum dritten Mal vor- und zurückgeblättert und noch immer keinen Kommentar abgegeben hatte.
    Â»Das ist gut«, antwortete sie endlich. »Wirklich, deine Ideen sind gut. In Seide würden diese Modelle toll aussehen. Studierst du auch Modedesign?«
    Â»Nein, ich …« Erleichterung erfasste mich und das gute Gefühl, richtig gelegen zu haben. »Die Zeichnungen sind nicht von mir. Die hat meine Schwester entworfen.«
    Â»Was habe ich gemacht?«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Und dann: »Lena, warum machst du das?«
    Â»Weil ich deine Skizzen gut finde«, sagte ich und wappnete mich für einen Wutanfall meiner Schwester, aber der blieb aus.
    Â»Dann sind wir jetzt wohl quitt«, sagte sie mit einem Seufzen.
    Sofias Blick war verwirrt zwischen uns beiden hin und her gewandert, denn unser kurzes Gespräch hatte auf Deutsch stattgefunden. Jetzt wandte sie sich an Juli: »Deine Ideen sind großartig«, erklärte sie überzeugt. »Dir fehlt noch das Handwerk, aber das kann man lernen. Du solltest was mit Mode machen. Wenn du Lust hast, dann komm zu mir und arbeite ein bisschen in meinem Laden mit. Ich kann dir zwar nichts

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