Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
dramatisch an.«
Ich nickte.
»Und was ist mit den Sachen, die sie gesagt hat?«
Ich zuckte die Schultern.
»Meinst du, Julia würde auch so reden?«
»Nein. Sie war nicht so. Sie würde nie – ach, ist doch egal.« Das ist wieder mal typisch Laurie, dass sie nichts kapiert, nicht sieht, wer man ist. »Da ist noch was, das ich Ihnen sagen wollte.«
Ich erzählte ihr, was mir in jener Nacht klar geworden war. Dass es meine Entscheidung war zu trinken. Ich war so froh, dass ich ihr das endlich hinknallen, ihr etwas unter die Nase reiben konnte, das sie nicht gesehen hatte. Aber weißt Du, was sie gesagt hat?
»Gut.«
Das war alles? Gut? »Aber Sie haben doch … Sie haben mich diese ganzen Sachen über Julia und mich gefragt. Und Sie haben ihr unterstellt, dass …«
»Hab ich das?«
Ich funkelte sie an.
»Ich will dich noch was fragen«, sagte Laurie. »Was, meinst du, bedeutet ›Entscheidung‹ im Hinblick auf alles, worüber wir gesprochen haben?«
»Wie meinen Sie das?«
Laurie klickte mit dem Kugelschreiber. »Du hast Entscheidungen getroffen. Aber nicht nur du vermutlich, sondern auch Julia, oder?«
»Hmm.«
»Hat sie je Entscheidungen getroffen, mit denen du nicht einverstanden warst? Oder die dir wehgetan haben?«
Ich schaute auf meine Hände hinunter, die sich in meinem Schoß zu Fäusten geballt hatten. Ich zwang mich, sie zu lockern. Ich starrte auf meine Finger.
Ich dachte an die Zeit, als Du Dein Auto bekommen hast. An die Nacht, in der wir zu Kenny Maddens Party eingeladen waren. Ich wollte nicht. Ich wollte einfach mal Abstand von allem, verstehst Du? Selbst wenn ichtrank, fühlte ich mich auf Partys manchmal noch zu groß und zu dumm und zu …
Du hast gesagt: »Okay, wahrscheinlich ist es sowieso nur öde«, obwohl wir beide wussten, wenn du hingehen würdest, könntest Du Dir den heißen Typ aus der Abschlussklasse angeln, der extra vorher angerufen hatte, ob Du auch kommst. Wir sind bei Dir zu Hause geblieben und haben DVDs angeschaut. Du hast Fudge gemacht, und als Deine Mom nach Hause kam, hat sie nicht mal über die geschmolzene Schokolade geschimpft, die an der Küchentheke klebte, sondern nur gelacht und gesagt, dass sie das am nächsten Morgen sauber machen würde. Wir hatten so viel Spaß.
Ich
hatte so viel Spaß.
Und ich dachte, du auch.
Aber das war ein Irrtum, weil Du nachts, als ich schon schlief, aus dem Fenster gestiegen bist. Du bist erst morgens zurückgekommen, als Deine Mom schon auf war und ich mich gerade zur Haustür rausschleichen wollte, um ihrem wütenden Gesicht und ihren Vorwürfen zu entgehen.
Ich habe Dich angefleht: »Jetzt sag ihr doch, dass ich nichts dafür kann. Dass ich nicht wusste, dass Du weg warst.«
»Wo zum Teufel warst du?«, hat Deine Mom Dich angeschrien. »Ich bin vor Angst fast wahnsinnig geworden! Wie kannst Du mir das antun? Was glaubst Du, wie mir zumute war, als ich in Dein Zimmer kam und Du nicht da warst!«
Du hast nur »Jaja, klar« gesagt und Deine Jacke übereinen Stuhl geschmissen und dann bist du nach oben gegangen. »Mir reicht es langsam, dass man hier nie seinen Spaß haben darf.«
Ich habe nie erfahren, wen von uns beiden Du gemeint hast.
Die restliche Stunde saß ich schweigend da, bis Laurie mir sagte, dass ich gehen könne.
19
Caro rief mich am nächsten Tag an, nach unserem Treffen in der Uni-Bibliothek. Ich war gespannt, was sie von mir wollte, aber als ich ans Telefon kam, sagte sie nur: »Du wolltest doch noch ein paar Sachen recherchieren. Hast du das schon gemacht?«
»Ich arbeite dran«, sagte ich, während Mom, die als Erste am Telefon gewesen war, mir verschwörerisch zuwinkte und mir zuflüsterte: »Ich lass dich jetzt mal allein.« Dann ging sie aus dem Zimmer, ein strahlendes Lächeln im Gesicht.
»Okay, gut«, sagte Caro. »Ich wollte nur mal nachfragen, weil du ja plötzlich weg warst und Patrick wie ein Irrer rausgestürmt ist, als Mel und ich zurückgekommen sind, und da dachte ich, dass du vielleicht nicht …« Sie verstummte. Ich starrte an die Decke und zwang mich, nicht daran zu denken, was Patrick zu mir gesagt hatte.
»Also, bis dann«, sagte Caro schließlich und wir legten auf. Mom kam ein paar Minuten später zurück, immer noch lächelnd. Ich sagte: »Das war nur jemand aus meiner Arbeitsgruppe«, bevor sie mich fragen konnte, und dann vertiefte ich mich wieder in meine Hausaufgaben.
Ich spürte, dass Mom mich eine ganze Weile beobachtete, aber sie sagte
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