Loved by an Angel
weiter an, als wäre er sich nicht sicher.
»Könntest du Beth beim Rausgehen Bescheid sagen, dass ich gleich runterkomme?«
Er zuckte knapp mit den Schultern, dann ließ er sie los. »Klar.«
Ivy rannte die Treppe hoch. Sie war froh, dass sie den größten Teil des Tages mit Beth verbringen würde und nicht zur Schule musste. Wenn Ivy ihr erklärte, dass sie über bestimmte Dinge nicht reden wollte, würde Beth nicht weiter darauf drängen. Dummerweise hatte sie sich schon mit Suzanne zum Abendessen verabredet, sobald sie mit Gregory aus New York zurückkäme. Ivy war nicht übermäßig erpicht darauf, die Einzelheiten von Gregorys heldenhafter Rettungsaktion durchzukauen, genauso wenig Lust hatte sie auf das ganze »Sagte er, sagte ich« über Suzannes Verabredung.
Als Ivy an Gregorys Zimmer vorbeilief, klingelte sein Telefon. Sie überlegte, ob sie den Anruf für ihn entgegennehmen oder den Anrufbeantworter abnehmen lassen sollte.
Vielleicht ist es Suzanne, die wissen will, wo Gregory steckt, dachte Ivy. Sie blieb stehen, um zuzuhören. Wenn es ihre Freundin war, würde sie abnehmen und ihr Bescheid sagen, dass Gregory unterwegs war.
Der Anrufbeantworter piepste. Danach gab es eine kurze Pause, dann sagte eine Stimme: »Ich bin’s. Ich brauch das Geld, Gregory. Du weißt, dass ich mich nicht gern an deinen Alten wende! Und du weißt, was passiert, wenn ich das Geld nicht kriege. Ich brauch das Geld, Gregory, jetzt!«
Der Anrufer legte auf, ohne seinen Namen zu nennen, aber sie hatte seine Stimme erkannt. Es war Eric.
Ivy trommelte mit den Fingern auf dem Korbstuhl herum, sah zu dem Teich hinter dem Haus der Goldsteins, dann schaute sie noch einmal auf die Uhr. Offensichtlich hatte Suzanne vergessen, dass sie um halb sieben verabredet waren. Nun war es fünf vor halb acht.
Wie ärgerlich, dass sie so lange gewartet hatte, vor allem, weil sie keine Lust hatte, Suzanne an diesem Abend zu treffen. Aber als loyale beste Freundin hatte sie nicht absagen wollen.
»Für immer deine beste Freundin«, murmelte sie. Zu Hause hatte sie eine große Schachtel mit Brieffetzen und Zettelchen, die Suzanne seit der vierten Klasse schrieb, wenn ihr im Unterricht langweilig war. Alle Briefchen waren mit »Für immer deine beste Freundin« unterschrieben.
Für immer - in der Realität sah es allerdings so aus, dass sich ihr Verhältnis verändert hatte, seit Gregory im Spiel war. Daran war Suzanne genauso schuld wie sie selbst. Ivy erhob sich abrupt aus dem Stuhl und stieg die Verandatreppe hinunter.
Von der anderen Seite des Hauses hörte man einen Wagen in der Auffahrt. Eine Tür wurde zugeknallt. Ivy lief ums Haus und blieb stehen, als Gregory und Suzanne langsam Arm in Arm auf das Haus zugingen, Suzannes Kopf lag an seiner Schulter. Ivy wünschte, sie wäre früher gegangen, viel früher.
Gregory bemerkte sie als Erster und blieb stehen. Dann sah Suzanne auf. »Hi, Ivy!«, begrüßte sie sie überrascht. Einen Augenblick später schlug sie sich mit der Hand an die Stirn. »Ach Mann, das hab ich total vergessen! Tut mir echt leid. Hoffentlich hast du nicht so lang gewartet.«
Seit halb sieben, das weißt du ganz genau, und ich sterbe vor Hunger, hätte Ivy gern geantwortet, verkniff sich den Kommentar jedoch. Aber sie spielte Suzannes Spiel auch nicht mit, indem sie ihr versicherte: Nein, nein. Ich bin auch gerade erst gekommen. Das wurde schließlich von ihr erwartet, oder etwa nicht? Ivy sah ihre Freundin bloß an, sollte sie sich doch ihren Teil denken.
Vielleicht nahm Gregory die Spannung zwischen ihnen wahr. Jedenfalls kam er Suzanne schnell zu Hilfe. »Wir haben in letzter Minute beschlossen, noch eine Pizza bei Celentano’s zu essen. Es tut mir leid, dass wir nicht daran gedacht haben, dass du hier gewartet hast, Ivy. Es wäre schön gewesen, wenn du mitgekommen wärst.«
Damit handelte er sich von zwei Seiten einen bösen Blick ein: von Suzanne, weil er angedeutet hatte, dass ein Abendessen mit Ivy schön gewesen wäre und von Ivy, weil er angedeutet hatte, dass sie als Dritte im Bunde Spaß gehabt hätte. Hatte er noch nie gehört, dass drei immer einer zu viel sind?
Gregory löste sich von Suzanne und ging zum Auto. Er schob eine Hand in die Hosentasche, die andere legte er auf die geöffnete Tür und versuchte, dabei lässig zu wirken.
»Ich seh schon, heute Abend sind hier Mädchengespräche angesagt. Ich geh mal lieber, bevor ich mich von der Soap nicht mehr losreißen kann.«
Du bist doch die
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