Loved by an Angel
direkt hinter uns.«
Philip drehte sich um. Seine finstere Miene hellte sich plötzlich auf. Er strahlte. »Nein«, sagte er. »Aber da ist ein ...« Er zögerte.
»Was?«, fragte Beth.
Ivy drehte sich schnell um. Hinter ihnen stand niemand.
Philip zuckte leicht mit den Schultern. »Ist auch egal«, seufzte er.
Sie gingen zum letzten Bild, einem Hochformat mit vier Aquarellen.
»Wow!«, sagte Beth. »Die sind richtig gut! Nummer dreiunddreißig, wie du auch heißt, für mich bist du der Sieger!«
»Für mich auch«, stimmte Ivy zu. Der Farbauftrag des Künstlers war fast durchsichtig und die Farben leuchteten aus sich heraus.
Ivy deutete auf die Darstellung eines Gartens. »Da würde ich gern sitzen, stundenlang. Es fühlt sich so friedlich an.«
»Mir gefällt die Schlange«, stellte Philip fest.
Die Schlange fällt nur einem kleinen Jungen auf, dachte Ivy, so versteckt hat sie der Maler ins Bild eingefügt.
»Ich möchte mit der Frau im letzten Bild reden«, meinte Beth.
Die Frau saß unter einem Baum und wandte das Gesicht vom Maler ab. Blüten rieselten auf sie herab, leuchtende Apfelblüten, aber Ivy erinnerten sie an Schnee. Sie las den Titel: Zu früh.
»Da steckt eine Geschichte dahinter«, sagte Beth leise.
Ivy nickte. Sie kannte die Geschichte, oder eine ähnliche, nämlich wie es ist, wenn man jemanden verliert, bevor man ihn ...
Einen Augenblick lang brannten ihre Augen, doch dann blinzelte sie und sagte: »So, wir haben alles gesehen. Los, jetzt wird Geld ausgegeben!«
»Ja!«, rief Philip. »Wo sind die Karussells?«
»Es gibt keine Karussells, nicht bei einem solchen Festival.«
Philip blieb stehen. »Keine Karussells?« Er konnte es nicht fassen. »Keine Karussells?!«
»Ich glaube, wir haben einen langen Nachmittag vor uns«, erklärte Ivy Beth.
»Wir stopfen ihn einfach mit Süßkram voll«, meinte Beth.
»Ich will nach Hause«, maulte Philip.
»Kommt, wir gehen die Main Street runter«, schlug Ivy vor, »und sehen uns an, was so verkauft wird.«
»Das ist voll öde.« Ihr Bruder schob den Unterkiefer vor, wie immer, wenn er schmollte. »Ich geh jetzt Gregory suchen!«
»Nein!« Sie sagte es in so scharfem Ton, dass Beth sie überrascht ansah.
»Er hat eine Verabredung, Philip«, erinnerte Ivy ihn ruhig. »Und wir dürfen ihn nicht stören.«
Philip fing an, die Füße hinter sich herzuziehen, als hätte er bereits einen Tagesmarsch hinter sich. Auch Beth lief langsam und beobachtete Ivy.
»Es ist wirklich nicht fair Gregory gegenüber«, erklärte Ivy Beth, als hätte sie um eine Erklärung gebeten. »Er ist es nicht gewohnt, einen Neunjährigen überall mitzuschleppen.«
»Aha.« Die Art, wie Beth ihrem Blick auswich, verriet Ivy, dass ihre Freundin wusste, dass es nur die halbe Wahrheit war.
»Und Suzanne ist natürlich noch viel weniger daran gewöhnt.«
»Vermutlich nicht«, erwiderte Beth sanft.
»Hier ist es öde, öde, öde«, beschwerte sich Philip. »Ich will nach Hause.«
»Dann geh doch!«, fuhr Ivy ihn an.
Beth sah sich um. »Wollen wir uns fotografieren lassen?«, schlug sie vor. »Es gibt jedes Jahr einen Stand namens Old West Photos. Sie haben alle möglichen Kostüme zum Verkleiden. Das macht Spaß.«
»Super Idee!«, stimmte Ivy zu. »Von mir aus machen wir so viele Bilder, dass es für ein ganzes Album reicht«, Fügte sie flüsternd hinzu. »Hauptsache,er ist beschäftigt.«
Der überdachte Stand war vor dem Fotoladen aufgebaut und sah wie ein kleines Bühnenbild aus.
Man konnte einen Hintergrund auswählen, es gab Truhen mit Kleidern, in denen Kinder und Erwachsene herumwühlten, überall lagen Requisiten herum - Pistolen, Holzbecher, ein Büffelkopf aus Kunstfell. Durch das Klaviergeklimper fühlte man sich wie in einem Saloon.
Der Fotograf trug einen Cowboyhut, eine Weste und enge Lederhosen. Beth beäugte ihn von hinten. »Süß«, stellte sie fest. »Sehr süß.«
Ivy lächelte.
»Ich mag alles, was Stiefel trägt«, sagte Beth ein bisschen zu laut.
Der Cowboy drehte sich um.
»Will!«
Will lachte Beth an, die vor Verlegenheit rot anlief. Er legte ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm und nickte Ivy zu. Philip stöberte bereits in den Kostümtruhen herum.
»Wie geht’s?«, fragte Will.
Beth schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ich hab gar nicht daran gedacht, dass du das sein könntest.«
Er lächelte Beth an - mit einem breiten, lässigen Lächeln. Man konnte Wills Augen unter der breiten Hutkrempe nicht erkennen, aber
Weitere Kostenlose Bücher