Loved by an Angel
andere Jungs rumgestoßen hast. Er verdient es, besser behandelt zu werden, viel besser.«
Für einen Augenblick schwieg Suzanne. »Weißt du, was du brauchst, Ivy? Einen Freund.«
Ivy starrte in ihre Suppe.
»Darin sind Gregory und ich uns einig.«
Ivy sah sie scharf an.
»Er findet, Will würde gut zu dir passen.«
»Tristan hat gut zu mir gepasst.«
»Hat gepasst«, betonte Suzanne. »Hat. Das Leben geht weiter und du musst auch weitergehen!«
»Das werde ich auch, wenn ich so weit bin«, erwiderte Ivy.
»Du musst die Vergangenheit loslassen.« Suzanne legte eine Hand auf Ivys Handgelenk. »Du musst aufhören, dich wie ein kleines Mädchen aufzuführen, das sich an die Hand des großen Bruders Gregory klammert.«
Ivy wich ihrem Blick aus.
»Du musst wieder ausgehen und dich mit Jungs verabreden. Will zum Beispiel.«
»Halt dich da raus, Suzanne.«
»Gregory und ich können euch verkuppeln.«
»Ich hab gesagt, halt dich raus.«
»Gut!«
Suzanne schnitt sich ein superdünnes Browniestück ab, dann deutete sie mit dem Messer auf Ivy. »Aber du hältst dich auch raus, und erzähl mir nicht, was ich tun soll. Ich warne dich hiermit, komm mir mit Gregory nicht in die Quere!«
Was meint sie mit in die Quere kommen?, fragte sich Ivy. Sollte sie ihr keine Ratschläge mehr geben - oder nicht mehr Gregorys Hand halten?
Sie starrten beide schweigend auf ihr Essen. Peppermint saß zwischen den Stühlen und sah von einer zur anderen. Nach einer Weile, die ihnen wie nicht enden wollende Stille vorkam, fanden sie ein sichereres Thema und redeten über die Hochzeit, auf der Suzanne gewesen war. Aber während Suzanne weiterplapperte und Ivy nickte, konnte Ivy nur daran denken, dass sie so oder so jemanden verlieren würde, der ihr viel bedeutete.
8
Gleich, Philip«, sagte Ivy. »Wir wollen uns die anderen Bilder auch noch anschauen.«
»Dann geh ich Gregory suchen.«
Ivy streckte schnell die Hand aus und bekam ihren Bruder am T-Shirt zu fassen. »Heute nicht. Du bleibst bei Beth und mir.«
Die letzten vier Tage hatte Ivy wenig Zeit mit Gregory verbracht, sie sah ihn nur bei den gelegentlichen gemeinsamen Mahlzeiten oder wenn sie sich zufällig auf dem Flur begegneten. Wann immer sich ihre Wege kreuzten, hatte sie darauf geachtet, kein längeres Gespräch mit ihm anzufangen. Wenn er ihre Nähe suchte - und je mehr sie ihm aus dem Weg ging, umso mehr suchte er ihre Nähe -, hatte sie vorgegeben, in ihrem Musikzimmer üben zu wollen.
Gregory wirkte irritiert und leicht verärgert, dass sie sich so vor ihm zurückzog. Aber was sollte sie sonst tun? Sie waren sich zu nah gekommen. Ohne es zu wollen, hatte sich Ivy von ihm abhängig gemacht. Wenn sie sich jetzt nicht zurücknahm, verlor sie vielleicht Suzanne als Freundin.
Suzanne und Beth hatten sich am Nachmittag mit Gregory, Ivy und Philip in der Stadt getroffen, am Ende der Main Street, wo das Festival losging. Suzanne hatte sofort den Arm um Gregory gelegt, die Hand in seine Gesäßtasche geschoben und ihn von Ivy und Philip weggezogen. Ivy hatte daraufhin Philip in die andere Richtung gelenkt. Beth stand plötzlich allein an der Straßenecke.
»Komm mit uns mit«, hatte Ivy ihr zugerufen. »Wir schauen uns die Bilder an.«
Die Ausstellung fand in einer schmalen Gasse mit alten Läden statt, die von der Main Street abzweigte. Eine bunte Mischung der Bewohner Stonehills - Frauen, die Kinderwagen vor sich herschoben, alte Damen mit Strohhüten, Kinder mit bemalten Gesichtern und zwei Jungs, die als Clowns verkleidet waren - spazierten die Straße entlang, betrachteten die Bilder und versuchten zu erraten, wer sie gemalt hatte.
Jedes Bild trug einen Titel und eine Nummer, die Namen der Künstler wurden jedoch bis zur Preisverleihung, die später am Nachmittag stattfinden sollte, geheim gehalten.
Ivy, Beth und Philip waren fast am Ende der Ausstellung angelangt, als Philip mit seinem Theater anfing, er wolle Gregory suchen.
Ivy deutete gerade auf ein seltsames Bild und versuchte, ihn abzulenken. »Was ist das wohl?«, fragte sie.
»Gegenstände.« Er las mit finsterer Miene den Titel.
»Für mich sieht es wie eine Reihe Lippenstifte aus«, sagte Beth, »oder Bäume im Herbst oder Weihnachtskerzen oder Ketchupflaschen oder Raketen bei Sonnenuntergang ...«
Philip verzog das Gesicht. »Für mich sieht es einfach nur blöd aus«, sagte er laut.
»Psst! Philip, nicht so laut«, warnte ihn Ivy. »Vielleicht steht der Künstler
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