Lovers (German Edition)

ich mich fühle.
    Außerdem ist die Dusche einer meiner Lieblingsorte zum Masturbieren. Ich könnte den Duschkopf in die Hand nehmen und ihn direkt auf meine Klit richten. Das funktioniert jedes Mal, und ich gehe immer ab wie eine Rakete. So habe ich es hier auch mit Audrey immer wieder gemacht. Aber ich bin jetzt zu müde zu irgendwas , und ich will es mir nicht mal selbst besorgen.
    Masturbation ist ein toller Zeitvertreib für einen Einsiedler wie mich. Ich bin hergekommen, um endlich nicht mehr so ein schrecklicher Eremit zu sein. Keine Ahnung, ob es funktioniert oder ob ich wieder ganz für mich bleiben werde, wenn ich wieder zu Hause bin. Gut möglich, dass die Gruppe klein genug ist, damit ich mich noch länger wohlfühlen kann.
    Nur fühle ich mich leider nicht mehr wohl.
    Ich drehe das Wasser ab und steige aus der Dusche. Ich koche vor Unmut. Diese Reise hatte schließlich einen Grund! Und zwar nicht, mit Audrey zu schlafen oder mich in sie zu verknallen. Oder mich, ohne jeden Zweifel, auf wunderbare Art und schmerzlich von ihrem verfluchten Freund angezogen zu fühlen.
    Ich ziehe Schubladen auf, finde meine Körperlotion, die Zahnseide, meinen Lippenbalm, knalle die Schubladen wieder zu. Ich habe kein Recht, wütend zu sein. Das weiß ich, aber es ändert nichts.
    Terry würde jetzt sagen, dass meine Reaktion nicht unbedingt angemessen ist, auch wenn meine Gefühle berechtigt sind. Aber Terry ist nicht hier, und ich muss allein damit klarkommen. Wie ein großes Mädchen. Inzwischen knurrt mein Magen. Ich kann es wohl nicht länger vermeiden, zurück ins Haus zu gehen.
    Verdammt.
    Ich ziehe mich an: eine Jeans und ein Langarmshirt. Dann noch schnell die Haare gekämmt und los geht’s.
    Das Haus strahlt im Glanz vieler Lichter, und durch die Fenster sehe ich, dass alle anderen sich in der Küche versammelt haben. Einige Sekunden fühle ich mich schrecklich isoliert, als besitze es eine gewisse Symbolkraft, allein im Dunkeln draußen zu stehen und diese warme, freundliche Szene zu beobachten. Aber ich sollte endlich aufhören, mir solche Gedanken zu machen.
    Ich zwinge mich, das Haus zu betreten und gehe in die Küche. Im Radio spielt ein alter Song von Janis Joplin, und Viviane singt den Song mit. Sie schmettert ihn richtig. Ihre Stimme ist gewaltig und rau. Eine wirklich tolle Singstimme. Ich habe online ein paar ihrer älteren Sachen angehört, sobald ich herausfand, wer sie war: Viviane Shaw von der Band Crush. Aber sie jetzt singen zu hören, ist noch mal etwas anderes. Zu schade, dass sie es aufgegeben hat. Aber ich kann ihre Gründe nachvollziehen. Der Lebenswandel, die Drogen, die schließlich Malcolm, ihren Mann und Gitarristen der Band, umgebracht haben. Aber sie ist so ins Singen vertieft, ihr Körper bewegt sich und ihre Kehle arbeitet, selbst während sie einfach an der Kochinsel steht und mit der leise lächelnden Patrice Gemüse schnippelt. Deren Vögelchenaugen funkeln.
    Leo tanzt derweil ein bisschen zu dem Lied – unkontrollierte, abgehackte Bewegungen zu einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht. Er trägt eine Schürze und sieht ein bisschen albern aus, wie er etwas in einer großen Schüssel mischt. Kenneth schnarcht in einem der Ledersessel vor dem Kamin, Sid zu seinen Füßen, der mit ihm schnorchelt. Alle nicken mir zu, als ich die Küche betrete, als gehörte ich hierher. Ich glaube, das tue ich auch.
    Ein angenehmer Gedanke, von dem mir wunderbar warm wird.
    “Kann ich beim Essenmachen helfen?”, frage ich.
    Viviane nickt mit dem Kopf im Takt zur Musik und gibt mir ein Messer und schiebt mich zu einem Hackbrett, das auf der Kochinsel liegt. Dort liegt eine Rispe aromatische Tomaten, die sie vom Bauernmarkt mitgebracht hat. Viviane singt immer noch, und ich lächle, während ich beginne, die Tomaten zu schneiden. Das Messer gleitet in das üppige, rote Fruchtfleisch. Sie riechen frisch und leicht säuerlich, und meine Hand schmerzt dort, wo ich mich vorher am Papier geschnitten habe. Aber das ist mir egal.
    Leo fällt in den Gesang ein. Er hat eine überraschend gute Stimme, wenngleich sie etwas hoch ist. Ein glückliches Grinsen liegt auf seinem Gesicht. Viviane schiebt sich neben ihn, und den Rest des Lieds singen sie gemeinsam. Ihre Stimmen passen gut zusammen. Patrice und ich applaudieren ihnen, als das Lied vorbei ist, dann fallen Audrey und Jack in unseren Applaus ein, die beide gerade durch die Hintertür in die Küche kommen.
    Sie sehen ausgeruht und schön aus, nur ein