Lovers (German Edition)
Notizblock in den Sand.
“Es wird langsam zu warm, hm?”, meint Patrice. “Ich gehe jetzt wieder ins Haus.”
“Guter Vorschlag.” Viviane legt ihren Block auch beiseite und streckt die Arme über den Kopf. “Wieso gehen wir nicht zusammen zurück? Wir könnten Siesta halten, bevor es Abendessen gibt.”
“Ausgezeichnete Idee.” Kenneth nickt und steht auf.
Leo folgt ihm, dann Jack, der Audrey auf die Füße zieht, als würde sie nichts wiegen. Das tut sie auch nicht. Ich erinnere mich, wie erst letzte Nacht ihr Körper noch auf meinem lag. Wie sagt man so schön altmodisch? Leicht wie ein Vögelchen.
Wir packen alles zusammen, und alle helfen, die Sachen zurück zum Haus zu tragen. Die Decken und die Picknickkörbe stellen wir bei den Sesseln in der Küche ab.
“Ich räume das später weg”, sagt Viviane. “Übrigens, Jack. Das rote Cottage ist diesmal deins.”
“Danke, Viv. Ich hole nur rasch meine Sachen aus dem Auto. Ich könnte ein Nickerchen vertragen.”
Er strahlt sie an. Dieses Lächeln könnte Eis zum Schmelzen bringen. Strahlend weiße Zähne und ein Grübchen in der linken Wange, wie bei Audrey. Ich bin nicht ganz sicher, wieso mich das so stört.
Vielleicht, weil sie einfach perfekt zusammenpassen.
Jack verlässt durch die Hintertür die Küche, und während ich die Kaffeebecher ausspüle und in die Spülmaschine räume, kann ich nicht mal so tun, als würde ich nicht aus dem Küchenfenster schauen, wo Jack die Tür eines großen, schwarzen Trucks öffnet. Audrey steht direkt hinter ihm. Die Tür verbirgt einen Großteil ihrer Körper, aber ich kann an der Stellung ihrer Füße und daran, wie ihre Köpfe in dem staubigen Fenster zu sehen sind, beobachten, wie sie gegen ihn sinkt. Ich weiß, sie drücken sich aneinander, und dann beugt er sich über sie und küsst sie. Ein Becher rutscht mir aus den Händen und fällt in die Edelstahlspüle, wo er zerschellt.
“Verdammt.”
“Mach dir keine Sorgen, Schätzchen”, beruhigt Viviane mich. “Ich habe mehr davon.”
Ich drehe mich zu ihr um und schenke ihr ein erschöpftes Lächeln.
“Hey.” Sanft umfasst sie mein Kinn. “Warum so traurig?”
“Ich bin nicht traurig.” Ich wende mich ab, aber sie hält mich fest.
“Alle anderen haben sich schlafen gelegt. Du kannst es mir erzählen.”
“Ich … Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine … Gott, das ist eine Lüge. Ich weiß es nicht.” Ich beiße mir auf die Lippe. “Es ist Audrey.”
“Ah ja.” Viviane lässt die Hand sinken. “Süße, eins wirst du verstehen müssen bei Audrey. Sie ist voller Leidenschaft und Scharfsinn, und sie ist liebenswerter als sie selber weiß. Natürlich wirft sie sich auf jeden. Das liegt in ihrer Natur. Und wir alle baden in ihrem strahlenden Glanz, solange sie sich auf einen von uns konzentriert. Dann findet sie jemand anderen, den sie becircen kann. Nimm das nicht persönlich. Ich kenne das Gefühl. Erst ist sie deine beste Freundin, und dann verschwindet sie wieder. Bei Jack ist es in gewisser Weise genauso. Er blendet dich auch. Und Jack schafft es immer, sie abzulenken.”
“Ja.”
“Aber?”
“Aber … es ist kompliziert.”
“Aha.”
Ich blicke zu ihr auf. “Was meinst du mit ‘aha’?”
“Das geht mich nichts an.” Viviane nimmt ein Geschirrhandtuch vom Haken und trocknet einen Becher ab. Aber ihr Blick ruht weiter auf mir.
Ich trete von einem Fuß auf den anderen und verschränke die Finger. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe nicht geplant, darüber zu reden. Verdammt, ich habe nicht mal Zeit gehabt, selbst in Ruhe darüber nachzudenken. Aber wenn ich nicht mit Viviane darüber reden kann, die bisher so gut zu mir war, kann ich es vielleicht niemandem erzählen.
“Viviane.” Ich verstumme und warte, bis sie den Becher beiseitestellt und mich ansieht. “Es ist was passiert. Mit Audrey.”
Sie nickt. Ihre schulterlangen, schwarzen Haare wippen. Das Sonnenlicht lässt die lila Streifen wie Feuer auffunkeln. “Okay …”
“Das ist alles? Nur ‘okay’?”
“Ihr seid beide erwachsene Mädchen. Ich bin auch schon mit anderen Frauen zusammen gewesen, darum werde ich die Letzte sein, die dich verurteilt.”
“Nein, ich habe nur nie gedacht … Also, das habe ich auch nicht geglaubt. Ich weiß einfach nicht, wie ich darüber reden soll. Oder was ich darüber denke.”
“Mir musst du nichts erzählen, Tina. Ich hätte dich nicht bedrängen dürfen. Tut mir leid, Liebes. Ich mache mir nur Sorgen
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