Lovers (German Edition)
winziges bisschen zerzaust, als habe die Abendbrise ihre Haare durcheinandergebracht. Oder als seien sie gerade erst aus dem Bett gestiegen und noch etwas zerrupft vom Sex.
Hör damit auf.
Aber das ist schwer. Ihre Augen strahlen etwas zu hell, die Wangen sind etwas zu gerötet, und ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Den habe ich auch, nachdem ich mit Audrey geschlafen habe.
Bei der Erinnerung wird mein Körper warm. Und es genügt, die beiden anzusehen. Audrey mit ihrer unkonventionellen Schönheit, Jack mit seiner Anmut und der Kraft seiner langen, schlanken Muskeln lässt mich irgendwie dahinschmelzen. Das Verlangen ist wie Honig in meinen Adern, und ich fühle mich weich und … schwach. Mir gefällt das nicht. Aber so ist es nun mal.
Für mich völlig unerwartet tritt Audrey hinter mich, schiebt meine Haare beiseite und küsst mich auf die Wange. Aber bevor ich auch nur aufsehen kann, geht sie weiter. Sie umarmt Viviane von hinten, ihre Arme liegen um Vivianes großen Körper, während beide sich im Takt der Musik bewegen, und ich habe wieder mal keine Ahnung, ob der Kuss irgendeine Bedeutung hat.
Jack hält sich im Hintergrund. Auf seinem Gesicht liegt ein Lächeln. Gott, sein Mund ist wunderschön. Ich habe mich nie mehr danach gesehnt, einen Mann zu küssen als bei Jack Curran. Und dabei kämpfe ich noch immer darum, meine Schwärmerei für Audrey von meiner Anziehung zu ihm zu unterscheiden. Oder besteht da eine Verbindung? Darf ich denn meinen Gefühlen einfach vertrauen? Aber wie kann ich das, wenn ich den größten Teil meines Lebens halb betäubt war? Und plötzlich empfinde ich etwas … Nicht nur das: Ich empfinde so viel!
Gefühle, die richtige Chemie und ein sexuelles Sehnen, das fast schmerzhaft ist.
Mein Magen zieht sich zu einem Knoten zusammen. Ich versuche, den Ärger und die Verwirrung runterzuschlucken. Vielleicht muss ich die Dinge einfach akzeptieren, wie sie sind. Aber wie sind sie denn? Das weiß ich eben nicht. Ich wende mich wieder den Tomaten zu und hacke sie eifrig.
“Wow, langsam, Mädel”, sagt Jack. Und bevor ich etwas erwidern kann, steht er schon hinter mir und hat einen Arm um meinen Körper gelegt. Er legt seine Hand auf meine Rechte und hilft mir, das Messer zu greifen. Seine Haut ist heiß. Sogar noch heißer als Audreys. “Du wirst deine Finger in den Salat schnippeln, wenn du nicht aufpasst”, warnt er mich.
“Igitt”, sagt Leo. Er lacht.
Ich bin erstarrt. Jacks Körper fühlt sich so fest an hinter meinem. Er riecht nach sauberer Wäsche, und das empfinde ich plötzlich als unglaublich sinnlich. Ich hoffe, dass ich nicht sichtlich zittere, aber mein Inneres ist zutiefst erschüttert. Es brennt in mir. Er macht einen Schritt zurück, und ich bekomme wieder Luft. Ich atme tief durch und merke erst jetzt, was für ein krasser Angriff auf meine Komfortzone das gerade gewesen ist. Und das von einem Mann, den ich kaum kenne!
Trotzdem will ich, dass er das noch mal macht. Er soll sich gegen mich pressen. Ich will jede Fläche, jede Linie seiner Muskeln kennenlernen. Ich will mehr als nur diesen kleinen Vorgeschmack.
Ich will ihn. Will ihn!
Ich unterdrücke ein leises Stöhnen und mache mich diesmal etwas vorsichtiger über die Tomaten her.
Irgendwie schaffe ich es, die restliche Zeit der Essenszubereitung heil zu überstehen, und wir setzen uns an den großen Tisch im Esszimmer. Das Licht ist gedämpft, und im großen Kamin flackert ein Feuer. Der säuerliche, aschige Geruch des Feuers vermischt sich mit den Essensgerüchen. Es gibt ein toskanisches Nudelgericht mit einem großen Salat und Körben voll krossem italienischem Brot. Und natürlich Wein. Ein wundervolles, schlichtes Mahl, das wir mit Genuss essen. Ich liebe diese langen Mahlzeiten. Sie fühlen sich luxuriös an. Essen, reden und bei einem Glas Wein verweilen. Viviane serviert als Nachtisch Melonenspalten und knusprige Mandelbiscotti, und aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie Audrey Melonenstücke in die Hand nimmt, um Jack damit zu füttern. Ich kann nicht anders. Ihre Finger verschwinden zwischen seinen vollen Lippen, dann gleiten sie wieder hervor, und für mich sieht das aus wie purer Sex. Als würden sie am Tisch ficken. Feuchtes, rosiges Fleisch.
Ich muss mich dringend wieder beruhigen, aber das geht nicht so einfach. Schlimmer ist eigentlich nur, dass Jack während des Essens redet, und er ist klug, lustig und nett zu allen. Und wirklich charmant.
“Kenneth, wie geht’s Gracie? Und den
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