Lovers (German Edition)
führt, in denen ich mich so leer und einsam fühle, war ich unter Umständen besser dran, als ich nichts gefühlt habe.
Aber das kann ja auch nicht richtig sein.
Verdammt.
Ich steige wieder in mein leeres Bett und nehme mir fest vor, jetzt einfach einzuschlafen. Für gefühlte Stunden liege ich dort, und mein Körper verkrampft sich und schmerzt. Ich bin immer noch wach, als die Sonne aufgeht. Aber schließlich fallen mir die trockenen, brennenden Augen zu und ich sinke in einen erschöpften, traumlosen Schlummer.
“Bettina, aufwachen!”
Das ist Audrey. Sie steigt auf mein Bett und sieht frisch und munter aus.
“Mm, wie spät ist es?”
“Halb acht. Du musst aufstehen, wenn du zum Bauernmarkt mitkommen willst.”
“Ich bleib vielleicht lieber hier.”
“Ach, komm schon. Du musst mitkommen, das wird bestimmt ein Spaß.”
Meine Augen fühlen sich an, als wären sie zusammengeklebt, aber sie hat natürlich recht. Ich sollte mitgehen. Das ist allemal besser, als brütend hier herumzusitzen.
“Also gut, ich steh ja schon auf.”
Ich setze mich auf, und die Decke rutscht runter. Ich bin mir meiner nackten Brüste durchaus bewusst. Aber es ist ja nicht so, als habe Audrey mich noch nie nackt gesehen, und ich fände es auch albern, mich vor ihr zu bedecken. Zudem fühle ich mich leicht erregt. Ich hoffe, es fällt ihr nicht auf. Und wenn, schreibt sie es hoffentlich einer Reaktion auf die kühle Morgenluft zu.
Aber sie hüpft schon wieder vom Bett und ist fast durch die Tür. “Wir fahren in einer halben Stunde. Beeil dich!”
Ich dusche rasch und unterziehe dabei meine schmerzenden Muskeln einer kurzen Prüfung. Mein Kopf schmerzt, und meine Augen jucken, aber das machen sie immer, wenn ich zu wenig geschlafen habe. Selbst nach der Dusche bin ich noch ganz verträumt. Ich ziehe eine weiße Caprishorts und ein Tanktop an, das die Farbe vom Ozean in den frühen Nachmittagsstunden hat. Als ich in den Badezimmerspiegel schaue und versuche, meine unordentlichen Haare zu bändigen, sehe ich, dass die Farbe des Oberteils meine grauen Augen blauer wirken lässt als sonst. Sie sehen riesig aus, und die Pupillen sind groß und rund. Darunter liegen dunkle Schatten. Ja, heute Morgen habe ich auch das Gefühl, ein Schatten zu sein.
Ist wohl besser, wenn ich rausgehe und dieses Gefühl abschüttle.
Ich schlüpfe in ein Paar Flipflops und mache mich noch etwas taumelig auf den Weg zum Haupthaus. Dort hoffe ich auf Kaffee. Aber als ich dort eintreffe, steigen die anderen bereits in Vivianes SUV. Die anderen, das sind Viviane, Patrice, Leo und Audrey.
Leo, Audrey und ich sitzen auf der Rückbank, Audrey in der Mitte. Ich bin nervös und flattrig. Ich habe eigentlich nicht mehr so richtig mit ihr gesprochen, seit sie mit Charles verschwunden ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, irgendwas sagen zu müssen. Vielleicht später, wenn wir allein sind. Nicht, dass ich wüsste, was ich dann sagen könnte.
Die Landschaft huscht vorbei, ein verwischtes Gemisch aus den Farben der Morgensonne, die noch nicht viel Kraft hat und alles in die kühlen Farben des Meers taucht: das Grün von Zypressen und Eukalyptusbäumen, der strahlend blaue Himmel. Es verspricht, heute heiß zu werden, aber ich kann es nicht erwarten, endlich in die Stadt zu kommen und einen Becher Kaffee in die Finger zu kriegen. In der Zwischenzeit schlafe ich fast ein und bin unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Das ist vielleicht ganz gut, denn ich will im Moment nicht nachdenken. Es gibt zu viel, über das ich nachdenken muss. Besser, gar nicht damit anzufangen.
Wir erreichen die Innenstadt von Santa Barbara. Bisher habe ich von der Stadt nicht allzu viel gesehen. Sie ist hübsch. Die Gebäude sind geprägt von älterer Architektur – eine Mischung aus alten Ziegelgebäuden und Steinhäusern aus dem frühen 20. Jahrhundert. Es gibt schmiedeeiserne Bänke auf den Bürgersteigen und kleine Laubbäume. Überall stößt man auf Galerien und Cafés, wie man es in jeder kalifornischen Küstenstadt erwarten würde, die vom Tourismus lebt. Aber hier ist es ganz ruhig und … entspannt. Als ich die lange Hauptstraße entlangsehe, entdecke ich den Ozean, der in der Morgensonne blass und silbrig schimmert.
Wir parken zwei Blocks weiter auf einem kleinen, öffentlichen Parkplatz. Als wir aus dem Wagen steigen, beugt Audrey sich zu mir herüber. “Du riechst nach Sex, Bettina”, flüstert sie mir ins Ohr.
Sie grinst mich an, und ich werde rot. Aber ich
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