Lovers (German Edition)
vor und küsst mich sanft auf den Mund. Dann zieht er sich zurück und mustert mich prüfend. Er schiebt mir die Haare hinter das Ohr. “Ich auch nicht.”
Seine Stimme ist so leise, dass ich ihn kaum verstehe. Fast ist es so, als wollte er das nicht sagen. Oder als könnte er das nicht glauben. Aber es fühlt sich wahr an. Oder vielleicht ist das auch nur mein Wunschdenken.
Gott, ich hoffe nicht.
Mein Herz hämmert wieder in der Brust, und ich weiß nicht, ob ich es dieses Mal beruhigen kann. Er schaut mich direkt an. Seine Augen sind von einem intensiven, flüssigen Grün.
“Jack, bitte … sag so was nicht, wenn du es nicht so meinst.”
“Ich sage nie etwas, wenn ich es nicht so meine. Ich belüge meine Freunde nicht.”
Und da ist das Wort. Freunde . Ich habe mir nie etwas draus gemacht, wenn ich für einen Mann nicht mehr war als eine gute Freundin. Bis jetzt.
Verdammt.
Das wird kein gutes Ende nehmen.
“Bettina?”
“Ja?”
“Ich will dir etwas sagen. Ich weiß nicht so genau, warum, aber ich will es einfach.”
“Okay, dann … sag’s einfach.”
“Es geht um Audrey.”
“Okay …”
Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das hören will. Nein, ich bin sogar ziemlich sicher, dass ich es nicht will. Ich halte die Luft an und warte.
“Sie ist seit … na ja, seit diesem Mädchen am College die Erste, die mir hätte wehtun können. Und ich habe sie nicht besonders nah an mich herangelassen. Das ist also nicht das Problem. Vielleicht wollte ich sie einfach nicht, verstehst du, was ich meine?”
Das ist nicht unbedingt das, was ich hören will, aber ich kann ihn jetzt kaum bitten, den Mund zu halten.
“Die Sache ist die”, fährt er fort. “Nichts hat es bisher vermocht, mich besser über ihre alljährliche Zurückweisung hinwegzutrösten als die Zeit, die ich mit dir verbringe.”
Mir stockt der Atem. Ich bringe kein Wort über die Lippen. Was kann ich da schon sagen?
Er zieht mich wieder an sich, und meine Wange ruht auf seiner muskulösen Brust. Ich versuche, lieber nicht darüber nachzudenken, dass ich dann ja für ihn irgendwie doch nur die zweite Wahl bin. Das hat er ja nicht unbedingt damit sagen wollen, oder? Wir schweigen beide. Offensichtlich erwartet er keine Antwort von mir. Was auch gut ist, denn ich will ihm eigentlich nur sofort sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe.
Und das werde ich auf keinen Fall tun.
Mein Puls rast jetzt und stockt immer wieder, weil ich so verunsichert bin. Aber schließlich wird Jacks Atem ruhiger, und sein Herzschlag unter meiner Wange wird langsamer. Mein Körper beruhigt sich, und schon bald folgt mein Verstand.
Ich bin schläfrig und erschöpft. Und es fühlt sich gut an, einfach neben ihm ausgestreckt zu liegen. Nach ein paar Minuten kämpfe ich bereits gegen die Benommenheit, die mich zu übermannen droht. Die Dunkelheit umschließt uns wie eine kühle Bettdecke, und bis auf die Insel aus Licht von der Nachttischlampe ist es komplett finster. Ich kann das Rollen der Brandung durch das geschlossene Fenster hören. Inzwischen ist es mir vertraut und beruhigt mich. Es ist fast so beruhigend wie Jacks stiller, warmer Körper neben meinem. Endlich schlafe ich ein.
10. KAPITEL
Ich wache in der Dunkelheit auf. Jack hat das Licht wohl ausgeschaltet.
Ich weiß sofort, dass er weg ist. Aber er hat mich mit dem Bettüberwurf zugedeckt, der normalerweise über der Rückenlehne des Stuhls liegt. Das ist lieb, aber irgendwie auch wieder nicht. Schließlich ist er ja trotzdem weg. Er hat sich mitten in der Nacht einfach fortgeschlichen.
Es wird langsam kalt, und ich zittere. Ich ziehe die kleine Baumwolldecke enger um meine nackten Schultern und richte mich auf, um aus dem Fenster zu sehen. Es ist dunkel, und ich kann nichts sehen außer dem schwachen, bernsteinfarbenen Glühen von Jacks Verandalicht.
Ich hasse es, dass ich mich so verdammt leer fühle. Ich müsste es besser wissen. Es ist ja nun nicht so, als wäre ich ein verträumter Teenager, der sich zum ersten Mal verknallt hat. Aber genauso verhalte ich mich. Wie schrecklich, dass ich meine Gefühle überhaupt nicht unter Kontrolle habe. Das war schon bei Audrey so, und bei Jack ist es mir schon wieder passiert.
Und das soll ein Fortschritt sein?
Plötzlich spüre ich, wie Wut in mir aufsteigt.
Ich habe jetzt schon so lange Therapie gemacht und mir seit Monaten angehört, dass ich lernen muss, mich wieder zu öffnen, um etwas zu empfinden. Aber wenn das zu Situationen wie dieser
Weitere Kostenlose Bücher