Lovers (German Edition)
Sex, sondern auch von dem Gedanken, den ich mir da gerade gestattet habe.
Was ist nur mit mir los? Ich kenne diesen Mann doch kaum länger als eine Woche persönlich, wir kommunizieren erst seit knapp einem Jahr übers Internet. Und das zählt ja wohl nicht.
Vielleicht ist mein Verstand einfach von den Endorphinen vernebelt. Zwei Orgasmen hintereinander, die mich schier um den Verstand bringen. Da kann so was schon mal passieren.
Ja genau, ich habe völlig den Verstand verloren.
Mein Gott.
Ich muss wirklich zusehen, dass ich wieder zur Vernunft komme. Aber erst mal muss ich mich beruhigen.
Später. Erst mal ist er noch in mir, und sein Körper ist so nah an meinem, unsere Haut klebt vom Schweiß zusammen. Das ist einfach zu gut. Und als er aus meinem Körper gleitet und sich auf den Rücken dreht, zieht er mich zu sich, und sein Arm ruht unter meiner Schulter. Mein Kopf liegt auf seiner Brust. Wie jedes andere Paar, nachdem es sich geliebt hat.
Ich seufze.
“Alles okay mit dir?”, fragt er.
“Ja, alles super. Mir geht’s sogar richtig gut.”
“Mhhh, mir auch.”
Er küsst mich auf die Stirn, und es kostet mich große Mühe, in diese Geste nicht zu viel hineinzuinterpretieren. Oder überhaupt in alles, was er tut. Aber meine Gedanken rasen mal wieder, und es vermischt sich alles Gute mit allem Schlechten. Ich sehe Bilder, Schatten, ich mache mir Sorgen und bin immer noch völlig berauscht von dieser glitzernden Welle aus Endorphinen, auf der ich nach den Orgasmen dahinsegle.
Ich bin wirklich unverbesserlich.
“Bettina”, sagt er. Er klingt verschlafen.
“Was denn?”
“Ich spüre förmlich, wie du nachdenkst.”
Darauf muss ich lachen. “Na ja, erwischt. Ich denke also.”
“Wenigstens hast du damit gewartet, bis wir fertig sind. Das glaube ich zumindest. Für mich hat es sich so angefühlt.”
“Oh, dabei war mein Verstand die ganze Zeit ausgeschaltet. Keine Sorge.”
“Aber sobald es vorbei war, ging er wieder auf Sendung?”
“Na ja, manchmal.”
“Und?”
“Mein Gott, Jack.”
“Was denn?”
“Du willst nicht wirklich wissen, was mir durch den Kopf geht.”
“Warum nicht?”
Ich atme langsam aus. “Weil du ein Mann bist.”
“Vielen Dank, dass du mich einem Klischee zuordnest.”
“Ach, komm schon, Jack. Du weißt, wie ich das meine.”
Er dreht sich auf die Seite und sieht mich an. Mit der Hand umfasst er mein Kinn, wie er es vorhin schon getan hat. Er zwingt mich, ihn anzusehen. “Bettina, ich halte nichts davon, mit jemandem zu schlafen, mit dem ich nicht befreundet bin. Und Freunde reden doch miteinander.”
Ich nicke leicht. “Also … ist das der Grund, warum du keine Beziehung willst? Weil es besser ist, nur befreundet zu sein, selbst wenn man was Sexuelles laufen hat?”
“Glaub mir, keine Frau würde mit mir in einer Beziehung sein wollen. Ich bin der klassische Künstler. Ich bin egoistisch, und wenn ich arbeite, lebe ich nur in meinem Kopf. Es ist so verdammt viel einfacher, mit jemandem Sex zu haben, mit dem man einfach nur befreundet ist. Dann gibt es kein Problem mit irgendwelchen falschen Erwartungen. Man kann alles im richtigen Verhältnis sehen, verstehst du?”
“Ich glaube schon.” Ich schweige kurz und versuche, seiner Argumentation zu folgen. Ein Teil von mir will das wirklich verstehen und ihm glauben. “Ist das der Grund, warum die Sache mit dir und Audrey funktioniert?”
“Ja, zum Teil deswegen. Es funktioniert vor allem, weil wir beide wissen, worauf wir uns eingelassen haben und was es eben nicht ist. Es gibt von keiner Seite irgendwelche Forderungen oder Erwartungen. Und was außerhalb des gemeinsamen Betts passiert, geht den anderen nichts an.”
“Trotzdem stört es dich manchmal.”
Jetzt ist er derjenige, der nachdenklich schweigt. “Ja. Manchmal. Aber ich komme meist ziemlich schnell darüber hinweg. Wie ist das bei dir?”
“Du meinst die Sache mit Audrey? Es ist kompliziert. Allein die Vorstellung, mit einer Frau zusammen zu sein, ist für mich neu. Und das bringt noch andere Probleme mit sich. Sie hat mir ganz neue Seiten an mir gezeigt, und ich muss immer noch irgendwie dahinterkommen, was das für mich bedeutet. Und überhaupt. Ich meine, das ist schon merkwürdig, mit jemandem zusammen zu sein, der eine so tolle Ausstrahlung hat wie Audrey. Sie ist … bezaubernd. Mir wird manchmal richtig schwindelig in ihrer Gegenwart. Aber ich denke jetzt nicht mehr so viel an sie”, füge ich leise hinzu.
Er beugt sich
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