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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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erst mal ausgiebig zu duschen. Doch Mia legt mir die Hand auf die Schulter und meint: »Nein, ich finde, du solltest hingehen.«
    »Kommst du mit?« Ich fühle mich schlecht, weil ich sie frage. Sie hat gerade erst drei unglaublich anstrengende und begeistert aufgenommene Konzerte gegeben dort in Japan und Korea und ist dann einmal um die halbe Welt geflogen, um direkt in meinem persönlichen Psychodrama zu landen. Aber für mich ist das alles einfach um einiges erträglicher, wenn sie dabei ist.
    »Bist du dir sicher?«, fragt sie. »Ich will mich nicht aufdrängen.«
    »Glaub mir, wenn sich hier jemand aufdrängt, dann bin ich das.«
    Der Portier schnappt sich unser Gepäck, um es auf unser Zimmer zu bringen, und der Concierge begleitet uns durch die Lobby. Das Hotel war vor langer Zeit mal ein Schloss, das inzwischen von Rockern und einem Haufen anderer Musiker belagert wird, die mir zunicken und Begrüßungen zurufen, doch ich bin im Moment zu nervös, um darauf zu reagieren. Der Concierge führt uns in einen schwach beleuchteten Innenhof. Die ganze Band ist da, und man hat ein riesiges Büfett aufgebaut, mit dem traditionellen englischen Rostbraten.
    Liz dreht sich als Erste um. Seit der Tour zu Collateral Damage sind die Dinge zwischen uns nicht mehr so, wie sie mal waren, doch der Blick, den sie mir jetzt zuwirft, ist schwer zu beschreiben: Fast so, als wäre ich die größte Enttäuschung in ihrem Leben, doch sie steht darüber, spielt es herunter, benimmt sich bemüht normal, als wäre ich einer ihrer Fans, einer von diesen klettigen Typen, einer von den vielen Leuten, die etwas von ihr wollen, was sie nicht verpflichtet ist zu geben. »Adam«, sagt sie mit einem höflichen Nicken.
    »Liz«, fange ich vorsichtig an.
    »Hey, Arschloch! Schön, dass du dich endlich zu uns gesellst!« Fitzys Stimme klingt gleichzeitig sarkastisch und erfreut, mich zu sehen, so als könne er sich einfach nicht entscheiden, was er von mir halten soll.
    Mike sagt keinen Ton. Er ignoriert mich einfach.
    Und dann fühle ich, wie Mias Schulter mich streift, als sie hinter mir hervortritt. »Hi, Leute«, sagt sie.
    Liz’ Gesicht wirkt für einen Moment völlig ausdruckslos. So als würde sie nicht wissen, wer Mia ist. Dann sieht sie verängstigt aus, als hätte sie einen Geist gesehen. Und schließlich fängt die Unterlippe meiner starken, toughen Kampflesben-Drummerin an zu zittern, und ihre ausdruckslose Fassade beginnt zu bröckeln. »Mia?«, fragt sie, wobei ihr schon die ersten Tränen über die Wangen rinnen, ehe sie meine Freundin fest umarmt.
    Als sie sie wieder losgelassen hat, hält Liz Mia auf Armeslänge von sich und sieht sie an. Dann sieht sie mich an und wieder zurück zu Mia. »Mia?«, ruft sie, gleichsam fragend, obwohl sie die Antwort bereits mitliefert. Dann wendet sie sich mir zu. Und wenn sie mir auch nicht unbedingt gleich verzeiht, so versteht sie mich doch immerhin.
    Der Regen begleitet uns noch den ganzen nächsten Tag. »Ein wunderschöner englischer Sommer, den wir da erleben dürfen«, witzeln alle. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, dass ich mich bei dieser Sorte Megafestivals verbarrikadiere, aber als mir einfällt, dass das vielleicht das letzte Festival für lange Zeit sein könnte, zumindest als aktiv Beteiligter, da schleiche ich mich auf das Festivalgelände, höre mir ein paar Bands auf den Nebenbühnen an, unterhalte mich ein bisschen mit alten Freunden und Bekannten und rede sogar mit ein paar Musikjournalisten. Ich gebe mir alle Mühe, die bevorstehende Auflösung der Band nicht zu erwähnen. Das kommt schon noch früh genug raus, und ich will es den anderen überlassen, wann sie die Neuigkeiten publik machen wollen. Wenn man mich zu meiner neuen mysteriösen Geliebten befragt, dann sage ich nichts als »kein Kommentar«. Ich weiß, dass das alles noch früh genug ans Licht der Öffentlichkeit dringen wird, und auch wenn ich Mia den ganzen Zirkus ersparen will, ist es mir eigentlich gleich, wenn die ganze Welt davon erfährt, dass wir ein Paar sind.
    Als sich unser Gig um neun Uhr nähert, hat sich der Regen zu einem leichten Nieseln abgeschwächt, das im Dämmerlicht des Spätsommerabends zu tanzen scheint. Die Festivalbesucher haben sich mit dem Matsch längst abgefunden. Der Schlamm ist überall, und die Leute wälzen sich darin, als wären wir hier auf dem Woodstock-Festival oder so.
    Vor dem Auftritt war die Band noch etwas nervös. So ist das nun mal auf Festivals. Da steht mehr auf

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