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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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sehe mir nur einen Film an«, sage ich und schniefe.
    Sie nickt und schließt höflich wieder die Tür.
    Darcy hat Elisabeth gerade einen Antrag gemacht und sie hat empört abgelehnt. Ich löse mich normalerweise nicht auf, wenn ich einen Film sehe. Schon gar nicht, wenn es ein einigermaßen kitschig und sentimental gemachter Liebesfilm ist. Aber seit Luca mich geküsst hat und ich ihn zurück geküsst habe, ist es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung. Es ist wie mit Stefan, dem Vampir, der nach Jahren der Enthaltsamkeit wieder Menschenblut saugt und von da an außer Kontrolle ist. For over a century I have lived in secret ... Okay kein century. Aber sonst habe ich mich höchstens ein wenig verliebt oder für einen Jungen geschwärmt. Und jetzt? Es ist Sonntag, es ist nur zwei Tage her, dass ich Luca gesehen habe und ich fühle mich, als wäre ich auf Entzug. Ich möchte seine Haut spüren, seine Lippen auf meinen, seine Stimme hören. Mir würde es auch reichen, nur neben ihm zu sitzen und ihm beim Schlafen zuzusehen. Ich bin sehr verliebt.
    Ich überlege, ob ich Zoe anrufe. Eindeutig könnte sie mich verstehen. Besonders was die Anziehungskraft von Luca angeht. Aber sie ist Melanies Freundin. Überhaupt: Melanie. Ich finde mein Verhalten unmöglich, das sagt jedenfalls mein Verstand. Aber nichts in mir bereut auch nur ein winziges bisschen von dem, was geschehen ist und was ich getan habe. Am besten, ich tue so, als ob ich krank wäre. Gehe einfach Montag nicht in die Schule und warte ab, was passiert. Aber schon, wenn ich darüber nachdenke, verwerfe ich den Gedanken. Menschenblut. Ich will ihn sehen, ich muss. Ich bin machtlos.
    Am Montag fahre ich mit dem Rad zur Schule. Die Kälte schneidet in mein Gesicht, es ist März, von Frühling ist noch nichts zu spüren, aber ich muss mich bewegen. Zum ersten Mal verstehe ich Luca, ich habe so viel Energie in mir und nur Bewegung kann sie abbauen. Auf dem Schulgelände trödele ich an den Fahrradständern herum, natürlich hier, wo ich Luca nicht treffen werde. Denn ich muss unbedingt und zuerst mit Zoe sprechen. Als ich sie in die Schule kommen sehe, spurte ich auf sie zu.
    »Zoe!«
    »Was ist los?«
    Ich bin so schnell gerannt, dass ich außer Atem bin.
    »Kommt Melanie?«
    Zoe bleibt stehen und mustert mich. Sie weiß, dass etwas los ist. »Melanie ist noch krank.«
    Ich atme erleichtert auf. Ein Problem weniger . Ich will in die Schule gehen, aber Zoe rührt sich nicht.
    »Was ist los, Ella?«
    Ich ziehe sie beiseite, weg aus dem Strom der Schüler, die auf die Schule zulaufen. »Ich muss dir was erzählen.«
    »Ja?«
    »Ich war doch am Freitag bei Luca ...«
    Jetzt sieht Zoe mich so an, wie ich sie sonst immer angesehen habe. Kritisch, fragend.
    »Ich ... äh ... er ist gar nicht so blöd.«
    »Ach, ja?«, sagt Zoe und hebt die Augenbrauen. Das hat sie sich alles bei mir abgeguckt. Und ich verdiene es nicht besser. Aber deswegen muss sie mich nicht so anstarren. Ihre Augen werden groß und größer und auf einmal spüre ich, dass jemand hinter mir steht.
    »Hey, Ella!«
    Es ist Luca. Ich drehe mich zu ihm. Seine Augen sind tiefdunkel, fast schwarz und immer noch so offen und verletzlich wie bei unserem letzten Treffen. Ich kann nicht sprechen, irgendetwas ist in meinem Hals.
    Luca stützt sich auf seine Krücken, er hat keine Hand frei. Fast bin ich erleichtert, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche, als von ihm berührt zu werden.
    »Tja, ich muss schon mal los, dritter Stock!« Er winkt mit einer der Krücken und macht sich auf den Weg. Dritter Stock, ich weiß. Ich erinnere mich an den Montag, als er mich auf der Treppe angerempelt hat. Jetzt kommt es mir so vor, als hätte damals schon alles begonnen.
    »Ella?«, sagt Zoe streng.
    »Ich weiß nicht ...«, krächze ich und senke meine Stimme. »Ist Melanie noch mit ihm zusammen?«
    Zoe sieht mich an, überlegt. Kneift die Augen zusammen, verzieht den Mund. Sie lässt mich leiden, eindeutig.
    »Könnte natürlich sein, dass sie deshalb krank ist ...«
    Ich würde Zoe am liebsten für diese Bemerkung umarmen. Danke! Dann fällt mir auf, wie gemein das ist. Und vielleicht haben sie und Luca ja nur eine Krise?
    Es klingelt zur Stunde.
    »Ich muss los.«
    »Bis gleich ...«, sagt Zoe, »und ich will die ganze Geschichte.«
    In Englisch kann ich mich kaum konzentrieren. Ich schaue aus dem Fenster, ich träume und ich kann nur hoffen, dass es so aussieht, als ob ich intensiv über Education in England nachdenke,

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