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Loving

Loving

Titel: Loving Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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und Jane Austen aus und kann sich länger als drei Minuten auf ein sachliches Gespräch konzentrieren.
    Ich poste eine kleine Zusammenfassung des Buches, dann komme ich zu meinen Gedanken. Mir gefällt einfach gut, dass Jane Austen ihre damals revolutionäre Sicht auf Ehe und Beziehung so mutig vertreten hat. Damals war eine Liebesbeziehung nicht unbedingt üblich. Aber heute ist es anders. Und vielleicht muss man heute weniger darauf achten, sich zu lieben, als darauf, dass man zusammenpasst und die gleichen Interessen teilt. Wie meine Eltern. Denn sonst landet man bei einem Mann, mit dem man sich langweilt, wenn die große Verliebtheit vorbei ist.
    Mutige These!
    kommentiert Alex eine halbe Stunde später.
    Danke!
    blogge ich zurück. Es ist unsere Art, uns gelegentlich mit kleinen Kommentaren zu zeigen, wie sehr wir die Arbeit des anderen schätzen. Auf den meisten Buchblogs geht es um die Buchmesse, die in einer Woche in Leipzig stattfindet. Ich war noch nie auf einer Buchmesse. Mich interessiert, ob Alex dort hingeht.
    Gehst du auf die Buchmesse?
    Die Antwort kommt prompt.
    Natürlich, ich wohne hier.
    Auf einmal weiß ich, was ich tun muss. Um Abstand von Luca zu bekommen und mich wieder mehr mit Büchern zu beschäftigen. Immerhin bin ich Buchbloggerin. Für Luca ist es der Sport, aber für mich ist es das Lesen und Bloggen.
    Ich überleg, ob ich dieses Jahr auf die Buchmesse fahre?
    Mach doch. Du kannst bei mir wohnen. 20 Minuten bis zur Messe.
    Mein Herz schlägt höher. Und diesmal liegt es eindeutig nicht an Luca.
    Aufgeregt gehe ich runter in die Küche, wo meine Mutter gerade einen Auflauf in den Ofen schiebt.
    »Kann ich für zwei oder drei Tage auf die Buchmesse fahren?«
    Meine Mutter sieht auf. »Hast du nicht Schule?«
    »Ja, aber ich habe doch Leistungskurs Deutsch und ich bin Buchbloggerin. Die geben mir bestimmt Freitag frei und dann fahre ich Sonntag zurück. Ich fehle nur einen Tag.«
    Meine Mutter stellt den Timer am Ofen. »Und wo willst du wohnen? Ein Hotel findest du jetzt bestimmt nicht mehr.«
    »Eine Buchbloggerin wohnt in Leipzig. Sie hat mich eingeladen. Und es ist nur eine Stunde mit dem Zug von Berlin nach Leipzig.« Das habe ich alles schon recherchiert.
    Meine Mutter lächelt. »Hört sich gut an. Das Internet ist grandios, oder? Ich habe heute Nacht wieder mit einem Kollegen in Australien geskypt. Wenn das zu meiner Studienzeit schon alles möglich gewesen wäre ...«
    »Dann hättest du Papa nicht getroffen«, wende ich schnell ein.
    Sie setzt sich an die Küchentheke, auf der ein halbgefülltes Weinglas steht und nimmt einen Schluck.
    »Vielleicht ...«, sagt sie vage.
    Ich zögere, dann sage ich es doch.
    »War Papa deine ... große Liebe?«
    Sie lächelt. »Aber, ja. Ich meine, er war mein Chef und eigentlich sollte man sich nicht in seinen Chef verlieben, oder? Das dachte ich jedenfalls. Aber da war nichts zu machen.«
    »Und Papa?«
    Sie dreht das Weinglas in der Hand und lächelt auf eine Art in sich hinein, die ich noch nicht sehr oft bei ihr gesehen habe.
    »Nun, eigentlich sollte ein Chef sich wohl auch nicht in seine Assistentin verlieben.« Sie zuckt mit den Achseln. »Aber dann ist es doch passiert.«
    Ich setze mich neben meine Mutter und flüstere fast. »Und woher wusstest du, dass er der Richtige ist?«
    Sie lächelt offen. »Du weißt es. Weil du einfach nicht von ihm loskommst.«
    Bevor ich für ein paar Tage vor Luca und meinen Gefühlen fliehen kann, muss ich noch den kommenden Freitag überstehen. Erst den Deutschkurs, danach das Treffen bei Luca. Ich fühle mich gewappnet mit dem Plan, zur Buchmesse zu fahren und mein Leben wieder wichtig zu nehmen, bevor er meinen Verstand ganz vernebelt. Und als er sich am Freitag, wie nicht anders zu erwarten, neben mich setzt, erinnere ich mich an unser Gespräch in Sport. Dies hier ist nur eine Arbeitsverbindung. Ich werde mich nicht lächerlich machen und ihn anhimmeln. Jetzt und am Nachmittag nicht, wenn ich zu ihm gehe. Die ganze Stunde sage ich mir das und beteilige mich besonders stark am Unterricht, um Luca neben mir nicht wahrzunehmen: den Geruch seines Deos, seine kleinen gelangweilten Seufzer, die Art, wie er sich lässig in der Bank ausstreckt.
    Nach der Stunde gehe ich zu Frau Bolder und bitte Sie darum, mir am nächsten Freitag für die Buchmesse freizugeben. Sie ist sofort einverstanden, und möchte nur eine offizielle Entschuldigung meiner Eltern. Kein Thema. Mein Leben ist unter Kontrolle.
    »Ach,

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